brandneu auf der [97.1]

Es sind gerade mal fünf Songs, die Caitlin Brown aka Pinkpirate auf der neuen EP "I Don't Want To Grow Up Boring" veröffentlicht hat. Und trotzdem deutet sich an: Das hier könnte ganz großer Indie werden. Pinkpirate steht nämlich für intimen, aber dennoch bouncigen Indie-Electropop - irgendwo zwischen Billie Eilish und Christine And The Queens. Doch von den teils warmen, heiteren Klängen sollten wir uns nicht täuschen lassen. Bei Pinkpirate geht es auch um ziemlich komplexe Themen wie zum Beispiel das Aufwachsen auf dem Lande an der englischen Südküste. Auch "I Still Feel Down", ein weiterer EP-Track, kombiniert so Heiterkeit und nachdenkliche Texte - definitiv ein Tipp für die dunkle Jahreszeit.

Der Abschiedsgruß "Goodbye Sunshine" im Titel von Rikas' neuer EP richtet sich nicht an die letzten warmen Oktobertage, sondern vielmehr an die Zeit, die die deutsche Band für neue Aufnahmen in Kalifornien verbracht hat. Warm und sonnig wirkt auch der Retro-Sound, den Rikas in ihrer bekannten Art auf der EP präsentieren. Allerdings klingen dabei nicht nur sorglose Themen an. In der aktuellen Single "Giving It Up" aus "Goodbye Sunshine" behandeln Rikas Gedanken ans Aufgeben. Dazu schreibt die Band auf Social Media: "Putting out new music is not always our favorite part cause it takes a lot of energy. When things don't turn out as you hope they will, you tend to get a little frustrated." Beim Anhören der fertigen EP habe sich dann aber zum Glück wieder das Gefühl eingestellt, das Richtige zu tun.

Ungefähr ein Jahr ist es her, da haben The Lathums ihr Debütalbum veröffentlicht. "How Beautiful Life Can Be" ist in die Indieszene eingeschlagen und hat für viel Beifall gesorgt. Jetzt sind die drei Briten mit neuer Musik zurück. In "Say My Name" führt Leadsänger Alex Moore ein Gespräch mit einer Person, die eigentlich schon gestorben ist. Dabei sagt die verstorbene Person genau das, was die noch lebende hören möchte. Klanglich bleiben sich The Lathums in "Say My Name" eher treu. Gleichzeitig ist der neue Song auch die Ankündigung und ein kleiner Ausblick auf das kommende zweite Album der Band. Das soll "From Nothing To A Little Bit More" heißen und am 24. Februar erscheinen.

Nach ihrem Karrierestart und ersten großen Erfolgen in ihrer Heimat Südafrika hat die Newcomer:innen-Band Bye Beneco sich entschieden, in Berlin weiter an ihrer Karriere zu arbeiten. Zum Ortswechsel und den damit verbundenen neuen Erfahrungen passt auch der Titel von Bye Benecos aktueller EP, "Leaving All The Time". Die Mischung aus Electropop, die auf der EP im Allgemeinen und damit auch in der Single "Devl Eyes" zu hören ist, beschreiben Bye Beneco selber als "Dream pop laced with psychedelic sounds flickering like the glittery eye shadow you wore to the party". Vergleichbar ist Bye Benecos Sound außerdem mit dem von La Roux oder Greta.

"We've lost dancing" - ein Satz, der 2020 durch viele Köpfe gegangen ist, im Jahr, als die Clubs durch Corona zuhatten und wir Social Distancing betreiben mussten. Der britische Producer Fred Again.. hat damals genau diesen Song zur Pandemie, "Marea (We've Lost Dancing)", geschrieben und damit einen Riesenhit gehabt, weil er das Gefühl vieler gespiegelt hat. Passend dazu hat Fred Again.. ein Album rausgebracht, das wie ein Corona-Tagebuch geskriptet war - "Actual Life (April 14 – December 17 2020)" hieß es. Dieses Tagebuch hat er seitdem jedes Jahr weiter geführt und mit "Actual Life 3 (January 1 – September 9, 2022)" Ende Oktober den dritten Part rausgehauen. Und auch der ist genauso befreit wie der erfolgreiche Teil 1: Club-taugliche Hymnen sind dort direkt neben melancholischem Electropop zu finden. Ein Songtipp, der beide Welten verbindet, ist der Song "Delilah (Pull Me Out Of This)".

