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Kultur

Redaktion:
Jörg-Thomas Alvermann im Gespräch mit Jacques Tilly (r.)

Tilly und Heinrich Heine

Am Samstag fand das große Winterfest auf der Bilker Straße statt. Einer der Höhepunkte war der Talk mit Karnevalswagenbauer Jacques Tilly im Heinrich-Heine-Institut. Ein Programmpunkt, der schnell politisch wurde. Zahlreiche Besucher:innen drängten sich in den Lesesaal, um dem Talk zuzuhören. Gesprochen wurde über Tillys berühmten politisch-satirische Karnevalswagen, seine Verbindung zu Heinrich Heine, sowie über die Rolle von Humor und Satire im Umgang mit gesellschaftlichen und politischen Missständen.

Beitrag Jacques Tilly
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Einblicke in die Arbeitsweise von Tilly

Ein guter Karnevalswagen muss auf den ersten Blick verständlich sein, auch „wenn man 1,5 Promille drin hat“, erklärt Tilly. Komplexe politische Themen müssen in leichte, pointierte Ideen umgewandelt werden.

Jacques Tilly und seine Werke

Jacques Tilly ist ein Düsseldorfer Bildhauer und Kommunikationsdesigner. Besonders bekannt ist er als Karnevalswagenbauer. Jedes Jahr prägen seine satirischen Motivwagen den Rosenmontagszug in Düsseldorf und sorgen regelmäßig für internationale Aufmerksamkeit. Ob in Frankreich, China, Italien oder Israel, die Bilder von seinen Wagen finden ihren Weg in die ganze Welt. Denn Tilly spricht politische Themen an, die nicht bei jedem gut ankommen. Ein Beispiel ist sein diesjähriger Wagen zur AFD: Alice Weidel reicht aus einem Hexenhaus, dass TikTok, Instagram und Youtube symbolisieren soll, Erstwähler:innen ein Hakenkreuz-Plätzchen. Die AFD drohte ihm daraufhin mit rund 25 Klagen. Tilly erhält auch Morddrohungen. Das bringt ihn allerdings nicht aus der Ruhe. „Meine Frau sagt immer: Wenn sie ihn schon umbringen, dann nur für einen Wagen, wo es sich lohnt“, erzählt er gelassen.

Tillys Verhältnis zu Heine

Sowohl Heinrich Heine als auch Jacques Tilly kommen aus Düsseldorf. Aber das ist nicht das Einzige, was die beiden miteinander verbindet. „Satire, Sarkasmus und bissiger Humor ist sein Markenzeichen“, sagt Tilly über Heine. Genauso können auch Tillys Werke charakterisiert werden. Humor als Werkzeug gegen politische und gesellschaftliche Missstände ist das, was die beiden Düsseldorfer Künstler eint.

 

„Hier in Düsseldorf werden die harmloseren Wagen aussortiert.“

Es gab aber auch große Fortschritte in den Schaffensjahren von Tilly: „Heute ist viel, viel mehr möglich als noch vor 42 Jahren, wo ich angefangen habe“, sagt Tilly rückblickend. Im Gegensatz zu Heine sei Tilly in Düsseldorf noch nie zensiert worden. Er lobt die Ausdrucksfreiheit im Düsseldorfer Karneval. Meist wollen es seine Vorgesetzten thematisch und bildlich noch wesentlich härter als er. Und mit einem Seitenhieb fügt Tilly am Ende hinzu, dass er froh sei, hier in Düsseldorf zu arbeiten und nicht in einer Stadt mit einem Dom.

Funfact

Seit dem Jahr 2000 bleiben alle Wagen streng geheim. Niemand außer dem Auswahlkomitee sieht die Wagen vor Karneval. Denn davor kam es immer wieder dazu, dass z. B. Politiker:innen den Bau bestimmter Wagen verhindert haben.

Redigat: jw

Dieser Beitrag ist im Rahmen des Workshops „Mediale Begleitung des Winterfestes auf der Bilker Straße – Wir erkunden die Straße der Romantik und Revolution“ der Studierendenakademie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf entstanden.