Zum Hauptinhalt springen
Man sieht einen Studierenden der HHU vor einer japanischen Berglandschaft. Die Sonne scheint ihm ihn ins Gesicht und er lächelt zufrieden.
Eindrücke aus einer japanischen Berglandschaft (Foto: Gunnar Hütz)

Ein Austauschstudium in Japan

Ein Beitrag von René Boddice

Auf dieser Seite

In den meisten Fällen ist ein Auslandsstudium kein fester Bestandteil im Curriculum. Trotzdem gibt es über die verschiedensten Austauschprogramme die Möglichkeit z.B. auch an Partneruniversitäten der HHU zu studieren. Für Studierende des Faches „Modernes Japan“ ist diese Chance besonders wertvoll, denn im Zentrum ihres Studiums steht vor allem eins: Das Land Japan und alles, was so dazugehört. Was bietet sich da also mehr an, als ein Aufenthalt am Ort des Geschehens?

Gunnar Hütz dachte sich 2017 dasselbe und trat sein einjähriges Austauschstudium an der Kanazawa-Universität in Japan an. „Es war nicht mein erstes Mal in Japan, deswegen war ich nicht so unheimlich ‚kulturgeschockt‘ natürlich… und es war auch noch mal anders, weil man ja dann auch einigermaßen japanisch redet“, erzählt der 27-Jährige nostalgisch über seine Ersteindrücke zu Beginn. Besonders glücklich war er über den Unistandort in der japanischen Stadt Kanazawa: „Ich war froh, dass es wirklich irgendwie dann in Bergen war, nicht komplett in der Stadt. Liegt mir besser.“

Die Kultur vor Ort kennenlernen

Die Studierenden sollen neben der Vertiefung der Sprachkenntnisse und der ersten Forschungsschritte vor allem auch „die Kultur vor Ort kennenlernen […] was man hier so gelernt hat und auch selber natürlich wachsen“, merkt Kaori Fujita an. Sie ist bereits seit 1998 als Lektorin für Japanisch an der Heinrich-Heine-Universität tätig und hat schon einige Studierende durch den Sprachkurs und Japanaustausch begleitet, so auch Gunnar Hütz.

Gunnar nutzte diese Chance zu wachsen in seiner Freizeit besonders um mit seinen neu gewonnen Freund:innen zu sozialisieren. Typische Aktivitäten für sie waren: „Karaoke, Izakaya (japanische Bars/‘Kneipen‘), mit anderen Leuten am Fluss sitzen und abhängen, in die Stadt gehen, andere Restaurants besuchen…“ Dabei sind andere kulturelle Aspekte aber auch nicht zu kurz gekommen, so besuchte Gunnar z.B. gerne Museen, Tempel oder „kundschaftete“ Teehäuser für seine Forschung über die japanische Teekultur aus.

Der Unialltag war sehr ähnlich zu dem, was man an der HHU kennt: 1,5h-Blocks, in denen er vor allem Sprachkurse und Veranstaltungen mit Bezug zur Kultur belegte. Ob die Kurse dabei angemessen waren, beantwortet Gunnar mit einem klaren „Jaein“, da die Abstufungen der Japanischkurse an der Universität genau „zwischen sein Niveau“ gefallen seien: „Heißt, wenn man hochgegangen ist, war es sehr, sehr, sehr herausfordernd.“ Der Kurs eine Stufe drunter war dann wiederum zu leicht für ihn. „Die Kulturkurse und so weiter waren sehr gut, sehr informativ und haben mir dann auch bei meiner Forschung geholfen“, merkt der 27-Jährige aber nachdrücklich an.

Das Institut für Modernes Japan bietet jedes Semester Austauschplätze in fast ganz Japan an. Studierende des Instituts können sich mit einem kurzen Motivationsschreiben und einer Forschungsskizze unkompliziert bewerben. Weitere Infos dazu gibt es auf dem Weblog des Instituts.

Zum Weblog

Herausforderungen am anderen Ende der Welt

In Deutschland weniger bekannte japanische Speisen wie Natto (fermentierte Sojabohnen) ließen Gunnar kalt und mit der Sprache „war (es) natürlich noch nicht das Gelbe vom Ei, aber nach und nach hat sich das wirklich gebessert.“ Herausforderungen und Überraschungen gab es für ihn vor allem bei der Wohnsituation, der Universität selbst und den damit verbundenen bürokratischen Hürden.

Eine „WG mit fünf anderen Leuten war ein bisschen schwierig mit… vor allem Müll rausbringen, putzen und so weiter“, erinnert sich Gunnar. Dazu kam, „dass man, obwohl man schon in Anführungszeichen ‚erwachsen‘ ist, immer noch wie ein Kind behandelt wird von der Uni.“ In der Realität hieß das, dass z.B. Partys in den Wohnheimen auch unter Absprache mit den anderen Bewohner:innen nicht erlaubt waren oder willkürlich scheinende, kurzfristige, aber strenge Fristen für bürokratische Dokumente der Studierenden gesetzt wurden.

Was die strenge Bürokratie in Japan angeht, erinnert sich Gunnar auch gut daran, wie überfordert er zu Beginn mit den verschiedenen Anmeldungen war: "zur Stadt gehen, zur Bank gehen, dass das alles in einem Ablauf sein muss, den dir niemand vorher sagt… das halt 15 mal machen.“ All dies war für ihn eine große Herausforderung.

Wenn es Probleme vor Ort gibt, dann kann man sich aber auch immer beim Institut für Modernes Japan melden und „auch bei der Partneruniversität gibt es immer Zuständige, die bereit sind zu helfen“, betont Kaori Fujita. Gunnar konnte seine Hürden gut meistern und vieles ist schon längst vergessen, Konflikte mit Mitbewohner:innen verwandelten sich in Freundschaften und auch an die strenge japanische Bürokratie gewöhnte er sich schnell.

„Vor allem, wenn man Japan mag, gibt es nichts Besseres als nach Japan zu gehen“

Gunnar schaut zufrieden auf sein Austauschjahr im Bachelor zurück und würde es jeder anderen Person auch ans Herz legen: „Man weiß nie, wann man nochmal die Chance hat, so lange Zeit in Japan zu sein.“ Durch seine Eigeninitiative auch privat an Festen teilzunehmen oder für die Forschung Chakai („Teetreffen“) zu besuchen hat er gelernt, wie viel „der Umgang mit richtigen Leuten, der richtigen Gesellschaft und dem ‚Forschungsobjekt‘ an sich in der reellen Welt bringt – sowohl der Sprache als auch der Forschung...“. Dabei kommt er lachend zu folgendem Abschluss: „Vor allem, wenn man Japan mag, gibt es nichts Besseres als nach Japan zu gehen“.

Die Chance selbst als Modernes Japan Studierende:r nach Japan zu gehen sind dabei höher als sie jemals waren. Kaori Fujita erzählt, dass sie inzwischen jedes Semester bis zu 50 Austauschplätze in fast ganz Japan anbieten können. Und auch der Bewerbungsprozess wurde für die Studierenden stark vereinfacht.