Zum Hauptinhalt springen

Politik

Zu sehen sind drei große Wahlplakate auf einer Wiese
Die Spitzenkandidat:innen präsentieren sich auf großen Wahlplakaten. (Foto: Andreas Meske)

Die Spitzenkandidat:innen und ihre Wahlversprechen

Ein Beitrag von Anna Urban

Auf dieser Seite

Am 15. Mai ist die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. In den Umfragen liegt die CDU mit nur einem Prozent vor der SPD; Es könnte also knapp werden. Umso höher ist auch der Druck, der auf den Spitzenkandidat:innen lastet, denn jeder kleinste Fehler, könnte den Wahlausgang verändern. Im Folgenden sollen die Spitzenkanditat:innen der vier Parteien vorgestellt werden, die höchstwahrscheinlich an den Gesprächen über eine Regierungsbildung beteiligt sein werden.

Thomas Kutschaty (SPD)

  • Thomas Kutschaty wurde am 12. Juni 1968 in Essen geboren.

  • Er absolvierte 1987 das Abitur, studierte Rechtswissenschaften und engagierte sich parallel bei den Jusos und der SPD. Seit 1997 ist er zugelassener Rechtsanwalt

  • Seit 2005 ist er Mitglied des Landtages NRW und seit April 2018 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW

  • Von 2010-2017 war er Justizminister des Landes und ist seit 2021 sowohl Landesvorsitzender der NRW SPD als auch stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD

Thomas Kutschaty formuliert sehr deutlich, welche Ziele er als Ministerpräsident umsetzen würde. So fordert er beispielsweise die Förderung von 1000 Schulen in bildungsschwachen Regionen, sowie gebührenfreie Ausbildungen „von der Kita bis zum Meister“. Außerdem sollen jährlich 100.000 neue Wohnungen entstehen. Thomas Kutschaty spricht sich zudem für eine Mietpreisbremse aus. Außerdem will er bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte schaffen.

"Eine gute Politik schafft Möglichkeiten und setzt den Rahmen, in dem die Menschen ihr Leben selbstbestimmt und in Würde entfalten können."

Thomas Kutschaty sagt auf seiner Homepage, dass Arbeitsplätze gesichert werden müssen, um die Gesellschaft am Laufen zu halten und so den Klimaschutz voranzutreiben. Deshalb möchte er 30 Milliarden in eine moderne Wirtschaft investieren, „denn der Klimaschutz braucht Leute, die dafür mit ihrer Arbeit anpacken“. Bei seinen Forderungen, stehen in guter alter SPD-Manier die weniger wohlhabenden Arbeitenden des Bundeslandes im Mittelpunkt. Konkrete Forderungen und Ziele zum Klimaschutz sind in seinen Ausführungen nicht zu finden. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von Thomas Kutschaty.

Hendrik Wüst (CDU)

  • Hendrik Wüst wurde am 19. Juli 1975 in Rhede im Münsterland geboren

  • Mit 15 gründete er mit Freunden den Ortsverband der Jungen Union

  • Er machte 1995 das Abitur und studierte anschließend Rechtswissenschaft in Münster

  •  Seit 2005 ist er direkt gewählter Landtagsabgeordneter, 2017 wurde er Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen

  • Seit 27. Oktober 2021 ist Hendrik Wüst Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen

Auch Hendrik Wüst formuliert Ziele für die kommende Legislaturperiode. Den Klimaschutz will er durch „Innovation statt Verbote“ angehen. Er betont, dass es wichtig sei, Arbeitsplätze zu sichern und zu schützen, um den Wohlstand zu erhalten. Wie auch schon bei Thomas Kutschaty sind konkrete Klimaziele auf seiner Website nicht vorzufinden. Stattdessen beschränkt er sich auf die Aussage: „Mit Forschung und Entwicklung von Innovationen lösen wir die Herausforderungen unserer Zeit“. Auch bezahlbaren Wohnraum will er schaffen. Ein weiteres Ziel ist Talentförderung durch engagierte und gut ausgebildetes Lehrpersonal.

"Herausforderungen muss man annehmen. Hindernisse überwinden. Für seine Überzeugungen auch mal den unbequemen Weg gehen."

Hendrik Wüst betont die Wichtigkeit der europäischen Union für ein starkes NRW und sagt, sie garantiere „auf der Grundlage von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ein Leben in Freiheit und Vielfalt“. Im Gegensatz zu Kutschaty formuliert Hendrik Wüst seine Ziele auf seiner Website weniger konkret. So sagt er beispielsweise: „Wir wollen zudem die medizinische Versorgung weiterentwickeln und eine gute und menschliche Pflege für alle“ ohne jedoch explizite Lösungsansätze zu formulieren. Stattdessen verweist er auf das Parteiprogramm der CDU.

