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Düsseldorf

Man sieht ein schwarzes Fahrrad angelegt an einer Holzwand
Das Muggel (Foto: Eva Neten)

Eine Liebeserklärung an meine zweite Heimat

Ein persönlicher Beitrag von Eva Rebecca Pia Neten

Auf dieser Seite

Schon von klein auf habe ich regelmäßig die Stadt mit dem großen D besucht. Damals vornehmlich zum Shoppen, dann fürs Studium, jetzt für den Job und der Liebe wegen. Für Kunst, Kultur und großartiges Essen nehme ich gerne die halbstündige Fahrt von meinem Wohnort Mönchengladbach bis in den Ortskern Oberkassels auf. Dort, wo sich die Hälfte meines Kleiderschranks befindet.

Ein Ort der Erholung

Wenn ich nicht in Laufschuhen unterwegs bin, steige ich gerne auf mein klappriges Hollandrad. Seit ich den Drahtesel aus Mönchengkadbach hergeholt habe, erkunde ich damit gerne die Umgebung und bin in nur einem Wimpernschlag in der Düsseldorfer Innenstadt. Oberkassel gehört zum linksrheinischen Teil der Stadt, der durch den Fluss getrennt wird. Durch den Knick im Rhein wirkt Oberkassel wie eine Halbinsel. Für mich ein Ort zum Erholen, zum Runterkommen. 

Zehn Stadtbezirke und viel zu Entdecken

Nicht, dass nicht auch die anderen Stadtteile Charme versprühen. Düsseldorf hat schließlich viele schöne Ecken und jeder der zehn Bezirke ist so einzigartig und besonders zugleich. Der Hafen zum Beispiel. Ich mag die Coolness, die man dort einatmet. Umzingelt von Schiffshallen, in denen heute Fashionshowrooms eingezogen sind, laufen vor allem um die Mittagszeit Grüppchen an Geschäftsleuten umher, die pünktlich um zwölf, die Ersten in der Schlange der Salatbar bei Woyton sein wollen. Am Nachmittag dann noch ein  Meeting und später der Feierabenddrink im derzeit angesagten Paradise Now. Auf der Hammerstraße ist durch die hippe Gastro ein wenig L.A. ins Rheinland gezogen. Der Industrieflair der Gegend zieht immer wieder aufwendige Foto- und Filmproduktionen an. Die sich im Wasser spiegelnden Gerrybauten bieten dafür eine herrliche Kulisse. 
 

Wilde Aftershowparties auf der Dachterrasse

Viele Jahre habe ich dort gearbeitet und konnte von der 8.Etage die ganze Stadt sehen. Ich erinnere mich noch gerne zurück an wilde Aftershowparties auf der Dachterrasse und Stars und Sternchen, die im gegenüberliegendem Hyatt ein- und auscheckten. Manche Gäste haben auch vergessen, dass die Fenster auch von außen Einsicht gewähren. Eine freie Sicht auf den Rhein hatte man noch vor einigen Jahren als dort ein Sandstrand mit Bar und chilligen Beats aufgebaut war. Jetzt steht hier ein Luxushotel und flankiert das Hafenbecken mit zwei in die Luft ragenden Türmen.

Nicht weit entfernt steht bekannten Fernsehturn, dessen integrierte Uhr ich immer noch nicht lesen kann, ich, aber nie aufgeben werde es zu versuchen. Ganz andere Atmosphäre herrscht an den Wochenenden auf dem Carlsplatz. Hier wo ich zwischen den engen Gängen der Marktstände alle Zutaten für ein leckeres Dinner mit Freunden einkaufe, fließt am Samstagmittag schon der Wein in Kübeln. Neben Tulpen aus Amsterdam bekomme ich hier auch fischgepresste Säfte mit exotischen Früchten. Auf dem Platz tobt das Leben.

Ein kurzer Fußweg führt zur bekannten Einkaufsmeile, der „Kö“. Hier könnte ich ewig verweilen und mir die Nase an den aufwendig dekorierten Schaufenstern der großen Luxusmarken plattdrücken. Ich komme aber auch gerne her, um unterhalten zu werden. Denn neben den Paradiesvögeln, die aus dem Umland anreisen und sich hier mit den dicken Autos und teuren Taschen zur Schau stellen, beobachte ich hier die grünen Sittiche in der Luft. Tatsächlich ein Großstadtdschungel. 

