Panorama

Pumpkin Spice: Wie ein Gewürz eine Jahreszeit dominiert
Es ist September, der Sommer ist offiziell vorbei, die Temperaturen sinken und man kann schon fast an Halloweenkostüme denken. Auch in Düsseldorf mit seinen rund 264 Cafés zieht der Herbst ein, was sich nach und nach auf der Speisekarte widerspiegelt. Draußen regnet es mal wieder und aus einem der Cafés strömt ein Duft, der von einer ganz bestimmten Gewürzkombination stammt und einem schon allzu vertraut ist, da er jedes Jahr wieder auftaucht. Auf dem aufgestellten Schild vor dem Café steht mit Kreide geschrieben: „Pumpkin Spice is so back!“.
Kaum ein anderer Geschmack und Geruch schaffen es, eine Jahreszeit so einzuleiten wie Pumpkin Spice. Was einst ein simples Gewürz für Kürbiskuchen war, ist heute ein kulturelles Phänomen. Doch woher kommt der Trend eigentlich und warum ist Pumpkin Spice so beliebt?
Herkunft der Gewürzmischung
Pumpkin Spice ist heutzutage eine amerikanische Gewürzmischung aus Ingwer, Zimt, Muskatnuss, Gewürznelken und manchmal Allspice. Doch Pumpkin Spice gab es lange, bevor man es im Herbst in den Kaffee mischen konnte.
Alle Bestandteile des Pumpkin Spice kommen ursprünglich aus Südostasien, insbesondere von den sogenannten „Spice Islands“ (heute: Molukken). Zunächst waren Gewürze wie Muskatnuss, Zimt und Ingwer in Europa sehr teuer. Daher wurden diese Gewürze häufig nur zu besonderen Anlässen wie Festtagen, die meist im Winter und Herbst stattfanden, zum Beispiel in Kuchen verwendet. Einige europäische Kolonialmächte begannen im frühen 16. Jahrhundert unter anderem auf den „Spice Islands“ den Gewürzhandel unter ihre Kontrolle zu bringen. Dies geschah unter anderem durch Völkermord und Versklavung der lokalen Bevölkerung. Dadurch wurden größere Mengen der Gewürze nach Europa gebracht, die zunächst trotzdem nach wie vor sehr teuer verkauft wurden, da die Kolonialmächte weiterhin großen Profit aus den Gewürzen schlagen wollten. Erst mit der Zeit sanken die Preise, wodurch die Gewürze zunehmend im Alltag in Europa verwendet wurden.
Im 17. Jahrhundert, in welchem auch das erste Thanksgiving mit gebackenem Kürbis stattgefunden haben soll, begann sich das Konzept vom „Pumpkin Spice“ langsam zu entwickeln. Damals wurden vermutlich Milch, Honig, Gewürze wie Zimt und Ingwer zusammen mit gebackenem Kürbis von englischen Siedler:innen in New England als Dessert serviert. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Gewürzmischung mehr und mehr für Kuchen verwendet, die dem heutigen Pumpkin Pie ähneln. Der Name „Pumpkin Pie Spice“ begann sich allmählich zu etablieren und zu verbreiten. 1934 wurde dann erstmals ein national verkauftes und fertig gemischtes „Pumpkin Pie Spice“ von Mc Cormick & Company in den USA auf den Markt gebracht. Bald schaffte es die Gewürzmischung in viele verschiedene Brot- und Kuchenrezepte.
Der Start des Pumpkin-Spice-Phänomens
2003 führte Starbucks testweise ein neues Getränk in einigen Filialen ein: den Pumpkin Spice Latte. Es sollte, ähnlich wie bei dem „Eggnog Latte“ (bestehend aus Espresso, alkoholfreiem Eierlikör und Milch), den Starbucks erfolgreich als Getränk für die Weihnachtszeit vermarktet hatte, einen einzigartigen und unverwechselbaren Geschmack für den Herbst schaffen. Die Testphase übertraf die Erwartungen der Hersteller:innen bei weitem und das Getränk wurde schnell in weiteren Starbucks Filialen, national und später weltweit, angeboten. Zunächst wollte Starbucks dem Getränk den Namen „Fall Harvest Latte“ geben und entschied sich dann aber doch für „Pumpkin Spice Latte“.
Dabei handelte es sich zunächst um eine Mischung aus Espresso, Milch und einem Sirup, der aus den typischen Gewürzen für einen Kürbiskuchen bestand, was einige Kund:innen irritierte, da sie auch echten Kürbis im Getränk erwartet hatten. Nach vielen Online-Diskussionen kam Starbucks 2015 dieser Forderung seiner Kund:innen nach und änderte die Rezeptur, sodass nun auch etwas Kürbismus im Getränk enthalten war und nicht mehr nur das dazugehörige Gewürz.
