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Auf den Bild ist ein Bürgersteig zu sehen, links parkenden Autos, rechts stehen vor einen Gründerzeitgebäude zwei Bierzeltbänke, auf denen bunte Kissen liegen. Zwischen den Gebäude und einen Baum ist eine Girlande gespannt, auf der „Bioladen“ steht.
Hinter den Bioladen steckt mehr als man auf den ersten Blick vermutet. (Fotografin: Katharina Dvorak)

Niemandsland - ein Ort für Alle

Ein Beitrag von Katharina Dvorak

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Gegenüber einer Schule auf der Heerstraße, wehen vor einen kleinen Ladenlokal bunte Fahnen im Wind. Bioladen steht auf ihnen geschrieben und sie sind schon von weiten zu sehen. Hinter den Ladenlokal gibt es vieles zu entdecken, was von Außen nur schwer zu vermuten ist.

Mehr als ein Bioladen

Zwischen Eller und Oberbilk befindet sich das Niemandsland. Ein Nachbarschaftsverein, der nicht nur den Anwohner:innen viel zu bieten hat. Zum einen befindet sich dort ein Bioladen und ein kleines Café, wo es sich gemütlich mit selbstgemachten Kuchen und Kaffee sitzen lässt.

Der Bioladen und der Verein gehören zusammen und teilen sich eine Geschichte. Der 74 Jährige Hans-Reiner Jonas, genannt Jo, der eben so bunt und auffällig gekleidet ist, wie die Fahnen vorm Bioladen, erzählt gerne von den verschiedenen Wandeln, die der Innenhof auf der Heerstraße durchgemacht hat.

„Als wir das Grundstück 87 erworben hatten, war hier nur Beton.“, erklärt er und deutet stolz auf den Innenhof vor uns, der nun in satten grün leuchtet.

 

Mitnehmen und Mitmachen

Hier grenzen verschiedene Gebäude an, die Raum bieten für die unterschiedlichsten Projekte. Direkt links vom Eingang steht der Umsonstladen, der von Ehrenamtlichen betrieben wird und eben ein Laden ist, in dem nichts bezahlt werden muss, sondern die gewünschten Dinge einfach mitgenommen werden können. Spenden werden dabei selbstverständlich nicht abgelehnt. Neben den Umsonstladen befindet sich die Holzwerkstatt, wo auch jetzt fleißig gearbeitet wird. Wer an einen eigenen Projekt mit Holz arbeiten will, kann hier für 20€ in Monat mit den zu Verfügung stehenden Maschinen ans Werk gehen. Organisiert wird diese Werkstatt von einen ausgebildeten Schreiner, der einen, bei Bedarf, mit Rat zur Seite steht. Ein Gebäude weiter findet sich eine große zweistöckige Halle, in der im Erdgeschoss jeden Freitag von 15-18 Uhr eine Fahrradwerkstatt betrieben wird. Auch hier kann das eigene Fahrrad mit den vorhanden Werkzeugen und der Hilfe erfahrener Radbastler:innen wieder auf Vordermann gebracht werden.

Im Obergeschoss der Halle, die mal als Lager für eine Brauerei gedient hat, wird der Raum für ein Konzert, dass am Samstag stattfinden soll hergerichtet. Überhaupt ist das gesamte Anwesen von stetigen Umtrieben erfüllt. Überall sind die Spuren und Vorbereitungen von Veranstaltungen und Projekten zu sehen. So hängen an allen Wänden Gemälde, die zu der am Wochenende stattgefundenen Ausstellung gehören. Auch sind die Regale mit lauter bunten Keramikarbeiten gefüllt, die in der Nebenan liegenden Töpferwerkstatt hergestellt worden sind. Diese findet zwei mal die Woche am Dienstag und am Donnerstag Abend von 16-19 Uhr statt. Der zugehörige Ofen dafür steht in einen kleinen Raum neben der großen Halle. Auch hier ist eine Bezahlung nicht vorgesehen. Material, Ofen und Anleitung werden zur Verfügung gestellt. Generell läuft das Niemandsland auf der Basis eines freiwilligen Mitmachens und Anpackens. Geld soll dabei kein Hindernis sein an den Angeboten teilzunehmen.

Ein Ort für Alle?

Zusätzlich zu den vielen Grün, steht in Innenhof eine Bierzelt Garnitur, die dazu einlädt zu verweilen. Es kommen und gehen immer wieder Leute und erzählen begeistert von ihren Projekten und Ideen für die Zukunft. In Niemandsland scheint es an nichts zu fehlen, außer an jungen Menschen, die eigene neue Projekte starten. Alles beruht auf Freiwilligkeit und neue Gesichter werden gerne gesehen. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit Mitglied im Verein zu werden.

„Wir wünschen uns, dass eine Verjüngung stattfindet, die für mehr Diversität sorgen würde.“, meint Penelope, die Fotografie studiert hat und sich im Umsonstladen engagiert. Offen dafür scheint man hier zu sein und genügend Platz gibt es auch. Vielen in Düsseldorf lebenden ist das Niemandsland jedoch nicht bekannt und gerade die mäßige Internetpräsenz erschwert es Jüngeren dazu zu finden. Es lohnt sich aber diesen Ort zu besuchen, am besten an einen Freitag, da ist momentan immer viel los.

Auf der Internetseite sind alle aktuellen Angebote und Projekte aufgelistet. Genauso ist es möglich über E-Mail Fragen zu stellen oder Anregungen mitzuteilen. Auch kann immer persönlich vorbei geschaut werden. Dabei sind die Öffnungszeiten vom Bioladen eine gute Orientierung. 

Der Weg aus den Innenhof führt durch eine Unterführung. Wieder auf der Heerstraße sind es nur wenige Meter bis zur Kölner Straße, wo der Feierabendverkehr laut vorbeirauscht. Die Sonne geht gerade unter und die "Bioladen" Girlade bildet den einzigen bunten Fleck auf den Weg.