brandneu auf der [97.1]

Wer von positiver Energie nicht genug kriegen kann, wird von Dayglows Musik begeistert sein. Das neue Album des texanischen Indiepop-Projekts sprüht nur so davon und hält das Versprechen des Titels "People in Motion" definitiv ein, Leute in Bewegung zu versetzen. Und das wahrscheinlich sogar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen sind die Songs voll von Sounds und Beats, die jeden Tanzmuffel zum Abgehen bringen. Zum anderen bergen die Texte das Potenzial, etwas in unseren Köpfen zu bewegen. So handelt die Single "Deep End" von der Überwindung, bestimmte Risiken einzugehen und sich buchstäblich ins tiefe Wasser zu wagen. Der optimistische und energiegeladene Sound ist dabei die perfekte Motivationsmusik. Entstanden ist sie, weil Sloan Strüble, der Kopf des Projekts, sich einen 80er-Jahre-Synthesizer gekauft hat. Laut eigener Aussage hatte er großen Spaß, mit den verschiedenen Sounds herumzualbern und etwas zu kreieren, was sich gut und frei anfühlt.

27 Jahre alt, gefragtes Model und inzwischen etablierte Indie-Musikerin in Großbritannien - bei Connie Constance aus Watford bei London läuft es. Mittlerweile sogar so sehr, dass ihre neue Single "Hurt You" erneut ihre Premiere als "Hottest Record In The World" bei BBC Radio 1 hatte. Das haben normalerweise nur bekannte Musiker:innen mit viel Strahlkraft oder Songs, die ganz dringend erwartet wurden. Die Chancen stehen also ganz gut, dass Connie für 2023 nicht nur von der BBC als großer Newcomer:innentipp gehandelt wird. Zahlen legen das auch nahe: Ihre allererste Headline-Tour in Großbritannien ist bereits komplett ausverkauft, ihre Stream-Zahlen bei Spotify steigen kräftig, und selbst Nachrichtenmagazine wie der berühmte Guardian preisen sie an. Die Zukunft könnte für Connie also strahlend sein.

Es gibt neue Musik von Pixey. Die Liverpoolerin ist nicht nur hier bei hochschulradio ein gern gehörter Act. Ihre EPs der letzten Jahre kommen gut an, und sie wird auf BBC Radio 1 rauf und runter gespielt. Jetzt hat Pixey ihre bisher längste Platte rausgebracht. "Dreams, Pains & Paper Planes" ist irgendwas zwischen Mini-Album und Maxi-EP. Darauf sind neben den bisherigen Singles "Come Around (Sunny Day)" und "I'm Just High" auch einige neue Songs zu finden. Ein Wichtiger davon ist "Melody (From You To Me)". In diesem Song vereint Pixey all die Sounds und 90s-Elemente, die ihren Stil so besonders machen. Und auch textlich hat der Song ziemlich viel Energie: Es geht um das Losgehen, den Aufbruch Wagen, und das gemeinsam.

Bei den meisten Künstler:innen vergehen zwei oder drei Jahre von einer Albumveröffentlichung zur nächsten. Der Kanadier Bbno$ scheint in diesem Zusammenhang den Schnelldurchlauf einprogrammiert zu haben. Nur ein Jahr nach seinem letzten Album "Eat Ya Veggies" erscheint am 21. Oktober nämlich direkt das nächste "Bag Or Die". So enthusiastisch und energiegeladen, wie sein Release-Plan ist, rappt Bbno$ auch in seiner aktuellen Single "Top Gun", in der es neben dem gleichnamigen Tom Cruise-Film im Titel noch einige andere Filmreferenzen gibt. Die Outfits im Musikvideo zu "Top Gun" fügen nochmal den Extrawitz hinzu, für den Bbno$ schon länger in seinen Memes auf Social Media bekannt ist.

Das nordirische Produzentenduo Bicep ist zurück und hat etwas fast Vergessenes mit im Gepäck. Die Single "Water" ist ihre erste seit ihrem Debütalbum "Isles" aus dem Januar 2021. Mit Sounds, die stark an die 8-Bit Musik früherer Konsolenspiele erinnern, könnte "Water" bei so manchen Kindheitserinnerungen hervorrufen. Dafür haben Bicep mit einem Synthesizer herumexperimentiert, der die Sounds der SEGA Megadrive/Genesis-Spielekonsole imitieren kann. Ungefähr ab der zweiten Hälfte des Songs leben sie ihren Spieltrieb so richtig aus. Zuerst dominiert ein Beat, der wie frühere Songs auch aus Techno-, House- und Garage-Elemente besteht. Der Gesang kommt von Singer-Songwriterin Clara La San aus Manchester, mit der Bicep schon häufig zusammengearbeitet haben. Im Refrain klingt er ein bisschen gehaucht und erzeugt zusammen mit einem langgezogenen Synthie-Bass ein fließendes Gefühl, als würde man mit der Musik auf einer Welle surfen.

Normalerweise ist es in der Musikszene so: Du schreibst ein Album, releast vorab Songs, dann kommt das Album und damit gehst du auf Tour. Und mit der Zeit ebbt dann an Releases alles so ein wenig ab, bis der Zyklus von Vorne losgeht. Das französisch-kubanische, grenzensprengende Geschwister-Duo Ibeyi scheint aber diese Mauer durchbrochen zu haben. Denn eigentlich haben sie im Mai bereits ihr neues Album "Spell 31" veröffentlicht und sind gerade auf Tour. Doch für das bekannte Musik-Youtube-Format COLORS haben sie nochmal einen Song komplett neu eingespielt: "Juice Of Mandarins" war nicht auf dem Album drauf und hat innerhalb eines Monats fast 200.000 Views bei Youtube bekommen. Klar, dass Ibeyi den Song nochmal "richtig" veröffentlichen. Es ist ein Song, von dem sie sagen, dass es um die Ekstase des Verliebens ginge - die Sinnlichkeit dahinter, anderen alles von sich zu zeigen.

Die Band Sports Team hat ihr zweites Album "Gulp!" veröffentlicht. Der Titel beschreibt "den Moment in dem man hofft, in der Luft zu bleiben", so erzählt die Band das zumindest dem New Music Express im Interview. Auch auf "Gulp!" erschienen ist der Song "Dig". Klanglich erinnert der fast schon an Everlast, bringt aber auch den chaotischen, selbstbewussten und frischen Sound mit, für den Sports Team bekannt sind. Gitarrist Rob Knaggs erzählt, dass es in dem Song um die Phase geht, in der alle, also auch die Band, immer aufeinander hockten und sich nur mit Streiten und Trinken und Herumsitzen beschäftigt haben: "Ich denke, es ist ein Mantra über diesen Prozess, ständig dieselben Fehler immer und immer wieder zu wiederholen, weil es eigentlich nichts anderes zu tun gibt – und es fühlt sich an, je mehr man langsam versaut, desto einfacher ist es, einfach weiter zu graben. "