Musik, die sich weder einer Schublade zuordnen lässt, noch eine geographische Einordnung zulässt - Sharktank mischen Pop, Indie, HipHop und vieles andere so meisterhaft, dass Klänge, die in Gedanken unkombinierbar erscheinen, plötzlich zur sinnigen Soundkulisse verschmelzen. Ihr Debütalbum "Get It Done" ist in die Indieszene eingeschlagen und die Spotify-Streams überschlagen sich. Die drei Österreicher:innen haben jetzt mit "Never Ever Ever" nicht nur eine neue Single, sie kündigen auch gleich ein neues Album an. Das soll "Acting Funny" heißen und am 24. März 2023 erscheinen. Kurz darauf sind Sharktank mit der neuen Musik auch direkt auf Tour in Deutschland unterwegs.

Es gibt Stimmen, die so besonders sind, dass man zuhört, wenn sie anfangen zu singen. Fred Rabe von den Giant Rooks und Henning May von Annenmaykantereit haben zum Beispiel so eine. Stimmlich in deren Nachbarschaft gibt es jetzt einen jungen Indie-Musiker aus München, der gerade durchaus für Traffic sorgt. Der Singer-Songwriter Ennio würde da nämlich gerne bald auch ein Wörtchen mitreden. Erst Ende Oktober wurde er von einer Jury der jungen ARD-Radios mit dem renommierten New Music Award im Bereich "Newcomer:in" ausgezeichnet. Aber auch abseits davon zeigt sich, warum: Ennios Musik klingt ehrlich, handgemacht und immer von einer sanften Zerbrechlichkeit durchwoben. Und die kann dann wie im neuen Song "Freister Mensch der Welt" auch mal zum Ende komplett herausbrechen und euphorisch werden. Im Dezember kommt Ennio auch auf Tour, am 6.12. zum Beispiel in Köln im Club Bahnhof Ehrenfeld.

Nakhane ist mit neuer Musik am Start. In der neuen Single "Do You Well" hat sich der amerikanische Künstler Perfume Genius zu Nakhane gesellt. Produziert wurde das ganze von Emre von Years & Years, und einem alten Bekannten: Auch Nile Rodgers, der an Nakhanes letzter Single "Tell Me Your Politik" beteiligt war, hat "Do You Well" mitproduziert. Inhaltlich und im Sound hat Nakhane diesmal jedoch zu etwas anderen Mitteln gegriffen. Es müsse nicht immer nur dramatisch und tragisch sein: "Mir gefiel, dass es ein Song ist, der nicht unbedingt das ist, was die Leute von uns erwarten würden: eine traurige, traumatisierende Ballade. Stattdessen wollte ich, dass wir einen Knaller machen," meint Nakhane.

In Zeiten von TikTok können Songs schon Hits werden, bevor sie überhaupt in voller Länge erschienen sind. Neben dem Charterfolg von Sam Smith und Kim Petras‘ "Unholy" ist dafür auch SZAs Song "Shirt" ein gutes Beispiel. Die R&B-Künstlerin hat den Song nämlich schon 2020 als kurzen Ausschnitt angeteast, der daraufhin Teil einer beliebten Tanz-Challenge auf TikTok geworden ist. Von TikTok stammt auch der Songtitel "Shirt", unter dem die Single nun in voller Länge erschienen ist. Auf Social Media schrieb SZA dazu: "I heard y'all named the Tik Tok song 'shirt' lol. I'm fine w that." Ob "Shirt" im Zusammenhang mit einem schon lange erwarteten Nachfolgealbum zu SZAs 2017er-Debüt "Ctrl 2017" steht, ist noch nicht klar.