Kultur

Heines Wintermärchen als Live-Hörspiel
Es wird still im Saal und alle schauen gespannt auf die Bühne, wo Jasmin-Nevin Varul und Nikolaus Benda Platz genommen haben. Allerdings bleibt es nicht lange ruhig im Lesesaal des Heine-Instituts, denn Ralf Zartmann beginnt, mit verschiedensten Gegenständen eine Geräuschkulisse zu erschaffen. Und schon ist das Publikum mittendrin in Heines Wintermärchen.
Begegnung mit Harmonia
Im Rahmen des Winterfests auf der Bilker Straße findet hier keine normale Lesung von Heinrich Heines Werk “Deutschland. Ein Wintermärchen” statt, sondern ein Live-Hörspiel. Die beiden Schauspieler:innen und der Geräuschemacher vertonen den Schluss des satirischen Versepos. Dafür schlüpft Jasmin-Nevin Varul in die Rolle des Ich-Erzählers, der Heine selbst darstellt, und Nikolaus Benda in die der Harmonia.
In dem vorgetragenen Teil trifft Heine auf Harmonia, die Schutzheilige von Hamburg. Ab diesem Moment verändert sich der Ton des Gedichts: Sie erscheint ihm als Symbol der Versöhnung und macht deutlich, dass Liebe und Harmonie stärker sind als Hass und Zerstörung. Heine erkennt dadurch, dass seine Kritik am Vaterland nicht aus Feindschaft entspringt, sondern aus dem Wunsch nach Freiheit und Erneuerung. So endet das Werk mit der Hoffnung auf ein Deutschland, das durch Menschlichkeit und Fortschritt verwandelt wird.
Klangwelten im Hörspiel
Das Live-Hörspiel erlaubt es dem Publikum, von der Geschichte umhüllt zu werden. Dabei spielen die Geräusche, die das Hörspiel begleiten, eine zentrale Rolle. Immer wieder erzeugen sie Emotionen im Publikum und ernten starke Reaktionen – von Gelächter bis hin zu Gänsehaut. Ralf Zartmann, freiberuflicher Schlagzeuger und Perkussionist, steht an diesem Abend hinter verschiedensten Gegenständen und Musikinstrumenten: darunter ein Regenmacher, ein Glas in Übergröße, eine Ratsche und vieles mehr. Immer zur rechten Zeit erzeugt er mit einem von ihnen ein passendes Geräusch – teilweise in Sprechpausen, manchmal aber auch leise im Hintergrund, während die Geschichte weitererzählt wird.
Herausforderung und Wirkung
Eine besondere Herausforderung bei einem Live-Hörspiel ist es, perfekt aufeinander abgestimmt zu sein. Alles muss ineinander und zueinander passen. Das war zunächst schwierig. Da Jasmin-Nevin Varul in München lebt, konnten die Proben nur per Zoom stattfinden. Darüber war aber der Umgang mit Geräuschen technisch sehr problematisch. „Erst vor Ort konnten wir alles zusammenbringen“, sagt Jasmin-Nevin Varul. Heines Wintermärchen hat auch aktuell eine große Relevanz. Das sieht auch die Schauspielerin so. Das Wintermärchen ist ein Stück, das nicht nur zum Lachen bringt, sondern auch zum Nachdenken.
Die Darbietung endete mit tobendem Applaus, und Sabine Brenner-Wilczek, Direktorin des Heine-Instituts und des Schumann-Hauses, beendete das Winterfest – allerdings bleibt die Aussicht auf eine mögliche Eventreihe, in der noch mehr von Heines Werken als Live-Hörspiel aufgeführt werden.
Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“ ist in 7 Capita (Hauptstück oder Kapitel eines Buches) eingeteilt.
Der komplette Text findet sich auf den Seiten des
Redigat: am / ce
Video: René Boddice
Dieser Beitrag ist im Rahmen des Workshops „Mediale Begleitung des Winterfestes auf der Bilker Straße – Wir erkunden die Straße der Romantik und Revolution“ der Studierendenakademie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf entstanden.
