brandneu auf der [97.1]

Schon vor rund einem Jahr hat PinkPantheress den ersten Schnipsel von ihrer aktuellen Single "Mosquito" über TikTok veröffentlicht. Jetzt ist das Warten und Rätseln für die Fans erst mal vorbei, und die Britin hat sich für eine der vielen Versionen entschieden. Geholfen hat ihr dabei der Produzent Greg Kurstin, der in den letzten Jahrzehnten vor allem mit Künstlerinnen wie Sia, Adele, Pink und Lily Allen zusammen gearbeitet hat. Im zum Song passenden Musikvideo versucht PinkPantheress, "Frühstück bei Tiffany"-Vibes einfließen zu lassen, so schreibt sie zumindest auf Instagram. Ob das geklappt hat, das sollte jede:r für sich entscheiden. Der Song ist ihr jedenfalls trotz der langen Anlaufphase gelungen.

Der Traum von vielen Musiker:innen ist zweifelsohne, einen Welthit zu schreiben. Das hat der 24-jährige Rapper Powfu (bürgerlich Isaiah Faber) aus Kanada bereits hinter sich. 2020 hat er mit "Coffee For Your Head" einen viralen TikTok-Hit geschrieben, der heute unfassbare 1,5 Milliarden Streams auf Spotify hat. Für viele wäre damit der sprichwörtliche Drops gelutscht. Nicht aber für Powfu. Mit Alben und EPs hat er sich über die Jahre international eine Fanbase aufgebaut, Musikpreise gewonnen, und wurde bei großen Plattenlabels gesigned. Was aber bleibt, ist sein Sinn für vielschichtige Rapmusik, die immer zugänglich, leicht, und auch oft einen Touch melancholisch ist. Powfus Songs sind Gefühle mitten aus der Gen Z. Für den neuen Song "Walk On Wine" holt er sich Verstärkung bei Cody Lawless und Milkshakes In The Valley.

Zehn Jahre nach dem Debüt und vier Jahre nach dem letzten Album erscheint Cherry Glazerrs aka Clementine Creevys "I Don't Want You Anymore", ihr neues Album, das eine emotionale Tiefe zu bieten hat, die man in dieser ungefilterten Form heutzutage selten findet. Die letzten Jahre voller Reflektion über sich selbst und über ihre Beziehungen dienen als Material für ihre Musik, und die Musik zur Verarbeitung ihrer inneren Konflikte. Jeder Track geht unter die Haut und wird von Creevys und Yves Rothmans Produktion untermalt. "Bad Habit" ist der zweite Track und handelt davon, gefangen in einer Beziehung zu sein, die ultimativ nicht guttut und von der man sich dennoch nicht lösen kann. Der innovative und zugleich nostalgische Track ist definitiv eine gute Einführung ins Album und zeigt zeitgleich eine verletzliche und funky Seite nach dem akustischen Intro-Track.

HipHop? Das kann doch gefühlt jede:r heutzutage. Zumindest mag man auf diesen Gedanken kommen, wenn man sich die Unmengen an Rap-Artists anguckt, die wie Pilze aus dem Boden sprießen. Aber Double Time-Rap? Das ist dann doch die Königsklasse. Dominik Hartz hat sich dieser Challenge angenommen - und sie tatsächlich auch gemeistert. Nachdenkliche Lines treffen bei ihm auf einfache Alltagslyrics, alles komprimiert in knapp zwei Minuten wie im neuen Song "Sie wollen dies sie wollen das". Dominik gilt im Indie-Rap durchaus aus Szene-Tipp und hat schon im Vorprogramm von Acts wie Bruckner oder auf dem MS Dockville gespielt. Spannend ist aber, dass Dominik auch eine komplett andere Seite hat. In seinem "anderen Leben" ist er nämlich Theaterschauspieler und hat schon beim Berliner Ensemble gespielt.

Inmitten von Arlo Parks' traumhaften Sounds auf dem Album "My Soft Machine" schwebt der Song "Purple Phase", eine schemenhafte Erzählung mit tragender Musik und ruhigem Gesang. Die Lyrics erzählen die Geschichte von Jodie, die unter anderem mit einem Drogenproblem kämpft. Die Erzählerin tut dies allerdings als nur eine (lila) Phase ab. Die Hilflosigkeit und der Drang, zu helfen, den die Erzählerin nie erfüllen kann, lenkt sie zum Schönreden der Situation. Das Gefühl, dass alles zusammenstürzen wird, und die Erkenntnis, keinerlei Kontrolle darüber zu haben, werden wunderbar durch die Wiederholung im Chorus gezeigt. Er hört sich fast so an wie etwas, wovon sich die Erzählerin selbst überzeugen möchte, obwohl sie weiß, dass es wahrscheinlich nicht die Wahrheit ist.

Die drei Nordiren von Two Door Cinema Club haben sich soundmäßig ganz eindeutig aus ihrer Komfortzone herausgewagt, denn die aktuelle Single "Sure Enough", mit der sie ihre nächste Tour angekündigt haben, klingt nach vielen verschiedenen Einflüssen aus der Rockgeschichte, aber eben nicht typisch nach Two Door Cinema Club. Auch inhaltlich wagt sich das Trio aus dem bequemen Dasein heraus. In einem Pressestatement zu Songs schreiben sie: "Comfort, safety and security are all easy to come by. All you must do is accept the lie." Vielleicht gibt es ja neben der Tour noch weitere neue Musik von Two Door Cinema Club. Und wie auch immer diese dann klingt, es verspricht, spannend zu werden.