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Kultur

Redaktion:
Auf dem Bild sieht man ein Plakat mit einer Rabattaktion in der Innenstadt (Foto: Lieselotte Hahn)
Black Friday Aktionen sind überall in der Stadt zu finden (Foto: Lieselotte Hahn)

Black Friday: Wenn das Schnäppchenjagen zum Kulturgut wird

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In Daunenjacken und Wollschals gekuschelt schlendern Fußgänger:innen die überfüllte Schadowstraße entlang, die dank der kürzlich eröffneten Weihnachtsmarktstände abwechselnd nach Frittierfett oder gebrannten Mandeln riecht. Vervollständigt wird das Bild von unzähligen Einkaufstaschen, die über Schultern geschlungen und um den Arm getragen werden. Besonders Ende November, wenn der Black Friday mit seinen verlockenden Angeboten immer näherkommt, ist man dazu veranlasst, mehr zu konsumieren.

Hintergründe des Black Friday

Der Black Friday ist weltweit einer der umsatzstärksten Tage im Einzelhandel. Doch was hat es damit eigentlich auf sich? Gemeint ist der Freitag nach Thanksgiving, einem nordamerikanischen Feiertag, der immer auf den vierten Donnerstag des Novembers fällt. Die Idee, die ersten Weihnachtsgeschenke am anschließenden Brückentag zu besorgen, wurde in Form des Black Friday inzwischen in die ganze Welt importiert, obwohl Thanksgiving anderswo nur selten gefeiert wird. Um Konsument:innen zum Kauf anzuregen, bieten viele Händler in diesem Zeitraum spezielle Rabattaktionen an. Meistens sind die Vergünstigungen über den gesamten Monat verteilt, steigern sich immer mehr oder finden an bestimmten Tagen ihren Höhepunkt – neben dem Black Friday sind der Singles‘ Day (11.11) und der Cyber Monday für Schnäppchenjäger:innen relevant.

Nicht nur in Einkaufszentren und -straßen, sondern vermehrt auch online, wird in dieser Jahreszeit mit Rabatten geworben. Auf beinahe jeder Website finden sich Hinweise auf Sale-Aktionen. Werbungen auf sozialen Medien berichten davon und Newsletter-Abonnent:innen erhalten Angebote direkt ins Mail-Postfach. Diese Marketingkampagnen arbeiten oft mit psychologischen Tricks, um ein Dringlichkeitsgefühl zu erschaffen. Typische Formulierungen sind beispielsweise: „Nur noch heute“, „Die Uhr tickt“ oder „Letzter Tag“. Die Versprechungen von exklusiven Deals führen bei Konsument:innen häufig zu Impulskäufen, weil sie nichts verpassen wollen. Obwohl die Konsumstimmung in Deutschland sich seit dem Sommer kontinuierlich verschlechtert, rechnet der Handelsverband Deutschland auch für das Weihnachtsgeschäft 2025 mit einem Umsatzplus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Umfragen ergaben zudem, dass in diesem Jahr mehr Verbraucher:innen auf die Angebote des Black Friday warten als zuvor. Zugleich wird für die Aktionstage aber ein leichter Umsatzrückgang prognostiziert, da viele Haushalte lediglich notwendige Artikel vergünstigt erwerben wollen; steigende Lebenshaltungskosten und die angespannte Wirtschaftslage sorgen für einen zögerlichen Konsum.

Sparsamer Konsum statt bloßem Sparen – Nachhaltige Alternativen zum Black Friday

Trotzdem führen starke Reduzierungen vor allem in der Bekleidungsbranche dazu, dass viel bestellt und anschließend viel wieder zurückgegeben wird. Die Umweltbelastung, die durch solch ein Konsumverhalten entsteht, wird von Vereinigungen wie Fairtrade Deutschland und dem Caritasverband schon seit Jahren kritisiert. Sie verweisen insbesondere auf die schlechten Arbeitsbedingungen, die in den Fabriken von vielen Fast-Fashion-Unternehmen weiterhin herrschen. Um Lieferketten und Arbeiter:innen nicht zu überlasten, rufen sie deswegen zur Einführung eines Green Friday auf: Die Vorschläge für dieses nachhaltige Pendant zum Black Friday reichen von einem Fokus auf Reparaturen anstatt Neukäufen bis hin zu einem vollständigen Konsumstopp, um das eigene Kaufverhalten zu reflektieren.

Besonders für Studierende können Preissenkungen ein ausschlaggebender Faktor für Kaufentscheidungen sein. Mit ein paar simplen Tricks kann man aber sowohl auf den eigenen Geldbeutel als auch auf die Umwelt achten. Die einfachste Frage ist gleichzeitig die wichtigste: Brauche ich wirklich etwas Neues? Um übermäßigen Konsum zu vermeiden, ist es hilfreich, sich im Voraus eine genaue Einkaufsliste zu schreiben. Das Ladekabel, das schon seit Wochen einen Wackelkontakt hat, kann durch Rabatte womöglich günstig ersetzt werden; ein zehntes Paar Schuhe, das im Regal zum Staubfänger wird, erfüllt hingegen weniger Nutzen. Wenn die Liste steht, lohnt sich oft ein Blick auf Second-Hand-Seiten wie Vinted, um Artikel noch günstiger zu bekommen. Hervorzuheben sind hierbei sogenannte refurbished – wiederaufbereitete – Elektrogeräte, die enorm ressourcensparend und häufig um einiges preiswerter als reduzierte Neuware sind. Wer zusätzlich an den Feiertagen nachhaltiger schenken möchte, kann anstelle von Materiellem ein gemeinsames Erlebnis planen oder beim Schrottwichteln ungenutzten Gegenständen ein neues Zuhause geben. So kommen weder Weihnachtsstimmung noch die Umwelt zu kurz und das Sparen funktioniert ganz nebenbei.

Redigat: mf