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Düsseldorf

Man sieht den Sonnenaufgang und einen Bahnübergang.
Der Sonnenaufgang wirkt auch auf dem Flachland am Bahnübergang idyllisch. (Foto: Julia Wiatr)

Vom Niederrhein an die HHU

Ein Erfahrungsbericht von Julia Wiatr

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Da war die Frage: Wie soll es für mich nach dem Abitur weitergehen? Mit der Hochschulreife standen mir alle Türen und Wege offen. Doch wohin soll es mich ziehen? Soll ich erstmal raus aus meiner Komfortzone in die Welt? Soll ich fremde Kulturen und Ländern erkunden? Oder mich doch direkt in ein Studium stürzen? Ich hätte mich für all diese unterschiedlichen Dinge entscheiden können. Es zog mich jedoch an die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, um eine Geisteswissenschaft zu studieren.

Das Landei vom linken Niederrhein

Wer sich schon mal an den linken Niederrhein verirrt hat, weiß wie es dort aussieht: flaches Land und weit und breit für mehrere Kilometer einfach Nichts. Nichts, das ansatzweise auf überfüllte Einkaufspassagen, volle Straßen oder drängelnde Autos auf dem Weg zur Autobahn hindeutet. Das sind nur einige Gründe, wieso ich mir als Kind so schlecht vorstellen konnte später mal in einer Großstadt zu studieren. Es mag für viele banal klingen, aber es ist die Ruhe, die Natur und die Landschaft, die den Niederrhein ausmachen.

Eine Geisteswissenschaft in Düsseldorf studieren? Das geht seit 1966. Neben den klassischen Studienfächern wie Anglistik, Germanistik oder Geschichte, können im zweifach Bachelor auch seltenere Fächer wie Jüdische Studien oder Modernes Japan studiert werden.

Studiengänge der philosophischen Fakultät der HHU:

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Die ersten Tage an der Universtität

Obwohl mein Herz an diesem Flachland hängt, hat es mich im Oktober 2019 auf die andere Rheinseite zum Studieren nach Düsseldorf verschlagen. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Tage an der Universität. Alles war so neu und unvertraut. So viele unterschiedliche Menschen, die ich in den ersten Tagen kennengelernt habe. Als Arbeiterkind hatte ich große Angst vor den ersten Tagen an der Universität. Aus einem Schulweg von 10 Minuten wurde ein Weg von 50 Minuten. In eine Großstadt, die so lange fern für mich schien. Von der ich lange dachte, dass sie dies auch bleiben würde. Im Sommer 2018 besuchte ich das Campusfestival an der HHU. Neben dem Liveauftritt meiner Lieblingsband, war das erste Moment an dem ich dachte, dass ich mir vorstellen konnte mich hier zuhause zu fühlen und zu studieren.

Ich empfand es als anstrengend neuen Leuten immer erklären zu müssen, wo Geldern eigentlich liegt. Smalltalk, lief bis dato immer nach demselben Muster ab: „Und wo kommst du her?“ – „Ich komme aus Geldern.“ – „Geldern? Wo ist das?“ Bis auf ein paar Ausnahmen muss ich bis heute noch erklären, dass dieser Ort am linken Niederrhein nahe der niederländischen Grenze zu finden ist. Dennoch haben mich diese Konversationen nicht abgeschreckt. Es haben sich immer Menschen gefunden, die schon mal von meiner Stadt gehört haben, sodass ich mich schnell mit meinen Kommiliton:innen verbunden gefühlt habe – auch wenn der Geburts- und Wohnort sich so sehr von anderen unterschied. 

Das Mysterium Düsseldorf

Bis heute bin ich mir relativ sicher, dass ich kaum etwas von Düsseldorf gesehen habe – das ist der Pandemie geschuldet. Und obwohl mir die vielen Online-Semester das Pendeln erspart haben, bin ich etwas wehmütig. Kontakte zu knüpfen in den Online-Semestern gestaltete sich als besonders schwierig. Hilfreich waren dafür vor allem Sprachkurse, dennoch kenne ich viele meiner Studi-Freund:innen aus dem ersten Semester. Es ist schön wieder in Präsenz nach Düsseldorf an die Universität kommen zu können. Ich kann mich nicht nur wieder aktiv mit meinen Kommiliton:innen über dieselben Interessensgebiete austauschen. Sie zeigen mir auch ihr Düsseldorf – ob Cafés, Konzertlocations oder die Rheinpromenade. Orte, die ich in den letzten Jahren nicht zu Gesicht bekommen habe.

Schnell hat sich für mich aber gezeigt, dass ich hierher, an die Universität in Düsseldorf, gehöre. Hier bin ich richtig und hier möchte ich sein. Mit all den Höhen und Tiefen, die alle Studierende kennen. Mit all dem Prüfungsstress und den vielen Abgaben. Mit allem, was dazu gehört und was mich die letzten Jahre täglich begleitet hat. Ob es die vielen Bücher sind, die sich jedes Semester bei mir zuhause stapeln oder das Verfluchen der Bahn, wenn diese mal wieder Verspätung oder Ausfälle hat. Jedes Mal, wenn ich auf den Campus der Heinrich-Heine-Universität komme, überkommt mich ein sehr vertrautes Gefühl. Ein positives Gefühl, das ich vom ersten Moment – seit dem Sommerkult 2018 – verspürt habe und das ich nicht beschreiben kann, aber auch nicht mehr missen möchte.