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Panorama

Man sieht ein Kiosk von aussen; der Besitzer schaut durch seine Verkaufsscheibe direkt in die Kamera. Davor schauen sich zwei Kunden das Sortiment an.
Belebte Büdchen in Düsseldorf sind kein seltener Anblick. (Foto: Kardelen Babal)

„Ein Bier und Klopapier bitte“

Ein Beitrag von Kardelen Babal

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Ob man es nun Kiosk, Büdchen, Späti oder Trinkhalle nennt, fast alle Stadtmenschen haben so seine Erfahrungen mit diesen Örtchen. Seien es Kinder, die zum ersten Mal ihre eigenen „Einkäufe” in Form von gemischten Tüten und „Center Shocks” tätigen, Erwachsene, die ihr wohlverdientes Feierabendbier holen oder die spontanen am-Sonntag-noch-Klopapier- Braucher:innen. Dabei sind Büdchen viel mehr als nur ein Ort zum Einkauf. Verschiedenste Menschen aus der Nachbarschaft kommen hier zusammen, bekannte Gesichter werden gegrüßt, Ratschläge eingeholt, über das Wetter geklagt. Dabei schadet es nicht, ein gutes Verhältnis zu den lokalen Betreiber:innen aufzubauen. Sie schaffen eine Wohlfühlatmosphäre und nehmen bei nettem Nachfragen auch gerne mal das Lieblingsgetränk ins Sortiment auf oder drücken bei ein paar fehlenden Cents ein Auge zu.
 

Büdchentour statt Kneipentour

Gerade für Studierende kann das Geld für Freizeitaktivitäten mal knapp werden. Man will aus dem Haus kommen aber auch nicht das ganze Geld in der Kneipe lassen. Eine schöne Alternative stellt eine Büdchentour dar. Ob man nun spontan an einem Büdchen startet und schaut, wohin der Wind einen trägt, oder sich vorher überlegt, wie die Tour verlaufen soll. So oder so, als netten Nebeneffekt sieht man Ecken der Stadt, die man sonst vielleicht nicht zu Gesicht bekommen hätte; etwas Bewegung schadet bekanntlich ja auch nicht.

Jedes Jahr im August am Düsseldorfer Büdchentag erreicht die Büdchenkultur ihren Höhepunkt mit einer Vielzahl von kulturellen und musikalischen Events, verteilt auf Büdchen in der ganzen Stadt.

Büdchen als immaterielles Kulturerbe

2021 gelang es der Wissenschaftlerin Marie Enders, die Trinkhallenkultur im Ruhrgebiet in das immaterielle Kulturerbe in NRW aufnehmen zu lassen.

Vergangenheit und Zukunft der Büdchens

Während der Begriff „Kiosk” bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts für Gartenpavillons genutzt wurde, die dem „köşk“ aus dem orientalischen Raum nachempfunden waren, wurde er im Zuge der Industrialisierung auf die aufkommenden Trinkhallen übertragen. Da das Leitungswasser ein gesundheitliches Risiko darstellte und die Arbeiter:innen alternativ auf Alkohol umstiegen, förderten Städte den Bau von Trinkhallen bei den Zechen, in denen Mineralwasser und andere günstige alkoholfreie Getränke angeboten wurden. Mit der Zeit breiteten sich diese auch auf öffentliche Plätze aus und erweiterten ihr Sortiment, weshalb sich heute Kioske vor allem auf die ehemaligen Industriegebiete konzentrieren.
In Ostdeutschland entstand ab den 1950er-Jahren die Spätverkaufsstelle, der „Späti”, um den Schichtarbeiter:innen außerhalb der normalen Supermarktöffnungszeiten den Einkauf von täglichem Bedarf zu ermöglichen.

In vielen anderen Städten waren Büdchen lange nicht zu finden, doch durch den Zuzug vieler Menschen aus den Büdchenregionen in Städte wie München tauchen dort nun auch einige im Stadtbild auf. Auch wenn die Büdchen so bald wohl nicht aussterben werden, machen ihnen Supermärkte mit ihren mittlerweile längeren Öffnungszeiten immer weiter Konkurrenz. Büdchenbetreiber:innen versuchen dem entgegenzutreten, indem sie ihre Läden mit z. B. Paketshops oder für Büdchen unüblichem Sortiment erweitern. Die Gastlichkeit der Buden mit ihren Stammgästen der Nachbarschaft lässt sich jedoch so leicht nicht von den Supermarktketten kopieren, weshalb dieses Stück Kultur wohl noch lange erhalten bleiben wird.

Und natürlich der „Uni Shop”

 

Ein paar Worte über den „Uni Shop” am Campus der HHU und seinen Besitzer Thomas Mittelstädt dürfen hier natürlich nicht fehlen. Schon seit 1981 ist das Büdchen im Besitz der Mittelstädts. Es ist ein fester Bestandteil des Uni-Campus’ und der Studierendenherzen. Die besondere Wertschätzung zeigte sich 2020 durch eine Spendenaktion auf einer Fundraisingseite, die ihr Ziel von 4000€ deutlich übertraf, um Thomas Mittelstädt während der Coronakrise auszuhelfen. Ein Campus ohne den „Uni Shop”, wo es im Sommer leckeres Eis und im Winter heißen Glühwein gibt, ist für viele offensichtlich keine Option. Dort gibt es alles, was man im Uni-Alltag so braucht: von Papier und Stift bis hin zu Bier und Tabak.

„Einer hat mich mal gefragt, wie viel ‘ne 80Cent-Briefmarke kostet, da hab’ ich gesagt 4,80.”