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Kultur

Thomas Huy steht singend vor dem von Christo im Jahr 1961 verhüllten VW-Käfer. Vor Huy bewegt sich die Künstlerin Marlon Red theatralisch auf ihn zu.
Sänger Thomas Huy (rechts) und Künstlerin Marlon Red (links) begeisterten das Publikum mit einer Gesangs- und Theaterperformance in der Christo-Ausstellung. (Foto: Hannes Rudolph)

Sparda's Junge Nacht: Studis übernehmen den Kunstpalast

Ein Rückblick von Hannes Rudolph

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Bei der Jungen Nacht am 10. Dezember 2022 präsentierten Studierende der HHU ein vielfältiges Programm im Kunstpalast. Evelyn Richter und Christo trafen auf Performancekunst und Technoparty.

Ein Samstag im Dezember, kurz vor Mitternacht, Kunstpalast Düsseldorf: Wo sonst Besucher:innen zu Tagzeiten in ruhiger Manier die Museumsausstellungen besuchen, herrschte einen Abend lang ein buntes Treiben. Im Rahmen von Sparda’s Junger Nacht brachten Studierende des Instituts für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität zum 16. Mal ein vielfältiges Kulturprogramm in den Ehrenhof. Es fanden Musik- und Tanzperformances, Talks, Poetry-Slam und studentische Kunstführungen statt. Gefördert wurde die Veranstaltung von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.

In Spezialführungen gaben Studierende eine knappe Einführung in die beiden im Kunstpalast zu sehenden Ausstellungen „Evelyn Richter“ und „Christo und Jeanne-Claude. Paris. New York. Grenzenlos“. Richter gilt als eine der wichtigsten deutschen Fotografinnen. In ihren Werken dokumentierte sie den Alltag in der DDR. Christo und Jeanne Claude wurden mit ihrer Verhüllungskunst weltberühmt. Zu den bekanntesten Projekten des Künstler:innenpaares zählt die Reichstagsverhüllung in Berlin im Jahr 1995.

Bei der Jungen Nacht im Kunstpalast waren die 150 schwarz-weißen Richter-Fotografien und 70 Werke von Christo und Jeanne-Claude die Kulisse verschiedener kreativer Darbietungen. Unter anderem trug der Poetry-Slammer und cm3-Redakteur Maximilian Kisters einige seiner nachdenklich-gesellschaftskritischen Texte in der Richter-Ausstellung vor. Im Obergeschoss folgte eine große Gruppe Menschen der Tänzerin Birgit Mühlram bei einer Ballettdarbietung durch mehrere Räume der Christo-und-Jeanne-Claude-Ausstellung. Später überzeugte sie mit einer akrobatischen Vertikaltuch-Performance.

In den Fokus rückte auch der von Christo mit gelbem Stoff verhüllte VW-Käfer. Das im Obergeschoss ausgestellte Kunstwerk aus dem Jahr 1961 diente als Szenenbild für den Auftritt des klassischen Sängers Thomas Huy und der Künstlerin Marlon Red. Zu einem düsteren Klangteppich spielten die beiden eine fünfzehnminütige Theatersequenz. Dazu trug Huy improvisierte Gesangsfragmente vor. Die mitreißende Atmosphäre und Huys Stimmgewalt beeindruckten das Publikum. Ziel der Performance sei es, die Zeit für einen kurzen Moment anzuhalten, sagte Huy nach der Darbietung. Zum Abschluss der Jungen Nacht spielte die Düsseldorfer Psychedelia-Band Bloodflowers ein halbstündiges Konzert im Museumsfoyer. Danach verwandelten die aus dem Golzheim bekannten Techno-DJs Harez und Marvin Richter den Kunstpalast in einen Club. Bis in die frühen Morgenstunden sorgten sie für eine ausgelassene Stimmung.

Für die Organisator:innen waren die Planung und Durchführung der Jungen Nacht Teil einer Lehrveranstaltung. Im Rahmen des Projektseminars „Sparda's Junge Nacht - eine Kooperation von Universität und Kunstpalast“ hatten die teilnehmenden Studierenden die Möglichkeit, praktische Erfahrungen im Kunst- und Kulturmanagement zu sammeln. In den Teams „Kunstvermittlung“, „Programmplanung“ und „Kommunikation und Marketing“ planten die Studis mithilfe der Projektleitung des Museums die Veranstaltung und führten sie durch.

Richter, Christo, Performance-Kunst und Technoparty: Im Laufe des Abends vermischten sich unweigerlich die vielen gewonnenen Eindrücke. Immer wieder wechselten die Besucher:innen die Ausstellungen, um die verschiedenen Programmpunkte zu erleben. Die akribisch kuratierten und installierten Ausstellungsräume gerieten dadurch immer wieder in den Hintergrund. Den klassischen, chronologischen Gang durchs Museum - das kann und will die Junge Nacht nicht ersetzen. Vielmehr war sie eine spannende Gelegenheit, sich einen Abend lang im Umfeld verschiedenster künstlerischer Darstellungen treibenzulassen. Die Kombination der unterschiedlichen Ausdrucksformen regte zum Nachdenken an. Als Besucher:in verließ man den Ehrenhof beflügelt und inspiriert von den vielen unterschiedlichen kulturellen Beiträgen.