brandneu auf der [97.1]

Deutsche Band, Synthesizer, Autobahn – nein, hier ist ausnahmsweise mal nicht Kraftwerk gemeint. Aktuell vereint das Berliner Duo Children nämlich in seiner neusten Single "Bitte fahr mich" genau diese Elemente. Der Songtext nimmt Hörende mit auf einen eskapistischen Roadtrip, während die die beiden Musikerinnen Retro-Synthesizer auffahren, ganz im Sinne ihrer selbstgewählten Genrebezeichnung Future Retro Pop. Ob "Bitte fahr mich" der Hinweis auf ein neues Album von Children ist, das an "Hype" von 2020 anschließt, ist noch nicht bekannt. 

Ein Blick in beliebte Songs dieses Jahres beweist: Die 2000er sind zurück! Die Retro-Welle umfasst mittlerweile auch das erste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. Entsprechend oft hören wir Stile wie College Rock oder rockigen Lofi-Sound, gemischt mit modernen Elementen wie Bedroom Pop. Diese Mischung hat jetzt auch die australische Künstlerin Mallrat gewagt. Ihr neuer Song "Teeth" klingt nämlich auf den ersten Blick unaufgeregt und ruhig, vereint viel Bedroom-Sound, hat aber auch einige kratzige Elemente. Mallrat selbst sagt dazu, dass, wenn dieser Song 2004 rausgekommen wäre, er vermutlich auf dem Soundtrack der populären Serie "OC California" gelandet wäre. Wir sagen: Stilistisch würde das echt gut passen - aber nicht nur da, sondern auch auf unserer Playlist. Mehr von Mallrat gibt es spätestens am 13. Mai, wenn das Album "Butterfly Blue" veröffentlicht wird.

Nach ihrer letzten Single "Holiday From Reality" über eine Pause von all den verrückten Geschehnissen in der Welt geht die britische Sängerin Poppy Ajudha wieder mitten rein in die politische Realität. Ihren neuen Song "Playgod" hat Poppy nämlich geschrieben, als 2019 im US-Bundesstaat Alabama ein Gesetz verabschiedet wurde, das Abtreibung so gut wie komplett verbietet, und 2021 Texas ein ähnliches Gesetz unterzeichnet hat. "Playgod" ist dementsprechend eine Anklage, dass vorwiegend (alte, weiße) Männer über die Selbstbestimmung von Frauen entscheiden. Es geht auch darum, dass Frauen sich gegen Ungerechtigkeit zusammenschließen sollen und dass auch Männer dabei helfen können, systemische Veränderungen herbeizuführen. Dem Thema entsprechend hat "Playgod" einen roughen Rock-Soul-Sound, der an "Turntables" von Janelle Monae erinnert. Das neue Album von Poppy heißt "The Power In Us" und kommt am 22. April raus.

Im Indie-Film "The Pink Cloud" aus dem letzten Jahr zwingt eine tödliche rosa Wolke die Menschen in die Isolation ihrer Wohnungen. Der Film wird damit oft als Metapher für die Corona-Pandemie interpretiert, obwohl er vor Pandemiebeginn gedreht wurde. Ein ähnliches Bild wie "The Pink Cloud" verwendet der Leipziger Musiker Florian Sievers, besser bekannt als Das Paradies, in seiner aktuellen Single "Rosa Luft". Laut Spotify-Songinfo steht die rosa Luft für ein surreales Bild vom Hier und Jetzt. Der Song – und auch das im Juni kommende Album "Transit" – seien voller Kipppunkte, Zwischenräume und Entrückungen. Der Sound von "Rosa Luft" ist dagegen allerdings erstaunlich griffig und poppig; ein Stück weniger verträumt als früheres Material von Das Paradies.  

Auch wenn der Album-Release erst ein paar Monate her ist, legen Honne noch mal einen drauf. Das britische Electro-Duo hat gerade eine Deluxe-Version ihres dritten Studioalbums aus dem letzten Oktober mit ein paar zusätzlichen neuen Tracks veröffentlicht. Im Gegensatz zu dem unheilvollen Albumtitel "Let’s Just Say The World Ended A Week From Now, What Would You Do?" strahlt der neue Song "Blessed" eher Dankbarkeit und Optimismus aus. "I’m blessed / I got love all around me/ Making me feel blessed / Got my friends and my family", heißt es dort zum Beispiel. Passend dazu ist der Song in einem leichten Electro-Sound gehalten, an dem zum Beispiel Fans von Easy Life gefallen finden könnten.

