Zum Hauptinhalt springen

Düsseldorf

Redaktion:
OB Stephan Keller will weitere fünf Jahre im Rathaus bleiben

Er will die Stadt zusammen halten

Dr. Stephan Keller ist derzeit Oberbürgermeister von Düsseldorf und möchte das auch bleiben. „Ich habe noch einiges vor, manches ist nicht fertig, andere Dinge müssen wir neu anpacken, damit die Stadt vorankommt“, sagt er. Daher tritt er bei der diesjährigen Kommunalwahl am 14. September nochmal an.

Für ihn ist Düsseldorf eine wunderbare Stadt mit viel Potenzial und hoher Lebensqualität. Besonders wichtig ist Keller, ein Oberbürgermeister für alle zu sein. Er möchte Politik für alle Menschen, unabhängig vom Alter, dem Geschlecht oder der Konfession machen. Dabei will er die Stadtgesellschaft zusammenhalten. Das sei eine der größten Aufgaben der nächsten Jahre, sagt er.

IV Stephan Keller
-:-

Vom Student zum Oberbürgermeister

Stephan Keller war auch mal Student. Er hat Jura in Bayreuth und Birmingham studiert. „Ich hatte ein ganz tolles Studentenleben. Ich glaube eine der schönsten Phasen meines Lebens“ erinnert sich der Politiker zurück. Für ihn ist Düsseldorf eine Stadt, die für alle Menschen und nicht nur für Studierende attraktiv ist. Sie würde durch Lebendigkeit, Weltoffenheit und Vielfalt überzeugen, sagt er. Dabei sei die rheinländische Mentalität nicht ganz unbedeutend: „Wir sind ein ganz gastfreundlicher und sympathischer Menschenschlag“, findet der Oberbürgermeister.

8.000 neue Wohnungen bis 2030

Ein Problem für Studierende ist es, eine Wohnung zu finden – das Angebot ist knapp und die Mietpreise sind hoch. Stephan Keller möchte das Problem mit der Wohnungsbauoffensive lösen. Das ist ein Maßnahmenpaket, das die Stadt bereits 2023 beschlossen hat. Dadurch sollen 8.000 neue Wohnungen bis 2030 geschaffen werden. Davon sollen 4.000 auf städtischen Flächen entstehen und die, die auf privaten Flächen entstehen, sollen zu 50 % gefördert werden. So will er 6.000 bezahlbare Wohnungen schaffen. „Wir wissen um die Knappheit. Es ist nicht nur für Studierende ein Problem, sondern auch für viele ganz normale Düsseldorfer, die sich die Fragen stellen, ob sie sich die Stadt noch leisten können“ betont Keller. Das Planungsamt würde auch schon Pläne für mehr als 10.000 Wohneinheiten bearbeiten, berichtet der Oberbürgermeister. Doch die Stadt hat aktuell zu wenig Flächen, die bebaut werden können.Wir müssen uns realistische Ziele vornehmen“ merkt er daher an. 

Das Glashüttengelände in Gerresheim wäre eine Fläche, wo in Zukunft Wohnungen gebaut werden könnten. Dies ist eine von drei großen Flächen in Düsseldorf, wo Keller bauen möchte. Eine andere ist hinter dem Hauptbahnhof. In 2026 sollen dort die Bauarbeiten losgehen. Die dritte Fläche befindet sich in Benrath. Auch dort soll ein großer Anteil an Wohnungen entstehen. Neubauten sind jedoch oft sehr teuer. Durch das sogenannte Bauland Modell will Stephan Keller dem entgegenwirken. Laut dem Modell soll auf privaten Flächen 50 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen entstehen. Zusätzlich sollen auf städtischen Flächen 100 Prozent bezahlbare Wohnungen gebaut werden.

Eine weitere Möglichkeit, die Wohnungsnot, gerade für Studierende zu lindern, sind Wohnheime. Davon findet man jedoch in Düsseldorf nur wenige. Nur 8 Prozent der Studierenden haben einen Platz im Wohnheim. Das liegt unter dem Bundesdurchschnitt. Eine Möglichkeit wäre, dass die Stadt dem Studierendenwerk ihre eigenen Grundstücke günstiger anbietet. Stephan Keller möchte das als Oberbürgermeister machen. Um günstigeren Wohnraum anbieten zu können, will er aber nicht nur mit dem Studierendenwerk, sondern zum Beispiel auch mit Genossenschaften zusammenarbeiten.

