Zum Hauptinhalt springen

Artikel Bereich

Wahlhelfer Wahl-O-Mat auf dem Handy
Digitale Wahlhelfer werden immer beliebter. (Foto: Valentin Baute)

Wahl-O-Mat und Co: Digitale Wahlhelfer

Ein Beitrag von Noah Dix

Auf dieser Seite

Die Landtagswahl rückt immer näher. Wer sich noch unsicher ist, welche Partei am besten zu den eigenen Positionen passt, kann dies mit Hilfe von Online-Wahlhilfen wie dem „Wahl-O-Mat“ prüfen. Bislang haben die Bürgerinnen und Bürger dieses Angebot 750.000 mal für die Landtagswahl in Anspruch genommen.

Anhand der Nutzer:innen-Antworten, zur Auswahl stehen stimme zu, neutral oder stimme nicht zu, zu 38 Thesen und den Antworten der Parteien zu den gleichen Thesen ermittelt der Wahl-O-Mat die höchste Übereinstimmung. Im Anschluss können die Nutzer:innen die Begründungen der Parteien lesen und so einen tieferen Einblick in die einzelnen Standpunkte der Parteien zu verschiedenen Themen bekommen.

Schon der fünfte Wahl-O-Mat in NRW

Der Wahl-O-Mat ist mittlerweile vielen bekannt, besonders im Rahmen der Bundestagswahl. Zur Wahl im letzten Herbst wurde er über 21 Millionen Mal genutzt. Auf Landesebene gibt es den Wahl-O-Mat seit letztem Jahr in allen Bundesländern. Als letztes Bundesland kam Mecklenburg-Vorpommern hinzu, in Nordrhein-Westfalen gab es ihn schon zu den letzten vier Landtagswahlen. Der erste Wahl-O-Mat erschien bereits auf Initiative der Bundeszentrale für politische Bildung zur Bundestagswahl 2002. Seit 2003 ist auch Stefan Marschall, Professor für Politikwissenschaft an der HHU, an der Entwicklung des Wahl-O-Mat beteiligt.

Gemeinsam mit einem Team aus anderen Wissenschaftler:innen hat er in den letzten Monaten die Erarbeitung der Thesen durch eine Jugendredaktion begleitet. Die Redaktion hat eine Liste mit insgesamt 80 Thesen aus unterschiedlichen Bereichen zusammengestellt, aus denen am Ende, nach Beantwortung aller 80 Thesen durch die teilnehmenden Parteien, 38 für den Wahl-O-Mat ausgewählt wurden.

Junge Menschen entwickeln die Thesen

Vor jeder Wahl können sich junge Menschen bis 26 Jahren für die Redaktionen bewerben. Das geht noch auf die Anfangszeit des Wahl-O-Mat zurück: „Dieses Tool ist entstanden als Tool von jungen Leuten für junge Leute“, so Professor Marschall. Ziel war eine Erhöhung der Wahlbeteiligung bei jungen Menschen mit Hilfe des damals relativ neuen Internets, daher wurden Erst- und Zweitwähler:innen für die Entwicklung gesucht. Mittlerweile wird der Wahl-O-Mat nicht mehr nur von jungen, sondern von Menschen aller Generationen genutzt, dennoch sind die Jugendredaktionen geblieben. Dies habe auch mit dem eher noch unverstellten Blick junger Menschen auf die Politik zu tun, so der Düsseldorfer Politikwissenschaftler.

Ergebnisse sind keine Wahlempfehlung

Nachdem die Nutzer:innen alle Thesen beantwortet haben, wird ihnen in absteigender Reihenfolge die höchste Übereinstimmung mit den Parteien angezeigt. Jedoch sollte mit dem Ergebnis vorsichtig umgegangen werden. Die Bundeszentrale für politische Bildung betont, dass es sich hierbei nicht um Wahlempfehlungen handelt, sondern lediglich einen Anstoß, sich mit den Parteien genauer zu befassen. Professor Marschall erklärt, dass schon kleine Änderungen der Antwort bei einzelnen Thesen das Ergebnis verändern können. Wie genau das passiert, können die Nutzer:innen sich selbst mit der Tuning-Funktion genauestens anschauen. Auch die persönliche Relevanz der Thesen kann nur begrenzt durch die doppelte Gewichtung der Antwort berücksichtigt werden.

„Das soll ein Einstieg in die Politik sein, kein Ausstieg"

- Professor Marschall über den Zweck des Wahl-O-Mats 

Alternativen zum Wahl-O-Mat

Neben dem Wahl-O-Mat gibt es für die Landtagswahl auch alternative Wahlhilfen. Zwar sind sie relativ ähnlich, einige Unterschiede, allem voran die verschiedenen Thesen, gibt es dennoch. So liefert der „WahlSwiper“ zusätzlich zu den Thesen eine kurze Erklärung des Themas, inklusive Videos. Das ist bei einigen komplizierteren Themen durchaus hilfreich, vom Wahl-O-Mat-Team wird auf eine solche Funktion aber bewusst verzichtet. Professor Marschall begründet das mit der Schwierigkeit die Nutzer:innen durch diesen zusätzlichen Input nicht in eine Richtung zu lenken.

Eine weitere Alternative ist der „Wahlkompass“ von der Universität Münster. Hier sind im Gegensatz zu den anderen Wahlhilfen nur Vergleiche mit den sechs großen Parteien (CDU, SPD, FDP, Grüne, AfD und Linke) möglich. Dafür gibt es insgesamt sechs verschiedene Antwortmöglichkeiten, was eine genauere Positionierung ermöglicht. Nach Auswertung der Antworten ordnet der Wahlkompass die Nutzer:innen auf einem politischen Kompass mit den Achsen wirtschaftlich rechts, wirtschaftlich links und konservativ-traditionell, progressiv-ökologisch ein. Ein Ranking und Begründungen der Parteien liefert der Wahlkompass ebenfalls.

Die Nutzung digitaler Wahlhelfer lohnt sich also um einen Überblick über die Parteien zu bekommen und sich anschließend eingehender mit deren Positionen zu beschäftigen – die Wahlentscheidung sollte man sich aber nicht abnehmen lassen.

Zurück