Erst im letzten Jahr haben The Black Keys ihr Coveralbum "Delta Kream" veröffentlicht. Seitdem sind sie offensichtlich nicht untätig geblieben. Denn "Wild Child" ist jetzt die erste Single ihres kommenden Albums "Dropout Boogie". Es ist das elfte Album des Duos und soll am 13. Mai 2022 erscheinen. Musikalisch nähren sie sich nach den Cover-Songs wieder dem Stil an, für den sie eigentlich bekannt sind - ein eingängiges Gitarrenriff, ein Bluesrock-Sound der zum Tanzen einlädt, und Chöre im Refrain. The Black Keys sind wieder in ihrer Comfort-Zone angekommen. Und das mit einem Song, der Soundtrack für einen High School-Film sein könnte. Offensichtlich finden das auch die beiden Musiker, denn das Musikvideo zu "Wild Child" könnte der Trailer zu einem solchen Film sein.

Haim, das ist nicht nur der Name der Band, sondern auch der Nachname aller Bandmitglieder. Die Schwestern Danielle, Alana und Este haben vor zwei Jahren mit "Women In Music, Part III" ihr drittes Album veröffentlicht. Eine der drei, Alana Haim, war zuletzt in einem Film von Paul Thomas Anderson, "Licorice Pizza", zu sehen. Jetzt haben Haim mit "Lost Track" ihre erste Single seit Alanas Filmauftritt veröffentlicht. Die erste Zeile haben sie aber schon vor zwei Jahren geschrieben. "I'll never get back what I lost track off" blieb lange liegen, bis sich die drei Frauen vor Kurzem von einem Buch inspiriert fühlen. Haim schreiben: "We were inspired by the idea of doing something [...] drastic to get out of a situation they feel uncomfortable in - just to feel something. [...] We finaly remembered that lyric and wrote and recorded the song and shot the whole thing in a few days."

Der kommende Song, den wir euch vorstellen, ist für uns etwas sehr Besonderes. Immerhin passiert es auch bei uns eher selten, dass wir einen Song aus der Ukraine auf unserer Playlist begrüßen können. Der ukrainischsprachige Song "Stefania" der Folk-Rap-Kombo Kalush, die übrigens aus der gleichnamigen Stadt im Westen der Ukraine kommt, hat genau das aber geschafft mit einem wahnsinnig spannenden Sound. Denn "Stefania" verbindet klangliche Welten. Am Anfang bleibt der Song nämlich noch eher traditionell und folkig, ändert sich aber schnell durch einen einsetzenden Beat und zunehmendes Tempo zu einem urbanen, modernen Rap-Track. Insgesamt wird "Stefania" uns aber nicht nur auf der hochschulradio-Playlist noch öfter begegnen. Kalush werden mit "Stefania" nämlich im Mai beim ESC 2022 in Turin die Ukraine vertreten.

Anfang März hat der belgische Künstler Stromae sein Album "Multitude" veröffentlicht. Seit der letzten Platte "Racine Carrée" waren es ganze neun Jahre ohne Musik. Jetzt hat Stromae zu dem Song "Fils de Joie", der ebenfalls auf "Multitude" erschienen ist, ein Musikvideo veröffentlicht, das laut seiner Aussage das aufwändigste Video war, das er je gemacht hat. Das ist bei den Menschenmengen, die im Video um das Verschwinden einer Sex-Workerin trauern, kaum zu übersehen. Um dasselbe Thema geht es auch im Text von "Fils de Joie". In jeder Strophe erzählt eine andere Person über ihr Verhältnis zu der Verschwundenen. Zuerst hört man, wie im Refrain ihr Sohn, dann ihr Zuhälter und zuletzt ein Polizist mit ihr sprechen. Inspiriert wurde der Belgier durch eine Fernsehsendung, in der die Kinder von Sex-Workerinnen zu Wort kamen.