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Düsseldorf

Redaktion:
OB-Kandidatin Clara Gerlach (Grüne)

Sie will mehr Tempo in Düsseldorf

In NRW stehen am 14. September die Kommunalwahlen an. Die Bürger:innen in Düsseldorf können dann einen neuen Oberbürgermeister oder eine neue Oberbürgermeisterin wählen. Dafür ist seit Wochen der Wahlkampf im vollen Gange. Clara Gerlach tritt bei der Oberbürgermeisterwahl als Kandidatin für die Grünen an. Sie selbst kommt aus Düsseldorf und ist bereits seit mehr als 20 Jahren in der Politik aktiv. An Düsseldorf mag sie vor allem, dass die Stadt so international, aber trotzdem „so heimelich miteinander ist“. „Ich habe das Gefühl, die rheinische Lebensfreude ist hier Zuhause und das steckt auch gleich alle an, die zu uns kommen und hier dauerhaft bleiben“, sagt sie. 

In der jetzigen Legislaturperiode bildet ihre Partei zusammen mit der CDU eine Koalition. Unter Stephan Keller war sie fünf Jahre lang ehrenamtliche Bürgermeisterin der Stadt, also eine Stellvertreterin des Oberbürgermeisters. Jetzt will sie selber den Posten übernehmen und ist dafür seit Wochen in der Stadt unterwegs, um für jede Stimme zu kämpfen. Auch bei hochschulradio düsseldorf hat sie vorbeigeschaut. Im Interview sprach sie insbesondere über die Themen Mobilität und Wohnen.

IV Clara Gerlach
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Sie will bezahlbaren Wohnraum schaffen und Mieter:innen schützen

Ein großes Thema im Wahlkampf ist Wohnen, denn in Düsseldorf ist der Wohnraum knapp und die Mieten sind teuer. Gerlach nennt als Probleme noch den hohen Leerstand von Wohnungen und dass Menschen entmietet, also aus der Wohnung verdrängt werden. „Da tut die Stadt fast nichts, um ihre Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen“, sagt sie. So gäbe es zum Beispiel keine Stelle, wo man sich hinwenden kann, um einen Leerstand zu melden, meint die Politikerin. Dadurch würden viele leere Wohnungen nicht gemeldet und die Stadt könne so keine Ordnungsmaßnahmen ergreifen. „Das heißt, dass auch ganz viel Wohnraum einfach unseren Bürgerinnen und Bürgern entzogen wird, ohne dass die Stadt dort maßgeblich handeln würde“, sagt Gerlach. 

Um günstigen Wohnraum zu schaffen, möchte sie als Oberbürgermeisterin Brachflächen, wie zum Beispiel das Glashüttengelände in Gerresheim bebauen. „Dort könnten 1500 Wohnungen realisiert werden“, sagt Gerlach. Sie will die Genossenschaften mit ins Boot holen und so dort hundert Prozent bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dafür müsse man sich als Stadt aber ein bisschen robuster aufstellen, sagt sie. „Und tatsächlich auch die Konzerne, die diese Flächen im Eigentum haben, so unter Druck setzen, dass sie die Flächen verkaufen und wir als Stadt, die selbständig bebauen können“, meint Gerlach. Auch Auf´m Tetelberg in Bilk will sie Wohnraum schaffen. Sie möchte in dem Viertel ein Meisterquartier erbauen und so Handwerk in das Wohnviertel bringen. Auch Kultur und Infrastruktur sollen dort entstehen. „Zu attraktiven Stadtvierteln gehört eben nicht nur Wohnraum, sondern auch Institutionen, Kultur und Handwerk“, sagt die Politikerin. 

Für Studierende sind auch die Plätze in den Wohnheimen vom Studierendenwerk eine Möglichkeit, um eine günstige Wohnung zu bekommen. Doch diese Plätze sind begrenzt und deswegen gibt es lange Wartelisten. Damit das Studierendenwerk mehr Wohnheime bauen kann, könnte die Stadt ihm ihre Grundstücke günstiger abgeben. Gerlach möchte das als Oberbürgermeisterin auf jeden Fall tun. „Wir brauchen diesen Wohnraum und müssen ihn abdecken und da müssen wir als Stadt auch bereit sein, tatsächlich in eine gewisse Vorleistung zu gehen“, sagt sie. 

