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Campus

Redaktion:

Antidiskriminierungsreihe „Campus für alle“ ist gestartet

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Als Nächstes steht der Themenblock „Diskriminierung“ an. Zu dem Thema soll es einen Vortrag und zwei Vernetzungstreffen geben. Eröffnet wurde die Reihe mit einem Vortrag von Andreas Foitzik, dem Antidiskriminierungsexperten des Vereins adis e.V. In seinem Vortrag, mit dem Titel: „Diskriminierungen im Alltag“ sprach er mit den Zuhörenden über gesellschaftliche Ausgrenzung und allem was dazu gehört. Der Vortrag war bewusst interaktiv gestaltet, ließ viel Raum für Fragen aus dem Publikum und schuf einen geschützten Raum für Diskussion und Austausch.

Diskriminierung ist kein Einzelfall, sondern erfolgt strukturell

Foitzik betonte gleich zu Beginn, dass Diskriminierung kein individuelles Fehlverhalten Einzelner sei, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Dabei führte er ein Bespiel an. Er nutzte die Metapher eines im Wasser schwimmenden Hais. Übertragen auf Diskriminierung, wäre dann nicht der Hai die Diskriminierung, sondern das Wasser in dem er schwimmt. Denn Foitzik sagt, Diskriminierung zeigt sich nicht nur in offenen Anfeindungen, sondern oft in subtilen, kaum sichtbaren Mechanismen. Dabei gehe es vor allem um Wirkung, nicht um Absicht. Das bedeutet: Auch ohne böse Absicht kann ein Verhalten diskriminierend wirken. Etwa wenn vermeintlich „neutrale“ Regeln bestimmte Gruppen systematisch benachteiligen. Ein Beispiel aus dem Vortrag: Eine Studie der Universität Linz zeigte, dass eine Frau mit dem Nachnamen „Bauer“ bei Bewerbungen deutlich häufiger eingeladen wird als eine Frau mit dem Namen „Öztürk“. Noch seltener wird sie eingeladen, wenn diese auf dem Bewerbungsfoto ein Kopftuch trägt. Das zeigt: Diskriminierung wirkt, auch wenn sie oft unbewusst geschieht.

Zwischen Selbstbild und gesellschaftlicher Realität

Ein zentraler Begriff des Vortrags war das sogenannte „Othering“ – also die Konstruktion von „den Anderen“. Foitzik machte deutlich, wie sehr gesellschaftliche Machtverhältnisse beeinflussen, wer als „normal“ gilt und wer als „nicht normal“ wahrgenommen wird. Die Vorstellung eines gemeinamen „Wir“ und eines diffusen „die Anderen“ prägt nicht nur politische Diskurse, sondern auch den Alltag. Wer nicht in dieses Bild passt, wird oft reduziert, infrage gestellt oder gar nicht erst mitgedacht. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel war die Schilderung einer schwarzen Schülerin, die im Empowermentprojekt von adis e.V. berichtete, dass sie ihre Haare niemals offen trage – weil Fremde und Bekannte ungefragt hineingreifen. Solche Erfahrungen machen deutlich, wie tief Diskriminierung in scheinbar alltäglichen Handlungen verankert ist.

Dialog – Auch im Vortrag

Was den Vortrag besonders auszeichnete, war die interaktive Gestaltung. Foitzik lud das Publikum immer wieder ein, Fragen zu stellen oder auch eigene Erfahrungen einzubringen und sich kritisch mit dem Gehörten auseinanderzusetzen. Diese Offenheit sorgte für eine besondere Atmosphäre, jenseits eines klassischen Vortragssettings entstand ein echter Dialog. Viele Zuhörer*innen nutzten die Gelegenheit, um eigene Diskriminierungserfahrungen zu benennen oder nach konkreten Handlungsansätzen zu fragen. Dabei wurde schnell klar, dass Diskriminierung zu erkennen oft schwierig ist, gerade wenn man selbst nicht betroffen ist. Doch genau deshalb ist es so wichtig, Räume zu schaffen, in denen Erfahrungen benannt werden dürfen.

Empowerment und Verantwortung – zwei Seiten einer Medaille

Zum Abschluss des Vortrags rückte Foitzik die Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt. Diskriminierungserfahrungen sind nicht nur verletzend, sie können auch lähmen, beschämen und bechädigen das Selbstwertgefühl. Gleichzeitig sprach er von der Kraft des Empowerments. Die Möglichkeit, sich zu wehren, sich zu vernetzen und die eigene Geschichte selbst zu erzählen. Doch Empowerment allein reiche nicht aus. Auch privilegierte Personen, also jene die nicht oder weniger von Diskriminierung betroffen sind, tragen Verantwortung. Sie können Räume öffnen, zuhören, ihre eigenen Privilegien reflektieren und sich bewusst zurücknehmen. Foitzik sprach dabei von Powersharing: Wer über Macht verfügt, kann sie teilen und zwar nicht als Geste der Großzügigkeit, sondern als Akt der Gerechtigkeit.

Ein Vortrag der Gefühle anspricht, die schwer zu formulieren sind

Der Vortrag von Andreas Foitzik war nicht nur informativ, sondern auch emotional und politisch. Er forderte das Publikum dazu auf, eigene Denkmuster zu hinterfragen und gesellschaftliche Strukturen nicht als gegeben hinzunehmen. Dabei ergab sich das Gefühl, dass hinter diesem sehr inflationär benutzen Begriff „Diskriminierung“ geschaut wird und Betroffenen, als auch nicht Betroffenen erklärt, warum Diskrimierung uns alle angeht. Besonders wertvoll war die Möglichkeit zum direkten Austausch, der den Abend lebendig und nahbar machte. Trotzdem war auch dieser Vortrag nur ein Anfang für die Zuhörenden. Denn Diskriminierung zu erkennen, bei anderen wie bei sich selbst, ist oft der erste Schritt in Richtung Veränderung.