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Kultur

Redaktion:
Ein Modell der Bilker Straße mit Negativräumen

HSD-Studentin will die Bilker Straße neu denken

Die Bilker Straße gehört zu den Orten, die man leicht übersieht und die trotzdem mehr erzählen, als man im Vorbeigehen ahnt. Alte Fassaden, kleine Läden, ein gewachsener Stadtraum, der viel Potenzial hat. Optisch aber steht vor allem eines im Vordergrund: Die einspurige Pflasterstraße wird durch die dicht an dicht parkenden Autos zu einem reinen Abstellort reduziert.

Beitrag Re:Street
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Negativräume nutzen

Damit diese Vorstellung nicht abstrakt bleibt, hat Franca die Bilker Straße als detailliertes Modell aufgebaut. Gedruckt wurde nicht nur die Bebauung. „Wir haben die komplette Bilker Straße in 3D gedruckt und auch den Negativraum. Man sieht hier die Räume, die man als Passant öffentlich betreten kann“, erklärt sie. So wird sichtbar, wie viel Platz heute vom ruhenden Verkehr blockiert wird und welches Potenzial dahinter liegt.
Für Franca ist die Motivation klar. „Die Bilker Straße ist eine schöne, gewachsene Straße, wird aber im Moment nur als Parkstreifen genutzt und bietet keine Aufenthaltsqualität.“ Mit Re:Street zeigt sie, wie sich das ändern ließe, wenn man den Mut hat, Gewohnheiten zu hinterfragen und den öffentlichen Raum neu zu denken.

Für Franca Föcking, Architekturstudentin an der Peter Behrens School of Arts an der HSD, war das Anlass genug, genauer hinzusehen. Ihr Projekt Re:Street fragt, wie die Bilker Straße wirken könnte, wenn sie nicht länger dem Auto gehört. Ihr Projekt heißt Re:Street und ist für ihre Masterarbeit. „Es geht um die autofreie Innenstadt und die Bilker Straße als Modellprojekt“, sagt sie. Die Idee dahinter ist einfach und radikal zugleich. Eine Stadt, in der Straßen wieder Orte sind, an denen man bleibt, geht und sich begegnet. Nicht bloß Verkehrsflächen, sondern Lebensräume. Re:Street dient als Beispiel dafür und lädt Stadtverwaltung, Politik und Anwohner:innen ein, sich eine lebendige Innenstadt vorzustellen. Präsentiert wurde das Projekt erstmals beim Winterfest in der Bilker Straße.

Vom Modell zur Debatte

Re:Street geht über die ästhetische Vision hinaus. Nach der Abgabe ihrer Masterarbeit im Januar möchte Franca das Projekt der Stadt vorstellen. Sie hofft, dass darauf konkrete Schritte folgen. Ob und wie weit dieser Weg gehen kann, ist offen. Aber die Initiative eröffnet einen Diskurs über die Rolle von Verkehr, öffentlichem Raum und urbaner Lebensqualität. Franca Föcking richtet ihren Appell an alle. „Wenn man offen ist für neue Ideen und sich nicht immer dagegenstellt, kann man mehr erreichen und das Leben für alle verbessern“, sagt Franca. Damit richtet sich Re:Street nicht nur an Planer:innen und Politiker:innen, sondern an alle, die in Stadt leben, sie nutzen und mitgestalten. Europaweit überdenken Städte Mobilitätsstrukturen und innerstädtischen Raum. Diskussionen über Radwege, Fußgängerzonen oder Stadtbegrünung sind Teil eines größeren Kontextes. Re:Street reiht sich in diese Debatten ein. Mit dem Unterschied, dass es keine abstrakte Planung ist, sondern ein greifbares Modell, eine Einladung zur Diskussion und zur Vision. Besonders in Zeiten, in denen Städte mit Verkehrslärm, Umweltbelastung, Parkplatznot und sinkender Aufenthaltsqualität kämpfen, bietet dieses Projekt eine radikale, aber denkbare Alternative: Innenstädte, in denen Menschen Vorrang haben und nicht Autos.

Eine Straße mit Potenzial

Ob Re:Street jemals Wirklichkeit wird, hängt von vielen Faktoren ab: Politik, Stadtplanung und Willen zur Veränderung. Aber das Modell zeigt eines klar: Städte sind gestaltbar. Und alle, die Straßen nutzten, haben ein Mitspracherecht. Re:Street mag ein studentisches Projekt sein, doch am Ende steht eine größere Frage: Wie wollen wir leben? Vielleicht ist die Bilker Straße nur der Anfang. Vielleicht zeigt das Modell, was möglich wäre, wenn wir bereit sind, anders zu denken.

 

Redigat: am / ce
Audio: Vincent Thai
Text: Hannah Haas

Dieser Beitrag ist im Rahmen des Workshops „Mediale Begleitung des Winterfestes auf der Bilker Straße – Wir erkunden die Straße der Romantik und Revolution“ der Studierendenakademie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf entstanden.