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Campus

Die vier Organisator:innen des Sommerkults lächeln in die Kamera
Die Planung des Festivals hat vor über einem Jahr begonnen (Foto: Hannes Rudolph)

"Die Toten Hosen fragen wir aus Prinzip jedes Jahr an"

Ein Beitrag von Hannes Rudolph

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Theresa Stärk und Lara Lehmann leiten das Organisationsteam des Sommerkult-Festivals. Wie stellt man so ein Festival auf die Beine? Ein Besuch im Kulturreferat.

Ein Mittwochnachmittag Ende April, Campus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Keine 100 Meter entfernt vom Parkplatz P2, dem Sommerkult-Festivalgelände, treffe ich Theresa Stärk und Lara Lehmann im Büro des AStA-Kulturreferats. Drei Arbeitsplätze, gemütliche Sofas, an den Wänden hängen Poster einiger vergangener Sommerkult-Festivals und weiterer Veranstaltungen des Kulturreferats. In der Ecke steht ein DJ-Setup. „Wir haben gerade neue Möbel bekommen“, erzählt mir Lara. Sie ist 26 und studiert im Master Kunstvermittlung und Kulturmanagement. Seit 2019 ist sie aktiv im Kulturreferat. Ihre Kollegin Theresa Stärk, 28, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HHU und promoviert im Fach Kunstgeschichte. Seit 2017 ist sie im Kulturreferat tätig, 2018 wirkte sie zum ersten Mal am Sommerkult mit. Dieses Jahr übernimmt sie erstmalig die Leitung des elfköpfigen Teams.

Bei unserem Treffen sind es noch genau sieben Wochen bis zum Festivalbeginn. Es laufe gut, zeigen sich die beiden erfreut. Gerade stehen sie noch in Kontakt mit den Künstler:innen und Booking-Agenturen, um die letzten Feinheiten der Verträge auszuhandeln. In ein paar Tagen wollen sie dann in die Promophase starten.

Ein Jahr Planung

Die Planung des Festivals begann fast ein Jahr früher. Los ging es mit der Ausschreibung von zwei Projektstellen. Das Team führte Bewerbungsgespräche und arbeitete die neuen Mitarbeitenden auf den Projektstellen ein. Yvonne Fraunhoffer kam neu ins Kulturreferat, Moritz Pigulla war schon vorher Teil des Teams als Techniker. Danach hat die intensive Arbeit in den verschiedenen Arbeitsfeldern begonnen. Theresa zeigt mir eine endlos erscheinende Liste: Projekt- und Zeitmanagement, Genehmigungen, Booking, Rahmenprogramm, Verpflegung auf dem Festivalgelände und Backstage, Social Media und PR, Technik, Security, Koordination der 50 ehrenamtlichen Helfer:innen, Sponsoring, Awareness, Afterparty…

Bei Theresa und Lara läuft alles zusammen. „Wir sind ein rein studentisch organisiertes Festival. Wir machen alles selbst ohne Agentur“, erklärt Lara. Das sei teilweise sehr nervenaufreibend mit vielen Ups und Downs verbunden. Es gehe darum, für alle Schritte nicht nur einen Plan B, sondern im besten Fall auch einen Plan C und Plan D parat zu haben. In den Wochen vor dem Festival wird die Leitung zum 24/7-Job. „Jeden Tag steht etwas an. Wir sind immer per Mail erreichbar, tun das, was gerade anfällt und koordinieren die nächsten Schritte“, berichtet Theresa. Auch im Privaten nimmt das Festival viel Raum ein: „Unsere Freund:innen können das Thema Sommerkult irgendwann nicht mehr hören!“.

Theresa betont die gute Gemeinschaft und die Zusammenarbeit im Team. Das Sommerkult sei ein Herzensprojekt von allen Beteiligten: „Wenn alles mal läuft, macht es am meisten Spaß!“. Nach der pandemiebedingten Zwangspause war das Festival im Jahr 2022 wieder ein großer Erfolg. In diesem Jahr könne das Team auf wertvolle Erfahrungswerte zurückgreifen, erläutert Lara, die schon im letzten Jahr die stellvertretende Leitung des Orgateams übernommen hat. Sie fängt nicht bei null an, wenn sie etwa mit der Uni und dem Bauamt über das Räumungskonzept und den Lageplan des Festivalgeländes verhandelt. Spaß macht ihr diese Aufgabe aber nicht besonders: „Das kann echt nervig werden. Obwohl ich weiß, wie wichtig diese Konzepte sind. Wir habe eine große Verantwortung“. Das Sommerkult wird durch den AStA der HHU und Getränkeeinnahmen finanziert. Auch das Orgateam spürt die Inflation. Gerade wenn sie externe Dienstleister beauftragen, merken Theresa und Lara, dass alles teurer geworden ist.

Elektronisch, poppig, gendergerecht

Musikalisch hat sich das Sommerkult stark gewandelt. In den Anfangsjahren zählten die Macher:innen auf Rock und Punk. Heute ist der Sound elektronisch, poppig und tanzbar. Das Booking ist ein langwieriger Prozess. „Als kleines Festival mit begrenztem Budget hat man oft das Nachsehen“, erklärt Lara. „Oft weiß man vorher gar nicht, wie viel ein Act kostet. Da muss man erstmal eine Anfrage schicken“. Schätzungsweise hat das Team für das diesjährige Festival sechzig bis siebzig Acts angefragt. „Eine Band fragen wir aus Prinzip immer an“, merkt Lara ironisch an:, „die Toten Hosen!“. Liegen die Zusagen vor, beginnt das Basteln. Die Festivaltage sollen in sich stimmig sein, die Sounds müssen zueinander passen. Ein großes Problem auf vielen Festivals ist das noch immer oft unausgeglichene Geschlechterverhältnis der Künstler:innen. Letzten Herbst machte die deutsche Indie-Band Blond auf das Thema aufmerksam. Im ZDF Magazin Royale performten die Sommerkult-Headliner aus dem Jahr 2019 ihren Song „Männer“. Theresa und Lara wollen kein männerdominiertes Festival ausrichten: Das Sommerkult hat eine 50%-FLINTA*-Quote.

