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Campus

Redaktion:
Auf dem Foto sind Nora und Blanca zu sehen. Sie sitzen nebeneinander und lächeln in die Kamera. Nora hält ein Flyer zu der Ausstellung hoch.
Nora (r.) und Blanca haben an der Ausstellung mitgearbeitet

Ein bisschen Magie auf dem Bildschirm

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Eine Hexe hat eine krumme Nase, Warzen auf dem Gesicht, ist böse, hässlich und fliegt mit einem Besen durch die Nacht. So werden Hexen normalerweise dargestellt. Die digitale Ausstellung „reclaim the witch“ von Studierenden der HHU zeigt aber ein ganz anderes Bild von Hexen. Hier sind sie selbstbewusst, magisch und auch ein bisschen feministisch.

Von der Zukunft bis zur Gegenwart

Um zur Ausstellung zu gelangen, reicht es einen QR-Code zu scannen oder den Titel „reclaim the witch“ zu googeln. Mit wenigen Klicks befindet man sich dann schon in der „Eingangshalle“. Hier kann man sich durch 16 Ausstellungsstücke durchklicken. „Man hat so ein bisschen eine Mischung aus künstlerischen Elementen, aber auch redaktionellen Elementen“, sagt Nora Frings. Sie studiert Medienkulturanalyse an der Heine-Uni und hat die Ausstellung mitgestaltet. Ein künstlerisches Element ist zum Beispiel ein Lied, das Nora selbst komponiert und gesungen hat. Der Song setzt sich mit dem letzten Hexenprozess am Niederrhein von vor knapp 300 Jahren auseinander. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden drei Frauen verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, einen Pakt mit dem Teufel gehabt zu haben.

Zwei von ihnen wurden ermordet, die Dritte für unschuldig befunden. Ein Gedenkstein in Gerresheim erinnert noch heute daran. Über den Hexenprozess gibt es auch noch einen Infotext, der auf wissenschaftlichen Quellen basiert. Nora sieht diese Quellen kritisch, weil sie häufig aus der Sicht der Beschuldiger und nicht der Opfer geschrieben sind. „Das, was ich mit diesem Song gemacht habe, ist auch eine Interpretation der Quellen“, erzählt sie. So versucht sie auch den Opfern eine Stimme zu geben und Leid zu vermitteln, dass die Opfer damals empfunden haben könnten. Im Lied macht sie das, mit traurigen Klängen und mit einer sanften Stimme. Die Ausstellung blickt aber nicht nur in die Vergangenheit. Sie beschäftigt sich auch mit dem Konzept der Hexe in der Gegenwart. „Hexe, das ist ja auch ein Begriff, der vor allem sehr abwertend gegenüber Frauen benutzt wird“, sagt Nora. Die Studentinnen wollen, dass der Begriff diese negative Komponente verliert. „Es geht auch darum, die klischeehafte Vorstellung aufzulösen, dass Hexen etwas Böses sind“, sagt Blanca Bohemia, die auch an der Ausstellung mitgearbeitet hat. Ein Ausstellungsstück von ihr dreht sich zum Beispiel um den Hexenglauben und um magische Praktiken. Es ist eine Art Anleitung, wie man den Zugang zum Hexenglauben findet. „Es gibt Magie, es gibt Zugänglichkeiten, die sich normativen Vorstellungen entziehen“, meint Blanca.

Der Studiengang

Medienkulturanalyse ist ein Masterstudiengang an der Heine-Uni. Studierende gehen der Frage nach, welche Bedeutung Medien bei der Entwicklung von Kultur haben. Außerdem müssen sie ein Teamprojekt organisieren. Das kann zum Beispiel ein Forschungsprojekt, aber auch eine Ausstellung oder eine Tagung sein. Insgesamt gibt es dafür 12 Creditpoints.

Ein Projekt im Rahmen des Studiums

Hinter den einzelnen Ausstellungsstücken stecken fünf Studentinnen der Heine-Uni. Sie alle studieren Medienkulturanalyse und müssen im Rahmen ihres Studiums ein Teamprojekt organisieren. Ihr Projekt ist „reclaim the witch“. Im letzten Wintersemester hatten sie ein Online-Seminar zum Thema Hexen. „Da haben wir uns relativ schnell auf das Thema geeinigt, weil die Hexe so vielschichtig ist“, sagt Nora. Nachdem das Thema der Ausstellung feststand, ging es dann an die Vorbereitung. Als Erstes haben sie einen Instagram-Kanal erstellt. Danach besuchten sie eine Ausstellung im Theatermuseum über Hexen und haben sich davon inspirieren lassen. Die Website haben sie selbst gestaltet und das ohne viel Vorerfahrung. Circa ein halbes Jahr haben sie an dem Projekt gearbeitet, davon waren die letzten drei Monate am intensivsten. Nun ist die digitale Ausstellung schon seit Mitte Juli online.

Nutzer:innen können mitmachen

Die Ausstellung wird jetzt ein Jahr online bleiben. Die Studentinnen überlegen noch, sie zu vergrößern, vielleicht auch mithilfe von Nutzer:innen, die etwas zur Ausstellung beitragen wollen. Ein bisschen kann man aber auch jetzt schon bei der Ausstellung mitmachen. Auf der Website gibt es einen QR-Code, der zu einem „Mentimeter“ führt. Eine Note haben die fünf für ihr Projekt übrigens noch nicht bekommen. Die Gruppe muss nämlich noch ein schriftliches Konzept abgeben. Erst dann gibt es die Note, die vielleicht auch den Aufwand des Projekts würdigt.

Der Nachname einer Gesprächspartnerin wurde auf Wunsch der Person nach Veröffentlichung des Artikels geändert.

Redigat: rb