Laut Schätzungen werden seit 2003 jährlich ca. 20 Millionen Pumpkin Spice Lattes bei Starbucks verkauft. Trotz seiner Kontroversen ist er bis heute das weltweit beliebteste saisonale Getränk, das Starbucks je herausgebracht hat. Seit 2017 bietet Starbucks verschiedene Pumpkin Spice Getränke an, wie zum Beispiel eine Frappuccino-Variante.
Durch seinen Erfolg wurden andere Cafés und Ketten wie Dunkin' Donuts und McDonald’s auf Pumpkin Spice und dessen große Beliebtheit aufmerksam und begannen ebenfalls Variationen des Getränks zu verkaufen.
Der Weg zum Massenphänomen
Der Erfolg des Pumpkin Spice Latte führte dazu, dass die Gewürzmischung schon bald in Produkten außerhalb von Kaffee und süßen Backwaren wie Donuts und Kuchen auftauchte. Mittlerweile findet man sie in Produkten wie Kerzen, Body Sprays, Müslis, Bier, Tierfutter und vielem mehr.
Online lassen sich Listen und Videos zu den absurdesten Pumpkin-Spice-Produkten finden. Darunter befinden sich Pumpkin Spice Zigarren, Pumpkin Spice Pie Pringles, Feuchttücher für Babys mit Pumpkin Spice Geruch, Hühnerfutter mit Pumpkin Spice Geschmack und viele weitere Produkte.
Gleichzeitig zeigt sich Pumpkin Spice auch in den sozialen Medien im Herbst als immer wiederkehrendes Motiv. Beiträge von Unternehmen und Nutzer:innen in den sozialen Medien sowie Memes greifen die Gewürzmischung immer wieder als Symbol für den Herbst auf. Unter anderem wird der Pumpkin Spice Latte oder Pumpkin Spice allgemein in den sozialen Medien häufig mit den Begriffen „Basic White Girl Fall“ oder „Christian Girl Autumn“ verknüpft. Beide Begriffe vereint, dass sie Frauen beschreiben, die einen bestimmten stereotypischen Herbst-Lifestyle haben. Dazu zählen ein bestimmter Kleidungsstil in der Herbstjahreszeit, das stereotypisch herbstliche Dekorieren der eigenen Wohnung und natürlich das Konsumieren von allem, was mit Pumpkin Spice zu tun hat.
Auch in der Popkultur taucht Pumpkin Spice regelmäßig auf. In der Serie Scream Queens sagt die Hauptdarstellerin Grace Gardner: „Pumpkin spice latte, please. I want it freezing though. Actually, I just want a regular coffee. Those white girl pumpkin spice lattes annoy me.“ Begriffe wie „Basic White Girl Fall“ oder „Christian Girl Autumn“ und damit Pumpkin Spice sind weit verbreitet, werden online aber auch oft verspottet, da sie als „zu basic“ gelten. Andere blicken wiederum auf diesen Spott und sehen darin bloße Misogynie.
Warum Pumpkin Spice?
Es gibt keine klare Antwort auf die Frage, warum gerade Pumpkin Spice so beliebt ist. Dennoch gibt es einige Vermutungen.
Als Starbucks eine neue Kaffeesorte entwickeln wollte, fiel die Wahl auf die Kürbisvariante. Sie wurde gelauncht, da sie sich durch Geschmack und Geruch deutlich von anderen Sorten abhob. Außerdem vermutet man, dass besonders der Geruch der Gewürzmischung von vielen Leuten mit den Festtagen im Herbst und den in den USA dazugehörigen Pumpkin Pies verbunden wird. Daher kann es bei Personen, die damit aufgewachsen sind, Gefühle von Nostalgie und Komfort hervorrufen. Auch wenn Pumpkin Pie kein Standard-Festtagesessen in Deutschland ist, verbindet man auch hier Gewürze wie Zimt und Muskat mit kälteren Jahreszeiten und Festtagen.
Zuletzt steckt auch eine gut durchdachte Marketingstrategie dahinter. Pumpkin-Spice-Produkte sind meist nur saisonal erhältlich, wodurch ein Gefühl von Exklusivität und Wiedererkennung entsteht. Auch wenn man Pumpkin Spice ebenfalls außerhalb der Saison erhält, gibt es einen inoffiziellen gemeinsamen Konsens darüber, wann es „richtig'“ ist, ihn zu verwenden oder zu konsumieren.
Redigat: mf
Pumpkin Spice Optionen in Düsseldorf
Nicht nur Ketten wie Starbucks bieten Pumpkin Spice Lattes in Düsseldorf an, sondern auch einige lokale Läden, die Backwaren oder Getränke mit Pumpkin Spice anbieten:
„Roasted Kaffeebar“ – Moltkestraße 75, 40479 Düsseldorf
„MERCY Coffee Company“ – Neusser Straße 121, 40219 Düsseldorf
„Cafe Chillkröte“ – Viersener Straße 34, 40549 Düsseldorf
