Kultur

Der ewige Kampf um Anerkennung
Momentan werden im Düsseldorfer Kunstpalast im Rahmen der Ausstellung „Künstlerinnen! Von Monjé bis Münter“ zahlreiche Werke von über 30 Künstlerinnen aus dem 19. und 20. Jahrhundert gezeigt. Noch bis zum 01. Februar 2026 können die Schaffungen aus verschiedenen Stilrichtungen dort bewundert werden.
Eine Ausstellung, die Frauen applaudiert
Schon seit dem 19. Jahrhundert ist Düsseldorf für die Kunstwelt bedeutend. In den 1870er Jahren wurde die Düsseldorfer Kunstakademie erbaut. Die hohe kulturelle Stellung der Stadt, auch im internationalen Bereich, animierte viele Künstlerinnen, sich dort ausbilden zu lassen. Wie in so vielen Lebensbereichen hatten es Frauen auch in der Kunst nicht leicht. Ein Studium an einer Kunstakademie war nur Männern erlaubt und oft konnten sich nur jene Frauen, die über die notwendigen finanziellen Mittel verfügten, Privatunterricht leisten. Obwohl es eine Vielzahl an Künstlerinnen gab, die ihr Talent über die Jahre hinweg unter Beweis stellen konnten, sind viele davon in Vergessenheit geraten oder haben schlichtweg nicht die Anerkennung erhalten, die sie verdient hätten. Der Düsseldorfer Kunstpalast hat sich deswegen zur Aufgabe gemacht, durch die aktuelle Ausstellung ebendiese Künstlerinnen zu würdigen, die trotz aller Schwierigkeiten gemalt haben.
Informationen zur Ausstellung
Wann? Bis zum 01. Februar 2026
Wo? Kunstpalast Düsseldorf, Ehrenhof 4-5, 40479 Düsseldorf
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11:00-18:00 Uhr, Donnerstag bis 21:00 Uhr
Eintritt: 16 Euro, ermäßigt 12 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei
Im Kontext der Ausstellung kommt die Frage auf, wie viele Künstlerinnen man selbst hätte aus dem Stegreif benennen können. Viele verbinden Kunst mit Männern, sehen sie als eine reine Männerdomäne. Die Zahl der Frauen, die Kunstausbildungen abgeschlossen oder ihre Fähigkeiten anderweitig unter Beweis gestellt und für Anerkennung gekämpft haben, ist jedoch ziemlich hoch. Dieser Kampf bewährte sich für einige Frauen, die zu ihren Lebzeiten sehr bekannt waren. Die Problematik bestand nicht darin, dass kaum Frauen gemalt haben oder dass die Frauen, die gemalt haben, unbekannt waren. Das Problem war, dass nach ihrem Tod niemand mehr über sie gesprochen hat. Ihr Talent wurde oft abgewertet und relativiert. Malerinnen, wie Emmy Lischke, wurde unterstellt, „männlich“ zu malen, was die Autonomie und Besonderheit ihrer Werke schwächen sollte. „Jede neue Schwierigkeit war mir ein neuer Ansporn“, formulierte die Künstlerin Elisabeth Jerichau-Baumann um 1874 sehr treffend und präzise, was die Willensstärke und den Mut der Künstlerinnen jener Zeit unter Beweis stellt.

Elisabeth Jerichau-Baumann: Eine der erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen
Elisabeth Jerichau-Baumannn (1819–1881) wurde in Düsseldorf ausgebildet. Sie erfuhr ebenso in Deutschland wie auch international große Anerkennung. 1845 reiste sie nach Rom und lernte ihren späteren Mann Jens Adolf Jerichau, einen dänischen Künstler, kennen. Italienische Motive faszinierten sie ihr Leben lang und waren fester Bestandteil ihrer Kunst. Später zog das Ehepaar nach Dänemark, wo Jerichau-Baumann begann, nordische Motive zu malen. Danach reiste die Künstlerin in die heutige Türkei und nach Ägypten und orientierte sich an Darstellungsformen jener Gebiete. Jerichau-Baumann verfügte über die finanziellen Mittel, auf Reisen zu gehen und sich von fernen Gebieten inspirieren zu lassen. Ihre Flexibilität und Vielschichtigkeit verschafften ihr großen Erfolg.
Victoria Åberg: Skandinavische Künstlerinnen in Düsseldorf
Die Ausstellung zeigt außerdem eine Vielzahl an skandinavischen Künstlerinnen, die es zur Ausbildung nach Düsseldorf zog. Vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts genoss Düsseldorf einen guten Ruf als Kunsthochburg und Ausbildungsstätte. Wer herkam, verfügte über ausreichend finanzielle Mittel oder in seltenen Fällen über staatliche Stipendien. Nach der 1860er Jahren verlor Düsseldorf Teile seiner Stellung in der Kunstwelt und wurde von Städten wie München und Paris überschattet. Daraufhin verlagerte sich der Knotenpunkt für internationale Künstlerinnen in ebendiese Städte.
Victoria Åberg (1824–1892) war eine finnische Künstlerin. 1858 kam sie nach Düsseldorf, wo sie Schülerin eines norwegischen Landschaftsmalers war. Danach ging sie für eine Weile nach Italien und zog anschließend nach Weimar. Åberg selbst widmete sich hauptsächlich landwirtschaftlichen Motiven und legte ihren Fokus auf deutsche und italienische Szenerien. Auch sie ließ sich von der Umgebung, in der sie sich befand, inspirieren. Sie bemängelte zudem den Umstand, dass männliche Kollegen ein kostenloses Kunststudium genießen durften, während Frauen ihre Ausbildung selbst zahlen mussten und es deutlich schwerer hatten. Sie betitelte dies als große Ungerechtigkeit für die damalige Zeit.
Paula Monjé: Eine Frau, die es bis in die Berliner Nationalgalerie schaffte
Paula Monjé (1849–1919) wurde privat von zwei Düsseldorfer Malern ausgebildet. Sie reiste viel, unter anderem nach Frankreich und Italien. Ihr gelang es, Werke in Berlin auszustellen. Zwei davon, „Männer am Kamin“ und „Deutsches Volksfest im 16. Jahrhundert“, befinden sich sogar dauerhaft in der Sammlung der Berliner Nationalgalerie. 1911 war Monjé an der Gründung eines Künstlerinnenvereins beteiligt und zeigte dadurch ihr Engagement für Frauen in der Kunst.

„Künstlerinnen!“ – Für immer!
Die Ausstellung im Kunstpalast ist eine Hommage an jene Frauen, die trotz aller Schwierigkeiten und dem Kampf darum, gesehen und gehört zu werden, dennoch gemalt und einzigartiges geschaffen haben. Ihr Vermächtnis kann auch als Wegleuchte für Frauen in unserem Zeitalter angesehen werden. Es zeigt, dass Frauen an ihren Träumen und Visionen festhalten und die Chance, sich selbst zu verwirklichen, wahrnehmen sollten.
Redigat: mf