Kompromisse brauchen Zeit: Radleitrouten und Radhauptnetz

Um die Fahrradinfrastruktur in Düsseldorf zu verbessern, setzt Stephan Keller unter anderem auf große Radleitrouten, die durch die ganze Stadt gehen sollen. Diese befinden sich derzeit im Bau. Die eine soll von Westen nach Osten und die andere von Süden nach Norden führen. Außerdem ist auch ein Radhauptnetz in Planung. Die Idee ist schon ein paar Jahre alt und traf auf viel Kritik durch die lange Umsetzungsdauer. „Immer da, wo wir Verbesserungen für den Fahrradverkehr durchsetzten, verschlechtern wir den Verkehr für eine andere Verkehrsart“, sagt Keller. Da die richtigen Kompromisse zu machen, bräuchte Zeit, meint er. 

Trotz des geplanten Radhauptnetzes und den Radleitrouten, hat seine Regierung in der jetzigen Legislaturperiode nur 33 Kilometer Radwege geschaffen. Für Keller ist aber nicht die Kilometeranzahl das wichtigste, denn oft seien es Stellen wie Knotenpunkten und Kreuzungen, die erforderlich sind, um es für den Radfahrer komfortabler zu machen. „Deshalb messe ich uns nicht nur an den geschaffenen Kilometern“, sagt er. 

Mehr Kapazitäten im ÖPNV

Neben dem Fahrrad ist auch die Bahn ein wichtiger Faktor im Leben der Studis. Keller möchte mehr Kapazitäten auf der Schiene und im Busverkehr schaffen, indem zum Beispiel mehr Fahrzeuge zur Verfügung gestellt werden. So könnte beispielsweise die U79 in den morgendlichen Stunden entlastet werden, sagt er. Auch müssten, laut Keller, die Anschlüsse zum Beispiel zwischen Straßenbahn und Bus besser miteinander verknüpft werden. Dafür wurde vor einem Jahr bereits der Rheintakt eingeführt. Seitdem fahren Busse und Bahnen werktags alle zehn bis zwanzig Minuten. Das hätte an vielen Stellen zu Verbesserungen geführt, sagt Keller. In den nächsten Jahren soll ein zweiter Baustein des Rheintakts kommen. Und dann will der Oberbürgermeister auch noch neue Linien schaffen. Darunter fällt zum Beispiel die U81. Die soll vom Arenabahnhof bis nach Lörick gehen. „Das wird viele Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV motivieren“, hofft Keller. 

Bei Pünktlichkeit von Bussen und Bahnen setzt Stephan Keller auf Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Die Rheinbahn würde in diese Richtung auch schon einiges ausprobieren. Zum Beispiel würde sie Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Fahrzeugen und den Lichtsignalanlagen erproben, sagt der Politiker. 

Politik für alle

Es wird oft kritisiert, dass Politik für ältere Menschen gemacht wird. „Ich würde zunächst erstmal den Befund bestreiten, dass wir tatsächlich für Ältere mehr Politik machen, als für die Jüngeren“, erwidert Keller. „Wir haben in unser Schulsystem investiert, wie kaum eine zweite Stadt deutschlandweit“, sagt er. Während seiner Amtsperiode seien 1,6 Milliarden in die Schulen investiert worden. Auch im Bereich der jungen Familien sei seine Regierung sehr aktiv. So gäbe es ein gutes Kinderbetreuungsangebot. So soll Studierenden zum Beispiel der Eintritt in die Familienphase erleichtert werden, damit sie Familie und Berufe besser vereinen können. 

Stephan Keller merkt jedoch auch die Eigeninitiative an. Studierende müssen sich auch für Politik interessieren. Es gäbe viele Vereine, Organisationen oder auch Verbände, in denen sich auch Studierenden engagieren könnten, sagt er. Es sei nicht nur eine Bringschuld von der Politik, sondern müsse auf beiden Ebenen funktionieren, findet Keller. Für junge Menschen soll Düsseldorf interessant bleiben. Dazu zählen für ihn eine gute Fahrradinfrastruktur, ein funktionierender ÖPNV und bezahlbarer Wohnraum. „Das sind, glaube ich, so die größten Stellschrauben, an denen wir drehen sollten, auch um die Stadt für Studierende und junge Professionals attraktiv zu halten“, sagt er. 

Redigat: jw