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Politik

Zu sehen sind das Rheinufer und der Landtag in Düsseldorf.
Am 15.05 ziehen vier Direktkandidat:innen aus Düsseldorf in den Landtag ein. (Foto: Andreas Meske)

Die Direktkandidat:innen aus Düsseldorf

Ein Beitrag von Emilie Hintzen

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Am 15.05.2022 findet die Landtagswahl 2022 in Nordrhein-Westfalen statt. Jede wahlberechtigte Person darf zwei Stimmen abgeben. Die Direktkandidat:innen aus den Wahlkreisen werden mit der Erststimme gewählt. Die Kandidatin/der Kandidat mit der Mehrheit der Stimmen zieht direkt in den Landtag ein. Mit der Zweitstimme wird die Partei gewählt und bestimmt so die Sitzanzahl der Parteien im Landtag. Von den insgesamt 128 Wahlkreisen in NRW gehören vier zu Düsseldorf. Sie haben die Nummern 41,42,43 und 44. Es werden also vier Direktkandidat:innen aus Düsseldorf in den Landtag einziehen. Bei der Landtagswahl 2017 gewann in Düsseldorf in jedem Wahlkreis der/die Direktkandidat:in aus der CDU.

(Ehemalige) Studierende der HHU ziehen in den Wahlkampf

36 Direktkandidat:innen treten in Düsseldorf am 15. Mai zur Wahl an und erhoffen sich, so viele Erststimmen wie möglich zu gewinnen. Einige der Direktkandidat:innen studieren oder haben an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf studiert. Sie alle sind Düsseldorf treu geblieben und kommunalpolitisch aktiv.

Isabelle Krause: „Ich hab richtig Lust, frische Politik zu machen“

Im Wahlkreis 43 (Düsseldorf III) kandidiert Isabelle Krause für die Partei Volt. Die 31-jährige arbeitet heute als Referentin für Journalismusförderung. An der HHU hat sie von 2010 bis 2017 im Bachelor und Master Betriebswirtschaftslehre studiert. Neben ihrem Studium war sie zunächst als studentische und später als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre bei Professor Förster beschäftigt. In der Hochschulpolitik war sie in ihrer Uni-Zeit noch nicht aktiv. Die Volt-Hochschulgruppe wurde auch erst nach ihrem Master gegründet, da die Partei selbst erst fünf Jahre alt ist. Früher hatte sie nie daran gedacht, sich politisch zu engagieren. Während der Europawahl 2019 sind ihr jedoch die Partei Volt und ihre Plakate aufgefallen, die sie angeregt haben, sich über die Partei und ihre Ziele zu informieren. Als dann 2020 die Kommunalwahl anstand, hat sie sich entschieden, bei Volt vorbeizuschauen. Nach einer unverbindlichen Mitarbeit für sechs Wochen trat sie schließlich im September 2020 Volt bei.

Doch warum engagiert sie sich für eine kleine Partei? Klimaschutz, Digitalisierung und Gleichstellung sind auch in den Programmen größerer Parteien zu finden. Isabelle Krause findet, dass Volt als kleine Partei „mutigere Positionen fordern und mutigere Ansätze fahren“ kann. Sie beschreibt die Inhalte von Volt als „sehr gut, sehr zukunftsorientiert, grün und fortschrittlich hinsichtlich der Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern“.

Volt besitzt keine Jugendorganisation, wie die Jusos, Julis oder die Grüne Jugend. Daher ist die Altersspanne von Volt sehr groß. Einige Mitglieder sind selbst Studierende. Im Bereich Hochschulen fordert Volt, dass alle Studierenden die Möglichkeit haben, ein Erasmusjahr zu absolvieren.

Für Volt, als „europäische Partei“, ist vor allem die Zusammenarbeit der Staaten in Europa ein zentraler Punkt für die Zukunft, denn „Digitalisierung, Klimaschutz und Migration“, meint Krause, „sind Probleme, die an der Landesgrenze keinen Halt machen“.

Isabelle Krause hebt hervor, dass Volt jedoch nicht nur auf der europäischen Ebene, sondern auch auf der nationalen und Landesebene agiert. Die Partei fordert grenzüberschreitende Bürger:innenräte und europäische Bürger:innen Büros in NRW, um der Bevölkerung Europa greifbarer zu machen und mehr Mitbestimmung auf der europäischen Ebene zu ermöglichen. Ziel ist, in NRW den interkulturellen Austausch zu fördern und die „europäischen Werte zu leben“. Isabelle Krauses Schwerpunkte sind Klimaschutz, Landwirtschaft, Ernährungspolitik und Gleichstellung. Von der Landtagswahl 2022 erhofft sie sich viel Sichtbarkeit, sodass die Menschen die Ideen ihrer Partei kennenlernen und ihr Vertrauen schenken. „Volt freut sich über jede Stimme“, sagt Isabelle Krause, „Wir sind mit jedem Ergebnis zufrieden“.

