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CDs stehen aufgereiht im Regal.
Symbolbild (Foto: Marlene Guthseel)

brandneu auf der [97.1]

Ein Beitrag von Helen Hatzfeld, Marlene Guthseel und Dennis Rettberg

Auf dieser Seite

Jede Woche bringt hochschulradio düsseldorf neue Musik auf die 97.1. Wir spielen sowohl die angesagteste Musik aus dem Kosmos der Alternative-Szene als auch die besten Newcomer:innen und Geheimtipps. An dieser Stelle präsentieren wir jede Woche die Hintergründe zu unseren neusten Favorit:innen - diese Woche mit Everything Everything, Yard Act, Casisdead, Egyptian Blue, Mia Morgan und Temmis.

Everything Everything - Cold Reactor

Da meint man, das letzte Album der Indie-Veteranen von Everything Everything ist gerade erst her, da kommt die Kombo aus der englischen Musikhochburg Manchester schon wieder mit einem Album um die Ecke. "Mountainhead" wird es heißen und soll am 1. März 2024 rauskommen. Angekündigt wird es vom leicht hymnischen "Cold Reactor", das die Band gerade veröffentlicht hat. Thematisch, sagt Sänger Jonathan Higgs, beschäftigt sich der Song mit der Zukunft; dem Drang, immer weiter zu wachsen und sich auszudehnen, nur um zu merken, dass es zu Lasten der eigenen Welt und auch des eigenen mentalen Zustands geht. Auch Isolation und Kommunikation im heutigen technischen Zeitalter sind Thema. Kurz, es dreht sich voll und ganz um die Einflüsse der Technik in unserem Alltag. Das Album selbst soll ein politisches Konzeptalbum werden, das eine alternative, dystopische Gesellschaft zeigt.

Musikvideo: Everything Everything - Cold Reactor
Musikvideo: Yard Act - Dream Job

Yard Act - Dream Job

Nachdem Yard Act im vergangenen Jahr ihr Debütalbum "The Overload" veröffentlicht und damit Musikmedien auf der ganzen Welt oder zumindest in Europa begeistert haben, sind sie jetzt mit Songs wie "The Trechcoat Museum" und "Dream Job" auf dem besten Weg zu ihrem zweiten Werk. Titel und Datum für das Album gibt es ebenfalls bereits: "Where's My Utopia" soll voraussichtlich am 1. März 2024 erscheinen. "Dream Job" ist als aktuelle Single nicht nur die musikalische, sondern auch die visuelle Fortsetzung von "The Trenchcoat Museum". Inwiefern die Musikvideos zusammenpassen, erfährt man am besten, wenn man sie sieht, denn wie alles, was von Yard Act kommt, sind beide schwer in Worte zu fassen, und das auf die bestmöglichste Art und Weise.

Casisdead - Venom

Viele Menschen mögen behaupten, ihr:e Ex sei ein wenig crazy. Ob dies immer der Wahrheit entspricht, ist eine andere Frage. Doch in Casisdeads neuer Single erzählt der Rapper von einer Frau, die das Ende ihrer Beziehung auf wirklich unkonventionelle Weise verarbeitet. Von Stalking zu mit Lippenstift geschriebenen Morddrohungen auf dem Spiegel, zur Entführung seiner Kinder, zu einem Heiratsantrag ist in dieser lyrischen Achterbahn alles dabei. "Venom" vereint einen nostalgischen Groove und schnittige Synths mit fesselndem Storytelling. Die Single ist Teil von dem Debütalbum "Famous Last Words", das nun nach mehr als einem Jahrzehnt aktiver Musikkarriere mit seinen 23 Tracks und einer ganzen Reihe von unglaublichen Kollaborator:innen wirklich ein Glanzstück in der Diskographie des englischen Rappers ist. Bei dem Musikvideo für "Venom" hat Casisdead selbst Regie geführt.

Musikvideo: Casisdead - Venom
Musikvideo: Egyptian Blue - Nylon Wire

Egyptian Blue - Nylon Wire

Gegensätze ziehen sich manchmal an. Zumindest gilt das für Musik auf jeden Fall. Das zeigt auch das neue Album der britischen Postpunk-Band Egyptian Blue. Denn die Attribute "schroff" und "eingängig" oder "melodisch" und "abgespacet" scheinen dort zu verschmelzen - selten für ein Genre, das oft sehr hart und für viele abschreckend wirkt. Das Album "A Living Commodity" ist für Egyptian Blue genau dieser schmale Grat, einer mit viel Tiefgang. Frontmann Leith sagt zum Album nämlich: "Der Titel 'A Living Commodity' steht für einen Zustand der Selbstreflexion, in dem man alles in seinem Leben sein kann. Aber eben auch nichts. Gefangen in der eigenen Realität. Am Steuer eines Lebens, das man sich nicht ausgesucht hat. Dennoch bestimmst du den Inhalt dieses Lebens und erntest, was du säst." Unser Tipp vom Album ist das energische "Nylon Wire".

Mia Morgan - Mitten in den Massen

Einsamkeit ist eines der Gefühle, die zur Großstadt gehören wie volle U-Bahnen und die Verkaufsstellen, die je nach Region eben Späti, Trinkhalle, Kiosk oder Büdchen heißen. Von genau dieser Einsamkeit erzählt Mia Morgans neuer Song "Mitten in den Massen", der ein Start in ein neues Kapitel sein soll. Und klanglich ist er das auch ganz eindeutig, den so brachial wie in "Mitten in den Massen" kennt man ihre Musik sonst nicht. Dass sie das Wavepop-Shirt abgestreift hat und durch eine neue Tür gegangen ist, bringt auf jeden Fall frischen Wind mit. Produziert wurde der Song, genau wie sein Vorgänger "Wiedergänger", übrigens von Gitarrist Lukas Korn, mit dem wir bald vielleicht noch viel mehr Facetten von Mia Morgan kennenlernen dürfen.

Musikvideo: Mia Morgan - Mitten in den Massen
Musikvideo: Temmis - Alles brennt

Temmis - Alles brennt

Ländliche Langeweile erdrückt so manche Teens und führt zum Entkommen - oft in die Fantasie, in diesem Fall eine, in der man seine Hände an der herunterbrennenden Stadt wärmt. "Alles brennt" ist die neuste Single von Temmis, einer Tübinger Band, die gerne den 80er-Postpunk-Sound erforscht und damit der neuste Star eines Genres ist, das oft als die Neue Neue Deutsche Welle bezeichnet wird. Mit ihren aktuellen Singles strecken sie ihre Fühler nach Neuem aus und entwickeln ihren Sound immer weiter. Während "Arterien" technolastiger und härter klingt, ist "Alles brennt" deutlich weicher und mischt Indiepop-Einflüsse mit dem geordneten Chaos von Shoegaze. Minimalistische Strophen heben die vollgepackten, aber abgerundeten Refrains hervor. Die Vocals lassen sich sowohl mitsummen als auch rauschreien, je nachdem, wie laut man sein Radio stellt, oder auch vielleicht dann, wenn man das Quartett im Dezember auf Tour sieht.