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Wissenschaft

Redaktion:
Das Buch "Lifespan: Why we Age - and Why We Don't Have To" liegt auf einem Holztisch. Daneben stehen eine Pflanze und eine Tasse.
Neue Erkenntnisse zum Altern gibt es in David Sinclair's Buch "Lifespan".

Gehört Altern wirklich zum 'Lauf der Dinge'?

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Wer sich jetzt fragt, was bitteschön Epigenetik ist, für den gibt es eine kurze Einführung: Epigenetik ist ein Teilgebiet der Biologie, welches sich damit beschäftigt, wie entschieden wird, ob ein Gen aktiviert wird oder nicht. Wieso zum Beispiel können aus den eigenen Stammzellen sowohl Herzzellen als auch Gehirnzellen werden? Die Antwort gibt die Epigenetik. Sinclair verwendet die Metapher eines Computers: Die DNA ist der Computer. Epigenetik ist die Software, die die Hardware bedient.

Das Buch: Von biologischer Grundlage bis zu gesellschaftlichen Auswirkungen

Zunächst gab es nichts. Und dann kam das Leben. So ähnlich startet auch dieses Buch und erklärt den Lesenden den vermutlich ersten Zellzyklus und den Krisenmodus dieser ersten Zellen. Von dort ausgehend geht es über zu einem, laut Sinclair, faszinierenden Lebewesen: Hefe. Auf anschauliche Art und Weise bringt Sinclair uns Begriffe wie Epigenetik, rDNA und Enzyme wie SIR2 näher. Aufbauend auf diesen biologischen Grundlagen entwickelt er seine Kernthese: Altern ist eine Krankheit – Und Krankheiten können geheilt werden. Aber dabei bleibt er nicht stehen. Im zweiten Teil des Buches wird der aktuelle Forschungsstand zur Heilung der Krankheit Altern beschrieben (Spoiler: Noch gibt es nur erste Versuche, die im Buch spannend dargestellt sind). Schließlich geht es um die Frage, was dieses veränderte Verständnis von Altern mit unserer Gesellschaft macht. Hier finden sich Denkanstöße und Gedankenspiele, wohin uns die Reise der epigenetischen Altersforschung führen könnte.

Meine erste Reaktion: Widerwille

Zu Beginn war ich tatsächlich etwas überfordert mit seiner Aussage, dass Altern heilbar ist. Und um ehrlich zu sein, bin ich es immer noch. Aber für Menschen wie mich, die sich mit der Biologie dahinter nicht auskennen, ist dieses Buch die perfekte Lektüre. Sinclair schafft es, anschaulich über biologische Prozesse zu schreiben. So bekommen auch Menschen, die seit dem Grundkurs in der 9. Klasse nichts mehr mit Biologie zu tun hatten, zumindest eine Ahnung wovon er da redet. Gleichzeitig besteht das Buch nicht nur aus biologischem Wissen, sondern ist gefüttert mit Anekdoten, Beispielen und der Aufforderung, sich auf das Unvorstellbare einzulassen. Zugegeben mir fiel das im Verlauf des Buches auch schwer, aber wie Sinclair so schön schreibt, bevor die Wright Brüder geflogen sind, hat auch keiner daran geglaubt.

Fazit

Dieses Buch ist also nicht nur etwas für Biolog:innen und Naturwissenschaftler:innen. Meiner Meinung nach ist es etwas für alle, die über den Tellerrand hinausblicken möchten. Es ist ein Buch, von dem ich mir wünsche, dass es möglichst viele Menschen lesen. Denn: Wenn die biologische Forschung weiter fortschreitet, könnte seine Aussage Realität werden. Für mich ist das die Aufforderung an die Gesellschaft, dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen müssen. Sei es als Politikwissenschaftler:innen, BWL-Studis oder Jurist:innen. Deshalb gibt es für dieses Buch eine klare Leseempfehlung.

Das Buch ist 2019 in englischer Sprache erschienen. Die deutsche Übersetzung heißt „Das Ende des Alterns – Die revolutionäre Medizin von morgen“ und ist beim Dumont Verlag erschienen.

Das Taschenbuch bekommt ihr für ca. 14€ bei eurem lokalen Buchgeschäft.

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