Lukas Mielczarek: „Politik, die Verantwortung auch für folgende Generationen übernimmt“

Für die Grünen kandidiert Lukas Mielczarek im Wahlkreis 42 (Düsseldorf II). Der 22-Jährige studiert Computerlinguistik an der HHU. Da er bereits vor seinem Studium politisch engagiert war, widmet er sein Engagement hauptsächlich seiner Partei und ist selbst nicht in der Hochschulpolitik aktiv. Zu Campus Grün steht der Grünen-Politiker jedoch im Kontakt. Als an seiner Schule Bäume gefällt werden sollten, schloss er sich mit Gleichgesinnten zusammen. Mit dem Ziel, mitzubestimmen. Mit seinem Eintritt in den Jugendrat, die unabhängige Interessenvertretung der Kinder und Jugendlichen in Düsseldorf, begann 2016 seine politische Laufbahn. Ein Jahr später kam dann der Eintritt in die Grüne Jugend. Seine Motivation damals und heute war, sich „für die Menschen um ihn herum einzusetzen, insbesondere für die, die wenig gehört werden, seien es junge oder weniger privilegierte Menschen“.

Warum aber kandidiert er für die Grünen? Zunächst stimmt für ihn „der Mix“ bei der Partei. Aufgrund früher Berührungspunkte zum Thema Atomkraft und Tschernobyl durch Berichte seiner Mutter, waren für den 22-Jährigen Umwelt- und Klimaschutz schon immer zentrale Themen. Das starke Bewusstsein der Grünen bezüglich Umweltkatastrophen hat ihn überzeugt, sich bei der Partei zu engagieren.

In der Bundestagswahl 2021 waren bei der jungen Generation besonders die FDP und die Grünen beliebt. Mielczarek geht es aber nicht um die explizite Konkurrenzsituation. Er betont die Inhalte seiner Partei: Das Absenken des Wahlalters für mehr Mitbestimmung, mehr bezahlbarer Wohnbau, mehr Beratungs- und Orientierungsangebote für junge Menschen und die Repräsentation von jungen Menschen auf der Grünen Landesliste sollen junge Wähler:innen überzeugen.

Ein weitverbreitetes Vorurteil über die Grünen ist ihr Ruf, eine Partei von Akademiker:innen zu sein. Lukas Mielczarek streitet das nicht ab, denn viele der Mitglieder kommen aus Akademiker:innen- und Innenstadtkreisen. Umso wichtiger ist ihm die Anbindung und das bürgerliche Engagement der Grünen in sozial schwachen Stadtteilen. Kurz gesagt: Die Grünen sollten „aus der Bubble rauskommen“.

In der Politik sind junge Menschen weiterhin unterrepräsentiert. Neben dem Alter ist auch die Erfahrung in der Politik relevant. Mielczarek erlebte selbst, von Politiker:innen gerade aus anderen Parteien, nicht ernst genommen zu werden. Gleichwohl hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Ob bei den Grünen, in der SPD oder FDP: Immer mehr junge Gesichter engagieren sich in der Politik.

Vom Ausgang der Landtagswahl erhofft sich Lukas Mielczarek „eine radikal-realistische Klimapolitik“. Der Regierungswechsel auf Bundesebene soll sich für ihn nun auch auf der Landesebene vollziehen.

Rainer Matheisen: „NRW auf dem Weg zum Gründerland Nr. 1“

Rainer Matheisen ist Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 41 (Düsseldorf I). Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte der heutige 41-jährige germanistische Sprachwissenschaft, Politikwissenschaft und Geschichte an der HHU. Während seiner Studienzeit war er bereits als Vorsitzender der Liberalen Hochschulgruppe (LHG) Düsseldorf, Landesvorsitzender der LHG in NRW und als AStA-Vorsitzender in einer sozialliberalen Koalition politisch engagiert. Er wollte weniger ideologische Diskussionen und dass mehr praktisch umgesetzt wird. Er war drei Jahre lang im AStA-Vorsitz und hat gemeinsam mit Philipp Tacer (Juso-HSG) erreicht, dass der Gültigkeitsbereich des Semestertickets vom VRR auf ganz NRW erweitert wurde.
Rainer Matheisen begründet sein Engagement in der Partei mit dem klassischen FDP-Leitbild: „Weil Freiheit und Verantwortung in unserer Gesellschaft zu wenig wertgeschätzt werden. Bei der heute immer stärker um sich greifenden Staatsorientierung muss es eine politische Kraft geben, die das Individuum in den Mittelpunkt stellt.“