Gerlach ist es aber auch wichtig, Menschen, die schon in einer bezahlbaren Wohnung leben, vor Entmietung und Verdrängung zu schützen. Dafür hat sie das Online-Tool „Mietschutz. Jetzt" entwickelt. Dort können Bürger:innen zum Beispiel Hilfe bei einer möglichen Verdrängung und Entmietung finden. Auch Leerstand kann man dort melden und Düsseldorfer:innen können sehen, ob sie zu viel Miete zahlen. Das Tool „wäre etwas, was ich natürlich mitnehmen würde an die Spitze der Stadt“, sagt Gerlach. 

Schnell und sicher durch Düsseldorf - wie Mobilität ausbauen?

Viele Studierende nutzen den ÖPNV, um zur Uni zu kommen. Oft sind U-Bahnen und Busse aber zu spät oder fallen aus. Gerlach will den ÖPNV in Düsseldorf stärken, denn sie möchte, dass Menschen nicht auf das Auto angewiesen sind und es auch mal stehen lassen können. Sie will eine Taktverdichtung von 7 1/2 Minuten für stark befahrene Bahnlinien umsetzen. Dafür bräuchte es unter anderem mehr Elektrobusse, mehr Betriebshöfe und mehr Fahrer:innen für die Fahrzeuge der Rheinbahn. „Da muss eine Priorität draufgelegt werden, sodass der ÖPNV gut funktioniert“, sagt Gerlach.

Auch den Radverkehr und den Fußverkehr will Gerlach als Oberbürgermeisterin fördern. „Die Beschlüsse sind alle da, aber die Umsetzung einfach nicht“, sagt sie. Gerade bei den Radleitrouten, die im Moment gebaut werden, sei die Umsetzung zu langsam gewesen, findet Gerlach. Die Radleitrouten sind große Fahrradachsen durch die Stadt. Insgesamt soll es sechs davon geben. Im Moment werden zwei gebaut. Die erste führt von Lohausen im Norden bis nach Hamm im Süden, die zweite geht von Lörick im Westen bis nach Gerresheim im Osten. Es gäbe die Möglichkeit, so etwas deutlich schneller zu realisieren, meint die Politikerin. Sie will eine städtische Tochtergesellschaft, die schon Mobilitätsstationen gebaut hat, mit dem Bau der Radwege beauftragen. Denn der Bau der Mobilitätstationen hätte schon super funktioniert, findet Gerlach. So sei ein „dritter Ort“ in den Vierteln entstanden, an dem man sich auf Bänken und begrünten Plätzen aufhalten kann. „Ich glaube, das alles macht eine Stadt lebenswert und es macht es dann vielleicht auch lebenswerter für Studierende“, sagt sie. Die müssten dann nämlich nicht immer nach Hause pendeln, sondern könnten sich in Düsseldorf eine Wohnung leisten und „gut mit dem Fahrrad und mit dem ÖPNV zur Uni kommen“, meint die Politikerin. 

Als ein positives Beispiel nennt sie auch den Radweg auf der Luegallee. „Das war ein sehr umstrittener Radweg“, sagt Gerlach. Hier hätten sie einen Verkehrsversuch gestartet und es einfach mal ausprobiert, dort einen Radweg zu schaffen, erzählt sie. Die Reaktion der Bewohner:innen auf den Verkehrsversuch sei sehr positiv gewesen. Nach drei Monaten haben sie dann den Versuch beendet und dort einen festen Radweg installiert. „Das ist ein Weg, wie es gehen kann“, sagt Gerlach. Sie sei aber auch bereit, etwas wieder rückgängig zu machen, wenn es nicht funktioniert.

Das sind die Hauptthemen von Clara Gerlach

Clara Gerlach setzt ihren Fokus auf den Verkehr und auf das bezahlbare Wohnen. Hier möchte sie „ganz weit vorangehen“. Auch das Thema Nachtkultur steht bei ihr auf der Agenda. Das sei sehr wichtig für eine Stadt, sagt sie. Und „macht sie, glaube ich, auch attraktiv für Studierende“. In Düsseldorf gäbe es zu wenig Clubs, meint Gerlach. Sie will etwas dagegen tun und zum Beispiel Clubs am Worringer Platz oder an der Ratinger Straße bauen. So möchte die Politikerin ein relevantes Nachtleben in Düsseldorf schaffen und dafür sorgen, dass sich Studierenden in der Stadt wohlfühlen und gerne in Düsseldorf wohnen. 

Redigat: jw / am