Museum nicht nur als Arbeitsstätte

In den gut verorteten Kunstsammlungen K20 und K21 findet man Werke aus aller Welt. Wenn ich dort nicht selbst arbeite, schaue ich mir gerne die aktuellen Ausstellungen an. An heißen Sommertagen sind die Hallen ein Geheimtipp zum Abkühlen. Zu Beginn des Jahres lasse ich mir auf keinen Fall den Rundgang der Akademie entgehen lassen. Kilometerweit stehen die Leute Schlange, um den Nachwuchs der Szene zu begutachten. Gott sei Dank kenne ich den ein oder andere Studierenden und komme auf kurzem Weg durch den Seiteneingang rein.

Ein Muggelino geht immer

Zum anderen Ufer, nach Oberkassel gehe ich aber auch gerne zurück. Meistens mache ich einen kurzen Halt auf der Mitte der Strecke und schaue von dort zurück auf die Skyline die sich mir bietet. Der Anblick lässt jedes Mal ein dickes Grinsen in meinem Gesicht zurück. Herrlich. Der Blick nach vorne aber genauso schön.

Irgendwie hat es mich schon immer hierhin gezogen, auf die andere Seite des Rheins nach Oberkassel oder OBK, wie ich es gerne nenne. Seit beinahe zwei Jahrzehnten pendle ich zwischen Mönchengladbach und Düsseldorf. Schon lange haben meine Freunde und ich diesen Weg auf uns genommen, um nicht zuletzt im Muggel den Abend ausklingen zu lassen. Das Muggel ist nicht nur ein Café, sondern vielmehr eine Institution. Sehen und gesehen werden lautet hier das Motto. Der Ort ist Garant für niemals enden wollende Abende. Neben üppigen Salaten zu fairen Preisen wird abends standesgemäß ein Muggelino serviert. Ein Kaffeeschnaps nach dem man das Auto besser stehen lässt.  

Egal zu welcher Jahreszeit, die Plätze unter der gestreiften Markise an der Dominikanerstraße sind immer besetzt. Irgendein bekanntes Gesicht trifft man dort immer an. Im Keller beherbergt der Laden zudem noch einen schnuckligen kleinen Kinosaal. Hier habe ich schon einige Indepentent Filme gesehen. 
 

Pizza, Pasta und Amore

Ein paar Schritte weiter findet man eine Trinkhalle. Bis spät in die Nacht bieten sie dort Spazierbier oder ein Ed von Schleck an. Bei Gelüsten nach Pizza oder Pasta bietet sich eine Vielzahl an Italienern auf der Luegallee. Frisches Gemüse auf dem Markt und gut sortierte Bioläden nicht zu vergessen. Gourmetfreunde werden hier sicher fündig. Man mag es kaum glauben, aber Feiern kann man hier auch.

Hinter dem alten Bahnhof am Belsenplatz befindet sich in einer abgerockten Tankstelle das Chateau Rikx. Hier war das Warten immer schon vorprogrammiert, aber das gehört einfach dazu und man kommt ohnehin schnell ins Gespräch mit anderen Partygästen. Die Schlange gibt es heute noch. Leider nicht wegen eines Einlassstops, sondern mittlerweile nur noch für das Stäbchen des Coronatests. Ich drücke die Daumen, dass dort bald wieder das Tanzbein geschwungen werden kann.

Schafe als Joggingbegleiter

Mittlerweile verbringe ich viel Zeit in OBK, der kleinen Stadt mitten in der großen Stadt. Ich habe alles was ich brauche. Für manche vielleicht ein zu schnöseliger Stadtteil. Für mich ein Ort zum Wohlführen. Entlang des Wassers, neben der flauschigen Schafsherde und magischen Sonnenuntergängen, tanke ich aber viel Energie und Kraft für meine Jobs und den nächsten Marathon im Frühjahr.

Die Arbeit, das Essen, die Liebe… Oberkassel zieht mich an wie ein Magnet. Ein wenig Veränderung hier und da, aber vieles bleibt und dabei vor allem die Erinnerungen und Momente, die ich mit dieser Stadt und den einzelnen Stadtteilen verbinde. Und wer weiß, vielleicht bleibe ich bald auch die ganze Woche dort, weil Düsseldorf doch ohnehin schon mein zweites Zuhause geworden ist.