Matheisen setzt sich für bezahlbaren Wohnraum und die Fortsetzung der liberalen Flüchtlingspolitik in NRW ein. Als FDP-Politiker sieht er Wissenschaft und Forschung neben den Unternehmen als „größte Treiber für Innovation und Fortschritt“. Ein großes Thema für ihn ist Digitalisierung. Eine Digitalisierung im BAföG-Verfahren und Formate wie ein „Sommerkolleg“ sollen jungen Menschen bereits den Start ins Studium erleichtern. Zudem möchte er „einen Digitalisierungsschub für die optimale Ergänzung von Präsenz- und digitaler Lehre“ erreichen.

Mit einem elternunabhängigen BAFöG möchte die FDP Chancengleichheit erreichen.
Im Bereich Klimaschutz möchte Matheisen „Probleme als Lösungen begreifen.“
Von der Landtagswahl 2022 erhofft sich der FDP-Politiker „eine starke FDP, die weiterhin Regierungsverantwortung in NRW trägt“.

Hier eine Übersicht zu den Wahlkreisen in Düsseldorf und den antretenden Direktkandidat:innen:

Wahlkreis 41 Düsseldorf I

Wahlkreis 41 Düsseldorf I

Stadtteile: Carlstadt, Stadtmitte, Pempelfort, Derendorf, Golzheim, Stockum, Lohausen, Kaiserswerth, Wittlaer, Angermund, Kalkum, Lichtenbroich, Unterrath und Mörsenbroich

Folgende Direktkandidat:innen treten zur Wahl an:
Olaf Lehne (CDU)
Markus Herbert Weske (SPD)
Rainer Matheisen (FDP)
Marco Paul Vogt (AfD)
Mona Neubaur (GRÜNE)
Marcel Dieter Nowitzki (DIE LINKE)
Nina Knappmeyer (Die PARTEI)
Paul Straif (MLPD)
Paula Hovestadt (Volt)

Wahlkreis 42 Düsseldorf II

Wahlkreis 42 Düsseldorf II

Stadtteile: Flingern, Düsseltal, Gerresheim, Grafenberg, Ludenberg, Hubbelrath, Knittkuhl sowie Eller, Lierenfeld und Rath

Folgende Direktkandidat:innen treten zur Wahl:
Marco Schmitz (CDU)
Oliver Schreiber (SPD)
Dr. Frauke Christine Rachner (FDP)
Maximilian Schmitz (AfD)
Lukas Mielczarek (GRÜNE)
Edith Bartelmus-Scholich (DIE LINKE)
Aline Radloff (Die PARTEI)
Volker Dax (dieBasis)
Frances Noltekuhlemann (Volt)

Wahlkreis 43 Düsseldorf III

Wahlkreis 43 Düsseldorf III

Stadtteile: Oberkassel, Heerdt, Lörick und Niederkassel, sowie Friedrichstadt, Unterbilk, Hafen, Hamm, Volmerswerth, Flehe, Bilk und Oberbilk

Folgende Direktkandidat:innen treten zur Wahl an:
Angela Erwin (CDU)
Annika Maus (SPD)
Daniela Masberg-Eikelau (FDP)
Wolf-Rüdiger Jörres (AfD)
Stefan Engstfeld (GRÜNE)
Martin Nikolaus Christian Koerbel-Landwehr (DIE LINKE)
Isabelle Traeger (Die PARTEI)
Dagmar Eberhard-Forscher (MLPD)
Lucia Petarus (dieBasis)
Isabelle Krause (Volt)

Wahlkreis 44 Düsseldorf IV

Wahlkreis 44 Düsseldorf IV

Stadtteile: Wersten, Himmelgeist, Holthausen, Reisholz, Hassels, Benrath, Urdenbach, Itter, Garath, Hellerhof, Vennhausen, Unterbach

Folgende Direktkandidat:innen treten zur Wahl an:
Peter Blumenrath (CDU)
Jürgen Bohrmann (SPD)
Laura Litzius (FDP)
Elmar Salinger (AfD)
Yousra El Makrini (GRÜNE)
Julia Susanne Marmulla (DIE LINKE)
Winfried Schneider (dieBasis)
Christine Curtius (Volt)