 

Mit dem diesjährigen Lineup sind die beiden sehr zufrieden. „Wir sind glücklich über nand mit seinem Retro-Sound und The toten Crackhuren im Kofferraum mit ihrem aktivistisch-feministischen Touch“, zeigt sich Theresa vorfreudig. Mit Zsá Zsá habe man außerdem eine musikalische Newcomerin gewinnen können, die viele schon durch ihre Schauspielkarriere kennen. Besonders stolz ist das Leitungsteam darauf, zwei Top-DJs im Line-Up zu haben. Marie Montexier und Pablo Bozzi sind unter Techno-Fans bekannt durch Auftritte in der zum Berghain gehörigen Panorama Bar und in Formaten wie HÖR BERLIN und dem legendären Boiler Room. Das Ziel sei es, etablierte mit nicht-etablierten und lokale mit überregionalen Artists zu mischen. Das sei perfekt aufgegangen, so Theresa und Lara.

Gin und Häppchen

Die Festivaltage werden für Theresa zum Rush: „Schon allein der Aufbau der schweren Zäune und Wellenbrecher, danach ist man platt“. Kurz danach trudeln die ersten Künstler:innen ein – manchmal mit Sonderwünschen. „Vor ein paar Jahren hatte ein Artist einen besonderen Gin auf dem Rider. Also sind wir losgezogen und haben in ganz Düsseldorf nach diesem Gin gesucht“, erzählt Theresa. Wenn der erste Act auf der Bühne steht und sich das Gelände mit 1500 Menschen füllt, komme man als Teammitglied kaum zum AStA-Büro, um kurz Pause zu machen und etwas zu essen: „An jeder Ecke hat noch jemand eine Frage oder es gibt etwas zu klären, ständig wirst du aufgehalten“. Das Catering sei darauf sogar eingestellt: „Sie wissen genau, dass wir uns da nicht hinsetzen und eine normale Mahlzeit zu uns nehmen. Deswegen machen sie kleine Häppchen für uns“, berichtet Theresa. Während des Festivals schläft ein Mitglied des Teams im Büro, um beispielsweise für die Sicherheitskräfte ansprechbar zu sein.

Das Sommerkult-Team

Das Kulturreferat ist mit 11 Mitgliedern das größte Referat des AStAs der Heinrich-Heine-Universität. Neben dem Sommerkult organisiert das Kulturreferat während des gesamten Semesters viele Veranstaltungen auf dem Campus, aber auch in und mit zahlreichen Kooperationspartner:innen der Düsseldorfer Kulturlandschaft.

Das Team besteht aus: Theresa Stärk (Leitung), Lara Lehmann (stellvertretende Leitung), Moritz Pigulla (Sommerkult-Projektstelle; Projektkoordination und Booking), Yvonne Fraunhoffer (Sommerkult-Projektstelle; Projektkoordination und Booking), Nils Gregorius (Veranstaltungstechnik), Ildar Fatkullin (Veranstaltungstechnik), Ejra Mehić (Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Design), Eda Nur Durgut (Referentin für Social Media), Emilie Piechulla (Referentin für Theater und Literatur; Helfer:innenkoordination), Lisa Mayer (Referentin für Kunst; Rahmenprogramm und Requisite) und Jan Braslawski (Referent für Musik; Backstagekoordination und Bandcontestorganisation).

Das Team des Kulturreferats wird unterstützt vom Team des AStA: der AStA-Vorstand, Petra Walbergs (Buchhaltung), Ute Engels (Sekretariat), Barbara Lederer (Teamassistenz) und Lara Volkmer (Finanzreferat).

Das Team bedankt sich von ganzem Herzen bei allen weiteren Helfer:innen und Kooperationspartner:innen!

Für die Campuskultur

Das Sommerkult will ein Festival für alle Studis sein. Das treibt Theresa und Lara an: „Die HHU braucht mehr Campusleben. Wir möchten das Wir-Gefühl der Studis stärken“. Studieren heiße nicht nur, im Hörsaal zu sitzen. Von der Universität wünschen sich die beiden noch mehr Dankbarkeit und Unterstützung. Theresa drückt es vorsichtig aus: „Wir haben manchmal das Gefühl, das Sommerkult ist mehr geduldet als erwünscht“. Wenn es zum Beispiel um Werbemöglichkeiten auf dem Campus gehe, wünscht sich Lara mehr Kooperation: „Wir sind keine Veranstaltung der Universität, aber wir setzen uns aktiv für mehr Leben auf dem Campus ein. Wir hoffen, dass die Uni das sieht“.

Theresa und Lara wünschen sich, dass beim Sommerkult Studis aller Fachrichtungen zusammenkommen und gemeinsam eine gute Zeit haben: „Tanzt, feiert, habt Spaß und vergesst den Stress! Genießt die Campuskultur!“. Sie seien außerdem jederzeit ansprechbar für Feedback. „Wir wollen wissen, was ihr gut fandet und was wir besser machen können“. Was sie machen würden, wenn die Toten Hosen eines Tages tatsächlich zusagen, frage ich zum Abschied. „Dann hätten wir ein Problem“, schmunzelt Lara.

Printausgabe Sommerkult '23

Dieser Artikel ist Teil unseres Magazins zum Sommerkult-Festival 2023. Deshalb ist er auch bereits gedruckt erschienen. Das Festival findet am 15. und 16.06 statt.