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Panorama

Redaktion:
Man sieht das Titelbild von "The Society" auf einem mobilen Endgerät.
Das Netflix-Titelbild von "The Society" auf einem mobilen Endgerät (Foto: Noah Schmitt)

"The Society": Eine Netflix-Serie der besonderen Art

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Netflix-Serien können neben dem zum Teil anstrengenden Unialltag eine gute Möglichkeit zum Abschalten sein. Meine Empfehlung: "The Society". Die Mystery-Serie hat einiges zu bieten.

Mal angenommen, man geht auf Klassenfahrt und kehrt in eine leergefegte Stadt zurück. Die Gesellschaft, so wie man sie kennt, existiert nicht mehr. Die Eltern, die Familie – spurlos verschwunden und nicht mehr zu erreichen. Genau das passiert einer Gruppe von Jugendlichen in der Kleinstadt West Ham.

Die in den USA produzierte Netflixserie umfasst eine Staffel mit insgesamt 10 Folgen. Erstveröffentlicht wurde „The Society“ am 10. Mai 2019 und kann in das Genre „Mystery“ bzw. „Drama“ eingeordnet werden. Eine zweite Staffel wurde zwar bestätigt, durch die Folgen der Corona-Pandemie kam es jedoch zu einer Absetzung. Durch das Aufschieben der Produktion und weiterer Sicherheitsvorkehrungen rentierte sich die Serie letztlich nicht mehr.

Die Handlung: Ein Rahmen, mehrere Geschichten.

Das Handlungsgerüst ist klar und verständlich: Schulausflug, Schüler:innen kommen zurück, Stadt ist leer und verlassen, Schüler:innen sind auf sich alleine gestellt und bilden eine neue Zivilisation. Schaut man sich den Handlungsverlauf aber mal genauer an, steckt deutlich mehr hinter dieser vereinfachten inhaltlichen Darstellung. Zwar sind alle Protagonist:innen in der gleichen Situation. Diese Haupthandlung lässt sich aber in mehrere Einzelgeschichten unterteilen, die alle parallel nebeneinander herlaufen. Jedes einzelne Schicksal der unterschiedlichen Figuren verleiht der Serie Varianz und Abwechslung und wird immer wieder durch die Haupthandlung, in der sich alle befinden, untermauert.

Mehr als nur Mainstream: Politische Botschaft.

„The Society“ greift ein sehr politisches Thema auf und beleuchtet ein für viele von uns als selbstverständlich wahrgenommenes Phänomen: Das Leben in einer
Demokratie. Doch ist das wirklich so selbstverständlich? Genau diese Frage habe ich mir nach dem Schauen der Serie gestellt. Plötzlich werden gesellschaftliche Hierarchien komplett neu umverteilt. Vorräte müssen gerecht aufgeteilt werden. Gesellschaftliche Rollen, die den Jugendlichen bisher noch fremd gewesen sind, bestimmen nun ihren Alltag. Das System, in welchem sie bislang unbedacht lebten, läuft nun nicht mehr wie von selbst. Und so werden in „The Society“ alle Staatsformen kritisch unter die Lupe genommen: vom Kommunismus, über die Demokratie bis hin zur Diktatur.

Potenzial: Der Spannungsfaktor.

Doch was macht „The Society” nun so sehenswert? Es geht nicht mehr nur darum, wer der oder die Coolste in den Schulfluren ist oder wer im nächsten Jahr Schülersprecher:in wird. Nein – es geht um politische Macht. Und es geht darum, wie diese in einer neuen Gesellschaft verteilt wird. In der Corona-Pandemie ist vielen Menschen noch einmal bewusster geworden, was es heißt solidarisch für ihre Mitmenscheneinzustehen.Die Politik steht vor der Herausforderung einer immer gespalteneren Gesellschaft. Und auch in „The Society“ geht es einerseits um das Wohl einer ganzen Zivilgesellschaft durch ein großes Maß an zwischenmenschlicher Solidarität. Und andereseits um den Schutz aller vor „bösen“ Kräften, die den Frieden in der Gesellschaft gefährden könnten. Gleichzeitig steht auch noch die Frage nach dem Warum im Raum. Warum sind alle Erwachsenen weg? Warum sind die Jugendlichen abgeschottet vom Rest der Welt? Und wie kommen sie wieder zurück zu ihrem alten Leben? Natürlich dürfen die typischen alltäglichen Jugendgeschichten und -probleme nicht fehlen.  All diese Aspekte in Kombination geben „The Society“ diese Spannung.

Kritik: Zu viele Protagonist:innen.

Es stehen zwar einige wenige Figuren besonders im Vordergrund, aber letztlich fungieren alle Jugendlichen in der Kleinstadt als Protagonist:innen. Dadurch fehlt die gezielte Identifikation mit einzelnen Charakteren, da die Einzelgeschichten aufgrund des Zeitrahmens alle nur kurz angerissen werden können. Außerdem
erfährt man wenig über das Leben der Figuren vor der Haupthandlung, was die Identifikation mit ihnen noch mehr erschwert. Ein weiterer Kritikpunkt ist die etwas langatmige Einführung, die für den weiteren Verlauf der Serie in weiten Teilen trivial erscheint.

Fazit: Es lohnt sich.

„The Society“ ist eine Serie für all diejenigen, die es spannend mögen und ein Fan von Serien sind, die einen Handlungsrahmen haben, der ganz unterschiedliche Storys bereithält. Außerdem hat die Serie ein politisches Statement und entspricht daher nicht dem Mainstream von Serien mit Jugendgeschichten ohne wirkliche gesellschaftlich relevante Botschaft. Falls du „The Society“ also noch nicht geschaut hast: Nichts wie los und viel Spaß beim Schauen!