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Campus

Malika Mansouri steht zu Beginn Ihres Vortrags im Hörsaal 3H der Heine-Uni hinter dem Redner*innen-Pult. Im Hintergrund sind weiße, unbeschriebene Tafeln zu sehen. Darüber ist ihre Bildschirmpräsentation an die Wand projiziert.
Rechtsanwältin Malika Mansouri zeigte in ihrem Vortrag am 21.10. die Dimensionen des antimuslimischen Rassismus auf. (Foto: Hannes Rudolph)

KriWo 2022: Orga-Team zieht positive Bilanz

Ein Beitrag von Hannes Rudolph

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Zwischen dem 11. und 21. Oktober fanden die Kritischen Einführungswochen 2022 an der HHU statt. Bei acht Veranstaltungen konnten sich Interessierte zu Themen wie Antisemitismus, Transfeminismus oder antimuslimischem Rassismus informieren und austauschen. Es gab Vorträge, Filmvorführungen, eine Podiumsdiskussion und ein queer-feministisches Vernetzungstreffen. Dazu eingeladen hatte erstmals der AStA der HHU. Das Orga-Team ist zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltungsreihe.

In ihrem Vortrag am 21. Oktober im Hörsaal 3H zeigte etwa die Rechtsanwältin Malika Mansouri eindringlich die Ausmaße und Folgen des systematischen und institutionellen Rassismus auf. Einige Tage zuvor diskutierten bei einer Podiumsdiskussion die Philosophin und Journalistin Lea Susemichel, der Politikwissenschaftler und Sozialphilosoph Dr. Karsten Schubert und der Psychologe Dr. Michael Zander im Hörsaal 5C über die Bedeutung von Identitätspolitik in der politischen Praxis. Ebenfalls viel Aufmerksamkeit erhielt die Vorstellung des Dokumentarfilms „Liza ruft“ am 20. Oktober im Hörsaal 3E. In diesem Film wird die aus Litauen stammende Fania Yocheles-Brantsovskaya porträtiert, die eine jüdische Freiheitskämpferin im Holocaust war.

Die diesjährigen Kritischen Einführungswochen begleitete eine Premiere: Zum ersten Mal lud der AStA der HHU als Veranstalter ein. Zwar gab es in den letzten Jahren auch kritische Einführungsveranstaltungen in Düsseldorf. Allerdings wurden sie bisher von einem Bündnis organisiert, dem unter anderem der Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband (SDS) angehörte. Die organisatorische Neuorientierung ging auf den Wunsch der grün-rot-roten Koalition im Studierendenparlament zurück, die KriWo von nun an als offizielle AStA-Veranstaltung durchzuführen. Darauf hatte sich die Koalition in ihrem im Juli vorgelegten Koalitionsvertrag geeinigt. Malwina Scheele, Präsidentin des Studierendenparlaments und Mitglied im Orga-Team der KriWo, ist glücklich über die Entwicklung. Dadurch sei eine Professionalisierung der Veranstaltung gelungen, die sich auch in der Präsenz der externen akademischen Referent:innen widerspiegle, die man für die Veranstaltungen gewonnen habe. Bei der inhaltlichen Durchführung der Veranstaltungen holte sich der AStA weitere Unterstützung aus den Reihen der Studierenden. Unter anderem beteiligten sich die Fachschaften Politikwissenschaft und Philosophie, das CampusKino sowie das autonome LesBi-Referat, das autonome Referat für trans*, inter* & nicht-binäre Studierende (TINBy) und das Referat gegen Faschismus, Rassismus und Diskriminierung (Anti-FaRaDis).

„Die KriWo zeigt, dass die Studierendenschaft die aktuellen Verhältnisse kritisch hinterfragt und fördert ein solches Mindset im Studium. Sie zeigt Themenfelder auf, in denen Missstände verändert werden können – in der Uni als Ort, aber auch in der Gesellschaft.“ Malwina Scheele (Juso-HSG Düsseldorf), SP-Präsidentin und Mitorganisatorin der KriWo

Rückblickend äußerte sich Malwina Scheele zufrieden mit dem Verlauf der diesjährigen KriWo, im Durchschnitt hätten etwa 20 Zuhörer:innen jede Veranstaltung besucht. Die Veranstaltungen seien ohne nennenswerte Vorkommnisse abgelaufen, daher sehen sich die Organisator:innen in ihrer Arbeit bestärkt. Die Veranstaltungen der KriWo seien eine Einladung, kritisch über gesellschaftliche Missstände nachzudenken. Die akademische Lebensrealität der Studierenden gelte dabei als Aufbruchsort für neue Denkanstöße und der Campus als Ort, an dem positive Veränderungen im Kleinen möglich seien. Malwina Scheele betont die Fähigkeit des kritischen Denkens, die im Studium erlernt werden müsse. Sie geht davon aus, dass der AStA der HHU auch nächstes Jahr eine KriWo organisieren wird.

Kritische Einführungswochen – das gibt es nicht nur bei uns:

In vielen deutschen Städten gehören von studentischen Kreisen organisierte kritische Einführungsveranstaltungen fest zum Beginn eines neuen Semesters. Oft sollen diese die offiziellen Einführungswochen der Universitäten und Hochschulen ergänzen. Die Anzahl und Themen der Veranstaltungen unterscheiden sich allerdings teilweise stark. So werden an vielen Orten auch Veranstaltungen zur Klimakrise, zu Gesundheitsfragen im Studium, zur Mobilität rund um den Campus oder Workshops zur Cybersicherheit angeboten.

Nicht immer ist sofort ersichtlich, wer Veranstalter:in der Vorträge und Workshops ist. Bereits mehrfach gab es an deutschen Universitäten Kontroversen aufgrund der studentischen Einführungsveranstaltungen. Vor einem Jahr warfen die Organisator:innen der Kritischen Einführungswochen Leipzig ihrer Uni-Leitung vor, sie zensiere Veranstaltungen zu kritischen Polizeieinsätzen. Außerdem habe es Polizeipräsenz während der Veranstaltungen auf dem Campus gegeben. Die Uni Leipzig dementierte diese Vorwürfe in einer Stellungnahme. Sie habe lediglich für vereinzelte Veranstaltungen keine Räumlichkeiten der Uni zur Verfügung gestellt. Bei den Kritischen Einführungswochen 2021 des AStA der Uni Gießen sorgte ein Workshop bei Klimaaktivist:innen im Dannenröder Forst für Aufregung. Die Junge Union, der RCDS und die Liberale Hochschulgruppe vor Ort sahen darin die Unterstützung Krimineller und ein Bruch mit der universitären Neutralität. Die Uni Gießen erklärte damals, sie beobachte die Aktivitäten des AStA mit Interesse, sehe aber keinen Grund für Beanstandungen.