Mona Neubaur (Bündnis 90/Die Grünen)

  • Mona Neubaur wurde am 1. Juli 1977 in Pöttmes geboren

  • Sie begann 1997 ihr Studium an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und erlangte 2003 den Abschluss Diplom-Pädagogin

  • Sie ist seit 2005 aktives Parteimitglied bei den Grünen und wurde 2007 zur Sprecherin für den Kreisverband Düsseldorf gewählt

  • Seit 2014 ist sie Landesvorsitzende ihrer Partei in Nordrhein-Westfalen

Der Grünen-Politikerin sind vor allem die Themen Energie, Umwelt- und Klimaschutz, die Verkehrspolitik sowie die Verteidigung der liberalen Demokratie wichtig. Mona Neubaur sagt, sie möchte den Wandel im Land künftig mit erneuerbaren Energien und sauberen Technologien gestalten. Jedoch lassen sich auch bei Mona Neubaur keine genauen Forderungen auf der Website finden. Konkrete Ziele und Fakten findet man auf der Homepage von Bündnis 90/Die Grünen.

„Wir müssen den Wandel gestalten“

In der WDR-Wahlarena in der vergangenen Woche wurde jedoch deutlich, dass bei den Themen Wohnen, Corona-Schutzmaßnahmen an Schulen und der Energiewende deutliche Schnittmengen mit SPD-Spitzenkandidat Kutschaty existieren. Im Gegensatz zu Kutschaty würde Mona Neubaur allerdings längeren Laufzeiten von Kohlekraftwerken nicht zustimmen. Die gemeinsamen Positionen mit der SPD könnten auf eine rot-grüne Koalition hindeuten, aber auch Schwarz-Grün wird von Mona Neubaur nicht ausgeschlossen.

Joachim Stamp (FDP)

  • Joachim Stamp wurde am 21. Juni 1970 in Bad Ems geboren

  • Er studierte Politikwissenschaft in Bonn bis 1998 und promovierte 2011 in Potsdam

  • Seit 2006 engagierte er sich landespolitisch und wurde Vorstandsmitglied der FDP NRW

  • 2012 wurde er Abgeordneter des Landtages

  • Seit 2017 ist Joachim Stamp Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration sowie stellvertretender Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen

Auf seiner Website formuliert Joachim Stamp in 14 Punkten konkret seine Vorhaben für die kommende Legislaturperiode. So plant er unter anderem eine Verbesserung der Qualität der Betreuung und eine Entlastung der Familien durch weitere beitragsfreie Jahre und eine Vereinfachung in der Kita-Platz-Suche. Er möchte die Talentförderung in NRW ausbauen. So möchte Joachim Stamp „eine starke und moderne Ausstattung in weiteren Talentschulen sowie darüber hinaus Talentscouts im ganzen Land“. Diese sollen in Gegenden mit sozialen Herausforderungen mehr Chancen schaffen. Die Digitalisierung ist ein weiterer Schwerpunkt Stamps. So soll jedes Kind ein Laptop oder Tablet bekommen und außerdem „nicht mehr nur einen Taschenrechner nutzen, sondern eine entsprechende App programmieren können“. Auch Behördengänge sollen nach den Vorstellungen Stamps digital erledigt werden können.

„Um das Klima zu schützen setze ich auf Erfinden statt Verhindern"

Im Bereich Migrationspolitik wird bei ihm eine klare Linie deutlich. So sollen „die besten Talente“ eingeladen werden, „denn Vielfalt und Wissen bringen unser Land voran.“ Umgekehrt fordert er, dass diejenigen, die „unsere offene Gesellschaft“ bedrohen oder ausnutzen, abgeschoben werden. Weitere Informationen sind auf Stamps Homepage zu finden.

Auch Joachim Stamp war in der WDR-Wahlarena zu Gast. Im Themenbereich Wohnungsbau wurden Differenzen zur SPD deutlich. Hier setzt die FDP eher auf Privatinitiative, während die Sozialdemokrat:innen den kommunalen Wohnungsbau stärken wollen.

Am 15. Mai wird sich zeigen, wer von den Spitzenkandidat:innen Ministerpräsident:in werden wird. Außerdem entscheidet sich in den kommenden Wochen wie eine Koalition aussehen könnte und damit auch, wer die Zukunft von Nordrhein-Westfalen in den nächsten Jahren beeinflussen und formen wird.