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Panorama

Studierende auf dem Campus vor Gebäude 23.01
Studierende auf dem Campus (Foto: HHU / Ivo Mayr)

Wie die Düsseldorfer Uni zu ihrem Namen kam

Ein Gastbeitrag von Jule Schreiner

Auf dieser Seite

Die einstige „Universität Düsseldorf“ wurde 1988 nach einem Senatsbeschluss umbenannt. Bis sie zu ihrem jetzigen Namen gelangte, gab es viele Unklarheiten und Einwände.

Die HHU wurde 1965 unter dem Namen „Universität Düsseldorf“ gegründet. Schon in diesem Jahr schlug der Düsseldorfer Oberstadtdirektor Gilbert Just vor, die Uni nach Heinrich Heine zu benennen. Studierende, Professor:innen und Mitarbeiter:innen forderten drei Jahre später die Umbenennung der Uni. Dies war mit einem Streit verbunden, der sich über zwei Jahrzehnte entlang zog. Ein weiterer Vorschlag kam angeblich dem Kunstmilieu: „Jan-Wellem-Universität“. Doch die Benennung nach einem Dichter ging nicht mit dem Selbstverständnis der ursprünglich medizinisch-naturwissenschaftlich geprägten Universität einher. Deshalb sprach sich Rektor Alwin Diemer 1968 dafür aus, dass, sofern die Universität überhaupt umbenannt werde, nur ein Name aus eben diesem Bereich in Frage käme. Konkrete Namensvorschläge existierten jedoch nie.

Jan Wellem – ein Kurzüberblick

Jan Wellem ist die Abkürzung für Johann Wilhelm II., Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg, Pfalzgraf zu Neuburg. Er wurde 1658 im Düsseldorfer Stadtschloss geboren und starb 1716 ohne Nachfahren. In seinen Lebzeiten gründete er Einrichtungen, die im 18. Jahrhundert progressiv waren. Beispiele dafür sind das Collegium Medicum, das Collegium Anatomico-Chirurgicum, die juristische Akademie, eine öffentliche Bibliothek und die Maler-, Bildhauer- und Baukunstakademie. Sein Ziel war es, das akademische Leben in Düsseldorf zu stärken.

Pro Heine – was ihn so besonders macht

Heinrich Heine war einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller und gilt als letzter Dichter der Romantik. Er verlieh der deutschen Literatur vor allem eine Leichtigkeit und machte die Alltagssprache lyrikfähig. Zudem verfasste er diverse Schriften, in denen er seine kritische und revolutionäre Haltung gegenüber Staat und Kirche zum Ausdruck brachte und sich gegen regressive und katholisierende Tendenzen der Spätromantik aussprach. Heine werden dadurch progressive Werte wie Toleranz, Weltoffenheit und Wahrheitsliebe zugeschrieben. Das macht ihn zu einem Vorbild. Das Besondere an Heines Lyrik ist, dass sie einerseits ernst und andererseits als ironisch, ergreifend und witzig ist.

"Die Engel,
die nennen es Himmelsfreud,
die Teufel,
die nennen es Höllenleid,
die Menschen,
die nennen es – Liebe!“

(aus: Traumbild Nr.8, entstanden 1822)

Heine behauptet von sich: „Ich bin kein Gelehrter, ich selber bin Volk.“  Seine Schriften gelten als zeitlos und zugänglich.

Warum man sich letztlich auf Heinrich Heine einigte

Im Jahr 1967 erschienen Auszüge eines Briefes von Fritz Hellendall in den Düsseldorfer Nachrichten. Dieser beschwerte sich über das von ihm als unzureichend empfundene Gedenken an Heine in seiner Vaterstadt. Durch seine provokante Frage, ob Düsseldorf sich des „größten Sohnes ihrer Stadt schäme“, erlangte das Thema politische Aufmerksamkeit. Es wurde immer mehr Druck ausgeübt, vor allem seitens der Studierenden. Die Stadt Düsseldorf gab schließlich nach: Heine sollte gewürdigt werden. In dem Zusammenhang war die Universität eher Mittel zum Zweck. Die Gemengelage sollte entpolitisiert werden. Bei dem Streit um die Namensgebung handelte es sich also nicht um eine bloße Spaltung über Heines dichterische Person, sondern auch um Struktur- und Machtfragen.