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Zu sehen sind die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion.
Bei der Podiumsdiskussion wurde über die Situation in Iran informiert. (Foto: Julia Vollmer)

Jin - Jiyan - Azadî

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Seit Mitte September 2022 protestieren Iraner:innen für Menschenrechte und gegen das Regime. Die Proteste waren durch den Tod der 22-jährigen Kurdin Jîna Mahsa Amini ausgelöst worden, die nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei ins Koma fiel und wenige Tage später starb. Die Protestierenden setzen sich mit der feministischen Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ („Frauen, Leben, Freiheit“) für Frauenrechte in Iran ein.
Der AStA der HHU veranstaltete am 24.11. in Hörsall 3H einen Abend mit einer Diskussionsrunde und anschließender Filmvorstellung zu den Protesten in Iran. Der Abend begann mit einem Vortrag der Mitorganisatorin Maral Sedighi, Studentin der Medien- und Kulturwissenschaften. Sie ordnete die Ereignisse der letzten Wochen nach dem Tod Jîna Mahsa Aminis ein, der den Beginn der feministischen Revolution markiert. Sie erklärte dabei geschichtliche Hintergründe und ging darauf ein, dass die Situation verschiedenste Gefühle hervorbringen würde: von Wut auf das Regime, bis hin zur Hoffnung auf eine lang ersehnte Veränderung. 
Eine Studentin iranischen Ursprungs beschrieb die Revolution in ihrem vorgetragenen Text als emotionale Achterbahn. Neben Fragen wie „Was wäre wenn…?“ …sie jetzt nicht in Deutschland, sondern in Iran leben würde, behandelte sie in diesem Text vor allem das hin- und hergerissen sein zwischen der Wertschätzung für ihr Leben in Europa und der Sehnsucht nach der Kultur Irans. Sie sagte es sei „Zeit, dass die Menschenrechte an den Ort zurückkehren, an dem sie einst verfasst wurden“.

Die Diskussionsrunde leitete die deutsch-iranische Moderatorin Susan Zare. Die Teilnehmenden Tareq Sydiq (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Konfliktforschung an der Uni Marburg), Mina Imangholi Zadeh (Mitglied bei Apotheker ohne Grenzen und Aktivistin für Frauenrechte), Faranak Rafiei (Mitgründerin der Gruppe „Iran Fact Records“), Amirhossein Samaie (wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Wuppertal) und Ali Samadi Ahadi (Regisseur des Films „The Green Wave“), begannen das Panel mit einem Statement, in dem sie ihre Eindrücke der Ereignisse schilderten. Sie erzählten von ihren persönlichen und beruflichen Bezügen zu Iran und der Revolution. 
Innerhalb der Diskussion machten die Expert:innen die lange Geschichte der Frauenrechtsbewegung in Iran deutlich. Die Bewegung und Dynamik ist nicht neu, wird jetzt aber in den Medien und über Social Media wahrgenommen und verbreitet. Ein weiterer Unterschied ist die Kontinuität, die bei den heutigen Protesten im Vordergrund steht. Das Mullah-Regime versucht die Protestierenden auseinander zu bringen, doch diese lassen sich bisher nicht spalten. In der Diskussion wurde großer Wert daraufgelegt, zu betonen, dass das Regime sich nicht gegen eine Bevölkerungsgruppe richtet, sondern explizit gegen Frauen. Jîna Mahsa Amini wurde nicht geschlagen und ist gestorben, weil sie Kurdin war, sondern weil sie eine Frau war. Außerdem wurde thematisiert, wie wichtig es sei, dass die Protestierenden in Iran durch andere Protestierenden in der ganzen Welt unterstützt werden. Eine starke künstlerische Aktion am Anfang der Revolution und die Reaktion auf diese hätte die Menschen gestärkt ihre Proteste weiterzuführen und den Diskurs auf der internationalen Bühne begonnen. Vor allem die Sozialen Medien würden dabei ein Verbundenheitsgefühl herstellen.

Im Anschluss an die Diskussionsrunde wurde der Film „The Green Wave“ von Regisseur Ali Samadi Ahadi gezeigt. Dieser handelt von den Protesten nach den iranischen Wahlen 2009. Er zeigt, wie brutal friedliche Demonstrierende umgebracht wurden, weil sie gegen die Fälschung der Wahlen demonstrierten. Die kürzere Fassung des Films „Iran Elections 2009“ gewann 2011 den Grimme-Preis.

Jin - Jiyan - Azadî
Frauen - Leben - Freiheit
(Schlachtruf der Revolution)