brandneu auf der [97.1]

Plötzlich und ohne Ansage, so passiert das Leben oder dessen Vergehen meist. Und so hat auch Drangsal seine neue Single "Life Is a Killer" veröffentlicht. Der Indie-Künstler aus der Pfalz war in den letzten Jahren sehr beschäftigt. Es gab ein eigenes Buch 2022 und eine EP mit seiner neuen Supergoup Die Benjamins 2023. Und dann schenkt er uns überraschend, aber perfekt zum 1. Dezember noch einen explosiven Song zum Abschluss des Jahres. "Life Is A Killer" nimmt den Widerspruch seines Titels und macht daraus eine Ohrwurmmelodie, während die Strophen die nihilistische Einstellung weiter erforschen. Sie zeigen ein Weltbild, das sich vor allem in den jüngeren Generationen immer mehr verbreitet, die zwischen den Bedrohungen der Klimakrise und ständigen Kriegsnachrichten keine großen Hoffnungen für die Zukunft hegen. Mit Zeilen wie "Zu viel Plaudern, dann kein Wille" kritisiert er die gewisse Aktionslosigkeit, die man schwerwiegenden Problemen entgegenbringt.

Edwin Rosens Musik ist inzwischen ein kleines deutsches Kulturphänomen. Zuerst nur als Scherz hat er seine Musik als Neue Neue Deutsche Welle bezeichnet, doch dieser Begriff hat sich nun erfolgreich etabliert. Er beschreibt ein von den 80ern inspiriertes Mikrogenre, das in den letzten Jahren aufgeblüht ist, nicht zuletzt durch Edwin Rosen selbst. Mit Postpunk-Einflüssen wie The Cure oder Joy Division und moderner Technologie erschafft der Süddeutsche seit 2020 regelmäßig mitreißende Songs. Kühle Synths und melancholische Texte gehören bei ihm zum Programm. Seine neuste Single "Kontrollverlust" baut auf seinem vorhandenen Stil auf, lehnt sich aber noch in eine etwas schnellere und düstere Richtung. Im Text singt er über Lichter, darüber, stehen zu bleiben, und über Hoffnung. Er malt damit ein vernebeltes Bild, in dem jede:r Hörer:in einen anderen Schatten erkennen kann.

Ob man unartig war, werden wir spätestens in ein paar Tagen wissen. Denn dann ist ja wieder High Noon beim Weihnachtsmann. Vorab ruft der englischer Rap- und Punk-Newcomer Master Peace aber in "Get Naughty!" trotzdem schon mal zum Unartig-Sein auf. Der Song zeigt wieder die Stärken seines Sounds. Das heißt, krawallige Energie, die aber gute Laune macht und einen zum Mitmachen animiert. Anfang 2024 wird übrigens das neue Album des Londoners erscheinen. Es heißt, passenderweise, "How To Make A Master Peace".

C'est Karma ist zurück mit neuer Musik. In "Hearts On Windows" geht es mal nicht um eine toxische Beziehung, sondern um das genaue Gegenteil. Die Künstlerin erzählt: "'Hearts On Windows' handelt von der idealen Liebe. Es geht darum, die Augen zu schließen und davon zu träumen, mit dieser einen Person die Welt zu erobern. In diesem Traum gibt es kein Leid oder Herzschmerz. Ich will nicht darüber nachdenken, ob eine solche Welt möglich ist oder nicht, sondern ich will den Traum genießen und den Gedanken auskosten, in der Hoffnung, dass er nie zerplatzt. Idealismus gibt mir Hoffnung und darum geht es in diesem Lied." Ein guter Song, um sich bei der Kälte draußen einzukuscheln und ein bisschen zu träumen.

Da ist es endlich! Ein neues Album vom kanadisch-haitianischen Producer Kaytranada, der sogar schon einen Grammy im Regal hat. Zumindest hat er es vor ein paar Woche auf X angekündigt mit den Worten, dass das Album fertig sei. Tatsächlich gibt es jetzt auch schon zwei neue Songs. Einer davon ist "Lover/Friend", eingespielt zusammen mit der Sängerin Rochelle Jordan. Getrieben von sanften Beats entwickelt sich der Song zu einem tollen, entspannten Urban-Pop-Track. Am besten geeignet für alle, die sich in den Sommer träumen wollen.

Den großen Fisch an Land ziehen und bei einer großen Plattenfirma sein - für viele ein Traum, manchmal aber auch nicht das, was man sich verspricht. Die schottische Band The Snuts hatte zum Beispiel zuletzt auch einen großen Deal bei einem Major Label, ist jetzt aber wieder komplett indie aktiv. Deal futsch, alles DIY. Dem Sound hat das keinen Abbruch getan. Auch im neuen Song "Deep Diving" klingen The Snuts leicht nasal, rotzig und einfach nur schön britisch.

Das Bild vom hoffnungsbringenden Licht in der Dunkelheit wird in der Winter- und Weihnachtszeit besonders häufig genutzt. James Hersey aus Österreich aktiviert es aber auch gerne im Rest des Jahres. Im September hat er sein Album mit dem Titel "Let It Shine" veröffentlicht, das zusätzlich einen Song mit dem gleichen Namen beinhaltet. Das Leuchten im Titel vom Song "Let It Shine" stehe für "die Überwindung von Trauer und den Schritt zurück ins Tageslicht meines Lebens. Ich habe es in Erinnerung an eine meiner besten Freundinnen geschrieben, die sich vor wenigen Jahren das Leben nahm," erklärt James in einem Statement zu seiner Gitarrenpop-Nummer.

June Cocó veröffentlicht mit der neuen Single "Kill Her" einen Hit wie aus einem Spionagefilm, doch die Thematik geht um vieles tiefer. Bis dieser Song das Licht erblicken konnte, dauerte es über zwei Jahre. Die Sängerin singt darin über ihre Erfahrung mit toxischen Beziehungen. Die Veröffentlichung des Tracks bedeutet für Cocó eine Art Ende eines Kapitels und den Abbruch eines Kreislaufs, der unaufgehalten viel Schmerz verursachen kann. Im Song singt sie darüber, die zweifelhafte und kritische Stimme im Kopf auszulöschen, die man in einer solchen Beziehung von der anderen Person eingeredet bekommt, bis sie sich im eigenen Kopf festsetzt. Die Resilienz, Stärke und Entschlossenheit, mit der Cocó dies angeht, spiegelt sich in der Musik und verleiht dem Song eine Tiefe über die einprägsame Melodie und aufregende Instrumentalisierung des Ganzen hinaus. Dazu passend gibt es ein Musikvideo mit von Cocó selbst choreografierter Performance.

"Ich bin nicht unbedingt ein großer Partygänger - bin in meinem Leben aber schon oft auf irgendwelchen eher anstrengenden, lauten Partys geblieben, nur weil die eine Person auch dort war," sagt der Newcomer Schramm - und das, obwohl er von Wuppertal ins partyreiche Berlin umgezogen ist. Den Partys, die er eigentlich nur für die wichtige andere Person besucht, widmet Schramm jetzt den Song "Vertraut". Musikalisch erklingt darin Postpunk mit Tempo und Autotune. Mehr neue Musik von Schramm gibt es spätestens im April, wenn seine EP "How To Fail At Love" erscheint.