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Kultur

Redaktion:
Zwei Marmeladengläser stehen auf einer Holzplatte vor einer Wand. Auf einem Glas klebt ein Etikett mit der Aufschrift "Männlich", auf dem anderen steht "Weiblich". Es sind kleine Zettel in den Gläsern.
Unsere Gesellschaft ordnet Persönlichkeitsmerkmale einem bestimmten Geschlecht zu und zwingt uns so in Kategorien.

Gefangen in Schubladen?

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In ihrer Memoire erzählt Glennon Doyle die Geschichte über sich selbst: Wie sie begonnen hat, die Kategorien die unsere Gesellschaften formen, zu hinterfragen und schlussendlich aufzulösen. Es geht darum, dass Frauen die Attribute „selbstlos, artig und nett“ zugeschrieben werden – während Männer „groß, kräftig und bestimmt“ sein sollen. Was macht das mit uns – mit Männern und mit Frauen?

Women who are best at this disappearing act earn the highest praise: She is so selfless. Can you imagine? The epitome of womanhood is to lose one’s self completely.

Das Buch: Ein konstantes Chaos

Ich würde Glennon Doyles Schreibstil als chaotisch bezeichnen. Circa 80 Seiten habe ich gebraucht, um mich zurechtzufinden und ihren Stil zu bewundern. Sie schreibt weder chronologisch, noch nach Themen sortiert oder in irgendeiner anderen Reihenfolge. Man hat das Gefühl, sie beschreibt Lebensereignisse, Gedanken, Beobachtungen, Gefühle und vieles mehr so, wie sie ihr gerade in den Kopf gekommen sind. Und irgendwie passt das auch zum Thema. Wenn ich das Buch in einem Wort beschreiben müsste, wäre es: Inspirationsrede. Ihr gesamtes Buch handelt davon, zu hinterfragen, zum Denken anzuregen. Und mich hat es letztendlich auch inspiriert.

Das Thema: Schubladendenken

Unsere Gesellschaft denkt in Schubladen. Oft hören wir von Vorurteilen, von Annahmen über bestimmte Gesellschaftsgruppen, Geschlechter und Religionen. Glennon Doyle zeigt diese in einer unbeirrt humorvollen und klaren Art und Weise auf. So beschreibt sie z.B. ein Gespräch mit einem befreundeten Ehepaar. Der Mann sagte privat zu ihr, dass er sich seiner Frau gegenüber sensibel zeigen will. Die Frau würde aber immer unterschwellig aggressiv und abweisend reagieren. Darauf angesprochen, gibt die Frau zu, dass sie sich ärgert, wenn ihr Mann „weich und sensibel“ ist – ihre Reaktion versteht sie selbst nicht und ärgert sich auch darüber.

Since women are equally poisoned by our culture’s standards of manhood,

we panic when men venture out of their cages. Our panic shames them right

back in. So we must decide whether we want our partners, our brothers, our

sons to be strong and alone or free and held.

Wo kommt diese Schublade her? Und was macht sie eigentlich mit unserer Gesellschaft? 

Das Fazit: Eine Empfehlung

Glennon Doyle schafft es in ihrem Buch anhand von Anekdoten und humorvollen Lebensbeispielen gesellschaftliche Missstände und jahrhundertelanges Schubladendenken aufzudecken. Dabei geht es nicht nur um die Situation von Frauen. Es geht um alle Geschlechter, unseren Umgang mit Smartphones, Ethik in der Integrationsdebatte und Privilegien.

Privilege is being born on third base. Ignorant privilege is thinking you’re there because you hit a triple. Malicious privilege is complaining that those starving outside the ballpark aren’t waiting patiently enough.

Die Autorin schafft es all diese schwierigen Themen aufzugreifen und dadurch zum Denken anzuregen. Für mich ist es nicht nur ein Buch für Frauen, sondern ein gesellschaftskritisches Buch für alle. Ich empfehle es allen, die Lust haben mit ein wenig Humor auf unsere Gesellschaft zu blicken und sich auf Glennon Doyle’s eher chaotischen Schreibstil einzulassen.