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Campus

Redaktion:
Zentral auf dem Foto sieht man Haiyti.
Haiyti tritt auf dem Sommerkult auf. (Foto: simp)

„Haiyti will ja Hollywood, hat es aber nicht“

Ein Beitrag von Anna Urban und Maximilian Kisters

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Gangsterpop, Southern-rap, Underground. Zwischen Straße und Kunstakademie schreibt, produziert und rappt Haiyti ihre Songs.

In ihrem Song Hyperspeed surft die Rapperin auf einem Raumschiff an der Elbphilharmonie vorbei und trägt ein oversized Shirt und Stiefel. Dabei führt Haiyti die Hörenden durch eine mit Effekten getränkte Klangwelt, in der Gefühlsbekundungen und Drogensucht eine Platz finden. Begleitet wird das Ganze durch avantgardistische Bilder. Ein typisches Beispiel für ihre Songs ist das nicht, es gibt nämlich keins. Jeder Song, jedes Musikvideo ist anders. Sie verändert sich, umarmt ihre Widersprüche und spielt mit den Genres. Emorap, Hyperpop, Horrorcore: Alles Begriffe, mit denen ihre Musik beschrieben wird.

Die Arbeit mit Widersprüchen ist ein zentrales Motiv ihrer Kunst. „Mir gefällt es einfach mit den beiden Welten zu spielen“. Sie ist keine Perfektionistin, produziert Musik ohne Ende. Einen Song schreibt sie häufig in wenigen Minuten. Auf ihrem Handy fliegen Textfetzen herum, die irgendwann verwendet werden. Deshalb hat sie auch in den letzten zwei Jahren vier Alben und mehrere Singles veröffentlicht. Sie sagt selbst, dass sie auf Quantität setzt und sich nicht in Feinheiten verliert.

Ihre Videos sehen so aus, wie ihre Musik klingt. In Italiano schlürft sie im Whirpool Aperol und isst Pizza. Sie dreht das Video zu Coco Chanel auf Ibiza in der Villa, in der H.C. Strache, der Ex-Vizekanzler Österreichs, beim sog. „Ibiza Skandal“ mit einer russischen Oligarchennichte die österreichische Regierung zerschoss.

Ronja Zschoche heißt die 29-Jährige mit bürgerlichem Namen. Sie kommt vom Hamburger Kiez, ist mit wenig Geld bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. Ihr Talent für Malerei brachte ihr, trotz fehlenden Abiturs, einen Platz an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg ein. Ihr Großvater ist Regisseur, ihre Großmutter Schauspielerin und ihr Vater Musiker.

Theodor Fontane als Inspiration

Interesse für das Texten weckten Dichter wie Theodor Fontane. In Berührung mit der Rap-Szene kam sie über Underground-Künstler:innen, danach  versuchte sie sich schon früh als Rapperin. Damals noch unter Synonymen wie Miami oder Ovadoze. Als Durchbruch gilt ihr 2014 veröffentlichtes Video Szeneviertel, 2015 folgt das erste Studioalbum, in Eigenvertrieb. Haiyti erscheint als Feature bei Moneyboy, Haftbefehl und Xatar. Zusammen mit Kitschkrieg produziert sie eine gemeinsame EP.

2017 unterschreibt sie eine Vertrag bei Universal. Dort erscheinen zwei Alben, bis sie 2020 zu Warner wechselt. Dort veröffentlicht sie zwei weitere Alben veröffentlicht und dann bei Hayati Records noch zwei Alben. 2018 gewinnt sie einen Echo in der Kategorie „Kritikerpreis National“. In der Szene gilt sie als eine der individualistischsten Künstlerinnen.

Über Haiyti als Kunstfigur spricht sie in der dritten Person. Haiyti will gern mehr als sie hat. Wo die Grenzen zwischen Ronja und Haiyti verlaufen ist unklar, klar ist Haiyti schafft Kunst. Wohin sie geht wissen wir nicht, in Musikvideos geht sie weg. Am Ende von Hyperspeed geht sie zwischen Luke Skywalkers Raumschiff ins Dunkle.